Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Tanklager in Farge Testlauf für die Bodensanierung

Über Jahre ist darüber gesprochen worden, dass ein Teil des Bodens im Tanklager saniert werden muss. Jetzt hat der Testlauf begonnen, an dessen Ende feststehen soll, welches Verfahren das beste ist.
05.07.2023, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Testlauf für die Bodensanierung
Von Christian Weth

Im Tanklager ist immer wieder gebohrt worden – mal wegen Blindgängern, mal um zu überprüfen, wie Tief die unterirdischen Treibstoffdepots sind. Jetzt haben Arbeiter erneut Löcher gemacht. Diesmal nicht, um zu gucken, was unten ist, sondern um Boden nach oben zu holen, der so belastet ist, dass er gereinigt werden muss. Entweder biologisch oder mechanisch. Um herauszufinden, was besser ist, hat jetzt ein Testlauf mit Hunderten Kubikmeter kontaminierter Erde begonnen. Bevor eine Grube ausgehoben wird, bei der es um Hunderttausende Kubikmeter geht.

Die Bodenproben sind alle im Bereich des abgerissenen Verladebahnhofs II genommen worden, der am belastetsten gilt. Und alle aus einer Tiefe unterhalb des Pegels vom Grundwasser, das die Schadstoffe weitertransportiert hat. Die Sanierer wollen quasi die Quelle der Kontamination beseitigen. Bei der früheren Gleisanlage sind Kraftstoffe und Kraftstoffzusätze in die Erde gesickert. So viel und so lange, dass die Grube, die später ausgehoben werden muss, 6000 Quadratmeter groß sein wird und bis zu 16 Meter tief. 155.000 Kubikmeter Erde sollen raus und ein Drittel davon, in dem die Rückstände sind, in einem speziellen Verfahren gereinigt werden.

Projektleiter Stefan Ivert sagt, dass die Erde für den Testlauf vor Kurzem weggeschafft wurde. Und dass eine Charge auf das Gelände einer Firma im Stadtgebiet und eine andere auf den Betriebshof eines Unternehmens in Itzehoe transportiert wurde. In Bremen wird die biologische Bodensanierung ausprobiert, in Schleswig-Holstein die mechanische. Später, wenn die Wahl des Verfahrens getroffen ist, soll die Erde nach Möglichkeit auf dem Tanklagergelände bearbeitet werden. Die Sanierer wollen vermeiden, dass Kolonnen von Lastwagen den Farger Boden erst wegschaffen und dann wiederbringen. Es geht um Emissionen, die gering gehalten werden sollen. Und ums Geld.

Lesen Sie auch

Das biologische Verfahren dauert länger als das mechanische. Ivert, der für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben arbeitet, der das Tanklager gehört, rechnet bei der natürlichen Sanierungsmethode in Monaten, bei der technischen in Wochen. Das hat damit zu tun, dass Mikroorganismen langsamer arbeiten als Maschinen. Im ersten Prozess werden dem kontaminierten Boden besondere Bakterien beigemischt, die sich sozusagen von den schädlichen Zusätzen ernähren. Bei der zweiten Vorgehensweise kommt die belastete Erde in eine Anlage, in der sie immer wieder gewässert wird. Der Projektleiter spricht in diesem Fall von einer Bodenwäsche.

Ivert geht davon aus, dass bis zum Herbst feststeht, welche Prozedur die besseren Resultate liefert – und der Bund im Winter entscheidet, wie die Bodensanierung ablaufen soll. Los geht sie dann trotzdem nicht sofort. Das große Baggern ist erst fürs übernächste Jahr vorgesehen, weil im nächsten noch Abläufe geplant und das Großvorhaben ausgeschrieben werden muss, und zwar EU-weit. Zuletzt hat der Projektleiter der Bundesanstalt von 16 Millionen Euro gesprochen, die für die Arbeiten im Tanklager veranschlagt sind. Und davon, dass nicht sicher ist, ob diese Summe auch gehalten werden kann. Egal, welche Sanierungsmethode am Ende zum Zuge kommt.

Zwei Jahre soll es dauern, bis alles fertig ist. Jedenfalls beim Verladebahnhof. Für den Umgang mit den unterirdischen Ausläufern der Rückstände, der sogenannten Schadstofffahne, gibt es keinen Zeitplan. Und noch kein Konzept. Ivert rechnet in den nächsten Wochen zumindest mit einem neuen Plan, wie es mit der Kontrolle des Bereichs weitergeht, in dem das Grundwasser belastet ist. So stark, dass Hauseigentümer südlich des Tanklagers jedes Jahr aufs Neue von der Umweltbehörde davor gewarnt werden, sich im Garten einen Brunnen zu bohren. Oder den, der ihnen vor Jahrzehnten mal gebohrt worden ist, zum Wässern von Büschen, Bäumen und Blumen zu nutzen.

Lesen Sie auch

Die Sanierer haben manche von ihnen jetzt anderweitig verwendet. Ein Teil der privaten Brunnen sind, wenn man so will, zu behördlichen Messstellen geworden. Seit Mai ergänzen sie den Ring der Kontrollstationen, die Auskunft darüber geben sollen, in welche Richtung sich die Schadstofffahne bewegt und wie hoch die Werte sind. Nach Iverts Rechnung gibt es rund um das Tanklager und das angrenzende Wasserschutzgebiet mit seinen Förderbrunnen jetzt mehr als 50 Messstellen. Und in diesem Monat eine neue Analyse des Referats Bodenschutz. Zweimal im Jahr prüft es, in welcher Konzentration noch Spuren etwa von Benzol im Grundwasser sind.

Es ist nicht die einzige Stelle der Stadt, die sich mittlerweile mit den Farger Altlasten beschäftigt. Auch der Geologische Dienst macht das. Seine Mitarbeiter messen allerdings nicht, sie rechnen. Eine Simulation des Geländes soll Aufschluss darüber geben, wie sich die Schadstofffahne entwickelt und wohin. Ivert sagt, dass das Modell eine Möglichkeit mehr ist, um sie zu überwachen. Wann klar ist, ob mehr getan werden muss als bisher, um die Belastung des Grundwassers zu verringern, ist ihm zufolge offen. Momentan wird es in Pumpstationen gefiltert.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)