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Die Retter-Bilanz Katastrophenschutz in Bremen: Wie die Einsatzkräfte aufgestellt sind

Wie sind die Hilfskräfte im kleinsten Bundesland aufgestellt, die im Ernstfall zum Einsatz kommen? Antworten hat jetzt Karl-Heinz Knorr gegeben, Bremens oberster Katastrophenschützer.
06.05.2022, 18:00 Uhr
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Katastrophenschutz in Bremen: Wie die Einsatzkräfte aufgestellt sind
Von Christian Weth

Corona-Pandemie, Ahrtal-Flut, Ukraine-Krieg – die Herausforderung für Kräfte, die im Ernstfall zum Einsatz kommen sollen, nehmen zu. So sehr, dass die Nordbremer und Blumenthaler CDU wissen wollten, wie eigentlich die Katastrophenhelfer im kleinsten Bundesland aufgestellt sind. Antworten hat jetzt Karl-Heinz Knorr gegeben, früher Bremens oberster Feuerwehrmann, inzwischen die Nummer eins beim Katastrophenschutz des Landes. Was sich in den vergangenen Jahren geändert hat, welche Probleme es gibt und welche Potenziale. Ein Überblick. 

Warnsysteme: Knorr sagt es gleich: Anders als in anderen Bundesländern gibt es in Bremen keine Sirenen mehr, um Menschen im Katastrophenfall zu warnen. Oder fast keine. Ihm zufolge kann noch eine einzige Sirene aktiviert werden – bei der freiwilligen Feuerwehr in Weddewarden, einem Ortsteil von Bremerhaven. Im Glauben, sie nicht mehr zu brauchen, sind alle anderen abgebaut worden. Inzwischen denken Behördenvertreter anders. 820.000 Euro sollen für neue Sirenen bereitgestellt werden. Knorr ist auch dafür, das Warnsystem Nina zu verbessern. Die App des Bundes soll künftig nicht nur im Online-Modus nutzbar sein.

Schutzräume: Der Katastrophenschützer hat die genaue Zahl nicht parat, schätzt aber, dass es um die 100 Bunker in Bremen gibt. Und einige von ihnen, die nicht umgebaut wurden, sollen nun überprüft werden, ob sie sich reaktivieren lassen. Auch Tiefgaragen wollen Experten inspizieren. Sie arbeiten nicht für Bremer, sondern Berliner Behörden. Bunker, sagt Knorr, sind Bundessache. Er geht davon aus, dass sich viele Anlagen nicht mehr nutzen lassen. Auch die unterm Vegesacker Sedanplatz nicht. Nach seiner Rechnung haben die Bunker in Deutschland nie für alle Menschen gereicht, sondern für zehn Prozent der Bevölkerung.

Ausstattung: Immer wieder werden Fahrzeuge der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks, von Rettungsorganisationen erneuert – und trotzdem gibt es Einsatzwagen, die so alt sind, dass sie in den nächsten Jahren ein H-Kennzeichen brauchen. Der Buchstabe steht für historisch, also für Oldtimer. Der Katastrophenbeauftragte sagt, dass sich die Behördenspitzen bewusst sind, dass gehandelt werden muss. Und dass seit Corona in den Ressorts ein Umdenken eingesetzt hat, wenn es um Vorratshaltung geht. Lager, meint er, waren lange tabu, weil sie Kosten bedeuten. Laut Knorr werden jetzt wieder Hilfsmittel gehortet.

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Personalstärke: Einigen Rettungsorganisationen geht es so wie den meisten Vereinen: Sie haben Probleme, auf ihrer Zahl der aktiven Mitglieder zu bleiben. Bei anderen macht der Katastrophenschützer mittlerweile allerdings einen gegenläufigen Trend aus. Zum Beispiel bei den freiwilligen Feuerwehren. Knorr sagt, dass es immer mehr Jugendabteilungen gibt und deshalb auch immer mehr Nachwuchskräfte, die die Reihen der erfahrenen Helfer auffüllen. Unterm Strich konnte die Personalstärke des Katastrophenschutzes deshalb gehalten werden. Knorr spricht von bis zu 3500 Frauen und Männern, die im Ernstfall helfen können.

Ausbildung: Wie es früher überall Sirenen gab, hatte Bremen auch mehrere Anlaufstellen, in denen jeder lernen konnte, was bei einer Katastrophe zu tun ist. Inzwischen sind die meisten Einrichtungen jetzt Standorte der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks oder einer Rettungsorganisation. So gesehen, findet Knorr, werden die Abläufe auch weiterhin von vielen Menschen immer wieder trainiert. Und dass die Prozesse inzwischen sitzen, daran haben seiner Ansicht nach auch die vergangenen Krisen wie die Pandemie ihren Anteil. Die Routine, glaubt er, hat die Verwaltungs- und Helfereinheiten sensibilisiert und ihre Funktionalität erhöht.

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Fazit: Unterschrieben ist zwar noch nichts, aber laut Knorr gibt es Überlegungen im Bund, den Katastrophenschutz in Deutschland mit zehn Milliarden Euro zu fördern. Die Summe, die er dagegen am liebsten vom Land hätte, ist deutlich kleiner: zwei Millionen Euro – und zwar in jedem der nächsten zehn Jahre. Knorr meint, dass mit diesem Geld das Wichtigste vorangebracht werden könnte: der Fuhrpark der Helfer und deren Technik, um flächendeckende Stromausfälle länger überbrücken zu können als bisher. Sogenannte Blackouts, bei denen das Netz zusammenbricht, hält er von allen Szenarien für die wahrscheinlichste Katastrophe.

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