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Erinnerung an die Opfer Stelen in Blumenthal und Farge: Zum Gedenken an die Todesmärsche

Zur Erinnerung an Todesmärsche, die KZ-Häftlinge im April 1945 von Farge nach Sandbostel antreten mussten, werden zwei Stelen in Bremen-Nord eingeweiht. Sie stehen auf der Bahrsplate in Blumenthal und in Farge.
11.04.2024, 18:00 Uhr
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Stelen in Blumenthal und Farge: Zum Gedenken an die Todesmärsche
Von Julia Assmann

Tausende KZ-Häftlinge mussten am 10. April 1945, wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, vom Farger Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme zum Auffanglager Sandbostel marschieren. Hunderte von ihnen starben unterwegs an Entkräftung oder wurden von den begleitenden Wachmannschaften ermordet. Mit Stelen entlang der Route soll an diese Todesmärsche erinnert werden. Acht der insgesamt 13 Erinnerungsstelen stehen bereits, seit 2022 unter anderem am Küsterhaus in Schwanewede und am Dorphuus Meyenburg. Am Sonnabend werden zwei weitere Stelen in Bremen-Nord eingeweiht: an der Gedenkstätte Bahrsplate und am Bahnhof Farge. Auf den weißen, gut einen Meter hohen Stelen steht senkrecht in Großbuchstaben das Wort "Todesmarsch".

Das Projekt "Todesmarsch Farge – Sandbostel" wurde 2021 ins Leben gerufen. Die Stiftung Lager Sandbostel realisierte es mit der Berufsschule Osterholz-Scharmbeck, den Waldschulen Schwanewede und Hagen-Beverstedt sowie der Oberschule Geestequelle in Oerel. Das niedersächsische Kultusministerium finanzierte es im Rahmen des Förderprogramms „75 Jahre Demokratie in Niedersachsen. Alles klar!?“. Die Stelen aus Beton fertigten Schüler der Berufsschule an. "Die Schülerinnen und Schüler haben sich auch inhaltlich mit der Thematik auseinandergesetzt", erläutert Ines Dirolf, stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Lager Sandbostel.

Außenlager Farge wurde zur Zwischenstation

Beim Bau des U-Boot-Bunkers "Valentin" in Farge wurden ab 1943 Häftlinge aus verschiedenen Lagern eingesetzt. Bis zu 12.000 ausländische Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene und Häftlinge eines Arbeitserziehungslagers wurden gezwungen, dort zu arbeiten. Im Oktober 1943 wurde in Farge zudem ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme errichtet. Etwa 3000 Männer wurden nach Farge gebracht. Als die Nationalsozialisten im April 1945 die Außenlager des KZ Neuengamme räumten, wurde das Außenlager Farge zu einer Zwischenstation für etwa 5000 Häftlinge. Sie wurden aus den anderen Bremer Außenlagern Blumenthal, Schützenhof in Gröpelingen und Osterort auf dem heutigen Stahlwerke-Gelände nach Farge gebracht. Auch KZ-Häftlinge aus Meppen und aus Wilhelmshaven kamen zunächst nach Farge. Ziel war der Abtransport der Häftlinge in das Stammlager Neuengamme.

Von Farge zur "Cap Arcona"

Am 10. April 1945 mussten die KZ-Häftlinge in mehreren Gruppen einen Todesmarsch antreten, der sie von Farge über Schwanewede, Meyenburg und Uthlede nach Hagen im Bremischen führte. "Die SS trieb die geschwächten KZ-Häftlinge in Kolonnen ohne Versorgung durch die Dörfer und Städte", erläutert das Projektteam dazu. Muriel Nägler und Lilja Girgensohn, die 2021 als studentische Mitarbeiterinnen in der Gedenkstätte Sandbostel tätig waren, betreuten das Projekt. Sie recherchierten auch Hintergründe.

Demnach durchquerte der Transport danach Bramstedt und Bokel und machte an der Bahnstation Stubben Halt, um Verwundete und Kranke in einen Zug zu verladen. Der Marsch ging weiter über Beverstedt, Kirchwistedt, Volkmarst und Basdahl bis Barchel. Am 13. April erreichte der Transport Bremervörde, wo die Häftlinge in einen Zug verladen wurden, der sie nach Winsen (Luhe) brachte. Von dort mussten die Häftlinge zu Fuß zur Elbe marschieren. Mit einer Fähre mussten sie nach Neuengamme übersetzen. Kranke Häftlinge wurden in das KZ-Auffanglager im Stalag X B Sandbostel gebracht. Nach zwei Tagen im Konzentrationslager Neuengamme wurden die Überlebenden des Todesmarsches aus Farge mit der Bahn nach Lübeck transportiert. Dort wurden sie auf die „Cap Arcona“ verladen. Bei deren Untergang in der Neustädter Bucht starben die meisten von ihnen.

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Einweihung der Stelen

Zur Einweihung von zwei Stelen lädt die Landeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit der Gedenkstätte Lager Sandbostel und der Internationalen Friedensschule Bremen-Nord für Sonnabend, 13. April, nach Blumenthal und nach Farge ein.

Die Einweihung auf der Gedenkstätte Bahrsplate (Weserstrandstraße) beginnt um 11 Uhr. Nach Ines Dirolf von der Gedenkstätte Lager Sandbostel, Thomas Backhaus vom Ortsamt Blumenthal und Karsten Ellebrecht von der Friedensschule Bremen-Nord wird Kristof van Mierop, Enkel eines ehemaligen Häftlings und Generalsekretär der Amicale International de Neuengamme sprechen. Teilnehmen werden außerdem Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums Blumenthal.

Am Bahnhof Farge (Farger Straße 128) wird die Stele um 12 Uhr eingeweiht. Nach Grußworten von Thomas Köcher, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung und des Denkorts Bunker Valentin, sowie Marcus Pfeiff, Sprecher des Beirats Blumenthal (SPD), erläutert Lilja Girgensohn, die das Projekt betreut hat und heute bei den Arolsen Archives arbeitet, die Rolle das KZ-Außenlagers Farge als Drehscheibe für die Todesmärsche aus dem nordwestdeutschen Raum.

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