Im Mai konnte Christian Gerken kaum fassen, was der Bund ihm schrieb: Sein Projekt, aus der Blumenthaler Fliegerhalle eine Schwimmhalle zu machen, wird mit zehn Millionen Euro gefördert. Jetzt gibt es wieder Nachrichten aus Berlin, die der Vereinsfunktionär schwer glauben kann – nur dass sie diesmal anders sind, vor allem weniger erfreulich. An den Zuschuss sind Auflagen geknüpft, die laut Gerken den Kostenplan des Großprojekts durcheinanderbringen. Und den Zeitplan gleich mit. Wenn es denn kein Einlenken gibt.
Der Spartenleiter und sein Team haben nach eigenem Bekunden nie gedacht, dass es leicht wird, das zu machen, was sonst die öffentliche Hand macht: ein Bad zu bauen, weil Becken und Bahnen fehlen. Sie sprachen mit Architekten, Firmen, Vertretern von Behörden, um Planungsvarianten, Kostenvoranschläge, Expertisen einzuholen – um jetzt zu erfahren, dass diese Gespräche im Grunde alle noch mal geführt werden müssen. Gerken sagt, dass ihr Verfahren nun ein öffentliches Verfahren werden soll, obwohl ihr Bad nicht für jeden, sondern für Leistungsschwimmer, Gesundheitssportler und Rehagruppen gedacht ist.
Wie viele Kriterien erfüllt werden müssen, um die Millionen aus Berlin zu erhalten, weiß der Schwimmchef der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack seit August. In jenem Monat bekam er die Vergabeordnung des Bundes und tauschte sich mit denen aus, die den Paragrafentext vertreten. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) kam mit ihrem Stab nach Blumenthal. Die Besucher wollten aus erster Hand erfahren, was die Planer mit ihrem Projekt aus dem leer stehenden Industriebau im Kämmerei-Quartier machen wollen. Und wie. Auch Bundestags- und Bürgerschaftsabgeordnete waren beim Rundgang dabei.
Was das für ihn und seine Helfer bedeutet, dass jetzt eventuell alles anders gemacht werden muss als bisher, formuliert er so, wie er meistens spricht: sportlich. Gerken sagt, dass sie eigentlich gedacht hatten, am Start zu sein und gleich das Kommando Los kommen würde – und dann doch nicht auf die Bahn geschickt wurden, sondern zurück in die Kabine, wo ein neuer Trainingsplan wartet. Dabei hatte das Team angenommen, dass sein Konzept ein gutes Konzept ist. Warum, fragt sich der Spartenleiter, hat der Bund denn sonst dem Zehn-Millionen-Euro-Zuschuss vor Monaten zugestimmt.
Gerken und seine Mitstreiter fürchten jetzt, dass andere zu Ende bringen, was sie begonnen haben. Dass nicht Nordbremer Partner die Fliegerhalle umbauen, sondern irgendwelche Firmen – solche, die ihnen zufolge keinen Lokalpatriotismus haben wie die hiesigen, von denen einige sogar erklärt haben, einen Teil ihrer finanziellen Forderungen für die gute Sache zu spenden. Und dass es noch einmal Jahre dauern könnte, bis das Team so weit ist, wie es schon glaubte zu sein: kurz vor der Auftragsvergabe. Muss das Vorhaben öffentlich ausgeschrieben werden, glaubt Gerken, dann EU-weit. Mit Folgen für den Eröffnungstermin.
Und für die Finanzierung. Der Schwimmchef sagt, schon von mehreren Seiten gehört zu haben, dass bei einer öffentlichen Vergabe das Hallenbad wesentlich mehr kosten wird als bisher angenommen – auch vom Bundesbauministerium. Die Kosten für die Planung, so wurde ihm vorgerechnet, müssten dann rund 25 Prozent des Projektvolumens betragen. Und damit wesentlich höher veranschlagt werden als Gerken und die anderen bisher einkalkuliert haben. Vor der Zusage des Bundes waren sie davon ausgegangen, dass das Bad mit einem großen und einem kleinen Becken für einen Betrag von zehn Millionen Euro zu bauen ist.
Deshalb setzen die Projektplaner nun darauf, dass sich der Bund bei der Zuschussvergabe auf einen Sonderweg einlässt. Gerken ist nicht der Einzige, der das Wort nennt. Auch Uwe Schmidt macht das. Der SPD-Bundestagsabgeordnete aus Bremerhaven findet, dass ein besonderes Vorhaben auch ein besonderes Vorgehen verdient. Der Spartenleiter sagt, dass Schmidt zu den Politikern zählt, die sich früh für eine finanzielle Unterstützung des Fliegerhallen-Umbaus eingesetzt haben – und zu denen gehörte, die beim Besuch der Bauministerin dabei waren. Jetzt will er versuchen, dass das Modellprojekt auch eine Modellförderung erhält.
Schmidt spricht von guten Chancen, dass es so kommt. Und davon, dass er die Entscheidung, was wird, in den nächsten Monaten erwartet – ohne zu sagen, ob in diesem oder im nächsten Jahr. Gerken und seine Mitstreiter hoffen auf 2022. Sie wollen nämlich vermeiden, dass noch mehr Zeit vergeht, ohne dass in der Fliegerhalle, die Bremen für sie und ihr Projekt reserviert hat, nichts passiert. Und dass sie wieder und wieder einen neuen Termin nennen müssen, wann die Arbeiten beginnen, weil es mit dem alten nicht geklappt hat. Zuletzt sollte es in diesem September losgehen.