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Hilfskraft für Nordbremer Schülerin gefunden Endlich schwimmen

Mia Sophie Biskup, bei der Ärzte krampfartige Anfälle diagnostiziert haben, kann jetzt doch beim Schulschwimmen mitmachen: Die Behörde hat eine erste Hilfskraft für das Mädchen gefunden – und auch eine zweite.
19.02.2022, 06:00 Uhr
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Endlich schwimmen
Von Christian Weth

Zweimal hat Mia Sophie Biskup das Schulschwimmen verpasst, weil sie eine Hilfskraft im Wasser braucht, die Behörde aber bisher keine für sie finden konnte. Mittlerweile steht fest: Ein weiteres Mal muss die Achtjährige nicht im Klassenzimmer bleiben, während die anderen Mädchen und Jungen zum Unterricht ins Freizeitbad fahren. Jetzt ist Kourosh Hamlehbar da – ein geflüchteter Iraner, der hat, was eine Assistenz braucht: das Abzeichen fürs Rettungsschwimmen. Er ist nicht der einzige, der eine Lösung für das Problem der Drittklässlerin darstellt.

Dass es jemanden gibt, der ihrer Tochter den Schwimmunterricht ermöglicht, hat Isabelle Biskup in der vergangenen Woche erfahren. Die Mutter bekam Post von einer Blumenthalerin, die von Mia Sophies Fall in der NORDDEUTSCHEN gelesen hatte. Und die von Hamlehbar berichtete, der vor zweieinhalb Jahren nach Deutschland gekommen und die Ausbildung bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft absolviert hat. Die Absenderin war Monika Hoffmann. Sie engagiert sich privat für Flüchtlinge. Hamlehbar kennt sie aus einem Deutschkursus.

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Mia Sophies Mutter hat noch am selben Tag mit dem Iraner gesprochen. Und alle Dokumente an die Bildungsbehörde weitergeleitet, die er ihr gab: Geburtsurkunde, Zeugnisse, Rettungsschwimmer-Zertifikat. Hamlehbar hat die Prüfung in Deutschland quasi zum zweiten Mal gemacht. Im Iran hat er als Sportlehrer gearbeitet, jetzt hilft der 48-Jährige ehrenamtlich alten Menschen im Rönnebecker Stiftungsdorf – und demnächst auch Mia Sophie. Die Behörde hat einen Tag später signalisiert, dass sie ihn als Begleitperson fürs Schulschwimmen anerkennt.

An diesem Montag wird er Mia Sophie zum ersten Mal im Wasser begleiten – und das Mädchen zum ersten Mal mit den anderen aus der Klasse ins Becken steigen. Die Grundschülerin braucht eine Assistenz, weil Ärzte bei ihr krampfartige Anfälle diagnostiziert haben, die ähnlich ablaufen wie bei Epileptikern. Mia Sophie war fünf, als sie das erste Mal die Kontrolle über ihren Körper verlor. Damals hatte sie gerade die Seepferdchen-Prüfung bestanden. Seither ist sie in neurologischer Behandlung. Ihre Mutter sagt, dass niemand weiß, was die Anfälle auslöst. Bisher gab es zwei.

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Hamlehbars Hilfe ist befristet: Zweimal wird er an Mia Sophies Seite sein, wenn sie ihre Bahnen schwimmt. Danach soll eine Schulassistentin übernehmen, die im März anfängt und wie der Iraner über einen Rettungsschein verfügt. Maike Wiedwald sagt, dass an dieser Möglichkeit parallel gearbeitet wurde. Für die Sprecherin von Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) ist Hamlehbar eine schnelle und die Schulassistentin eine dauerhaftere Lösung. Ihr zufolge soll die neue Kraft länger bleiben und der Iraner gefragt werden, ob er bereit ist, anderen Kindern zu helfen.

Die Grundschülerin aus Blumenthal ist nicht die einzige, die beim Schulschwimmen begleitet werden muss. Laut Behördenmitarbeiterin Wiedwald gibt es in Bremen zurzeit sechs Drittklässler, die im Wasser eine Eins-zu-eins-Betreuung brauchen – und noch zwei Schüler, die keine haben. Wiedwald hofft, dass Hamlehbar diese beiden Kinder übernimmt. Und er damit einwilligt, in ein Team von Hilfskräften aufgenommen zu werden, das die Behörde vor Jahren aufgebaut hat, aber noch zu klein ist, um allen Anträgen auf eine Schwimmassistenz gerecht werden zu können.

Wiedwald sagt, dass die Behörde demnächst mit Hamlehbar sprechen will – und noch etwas anderes geprüft wird: die Ausbildung zum Rettungsschwimmer allen Schulassistenten als Lehrgang anzubieten. Nach Ansicht der Behördenmitarbeiterin hätte das den Vorteil, dass so gut wie alle Schulen jemanden hätten, der als Schwimmhilfe infrage kommt. Mit der Folge, dass sie sich auch gegenseitig aushelfen könnten, wenn eine Kraft mal krank wird. Für Wiedwald wäre das die große Lösung. Ob sie kommt, soll sich in den nächsten Wochen zeigen.

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