Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Teilhabe in Bremen-Nord Eine Offensive für die Inklusion

Eine Veranstaltung wie diese hat es in Vegesack noch nicht gegeben: Einen Tag lang geht es im Bürgerhaus um Inklusion – ein Überblick über die Podiumsdebatten und Workshops.
27.06.2023, 18:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Eine Offensive für die Inklusion
Von Christian Weth

Im Vorjahr gab es die Idee, seit Dezember wird sie umgesetzt – jetzt steht das Programm für eine Veranstaltung, die es so im Bremer Norden noch nicht gegeben hat: Einen Tag lang soll es im Vegesacker Bürgerhaus um Inklusion gehen. Und um die Forderung, sie weiter voranzutreiben. Sechs Vereine, Gruppen und Organisationen haben sich für diesen ersten Aufschlag zusammengetan. Mehrere Hundert Gäste werden zu Debatten, Workshops und Vorführungen erwartet.

"Inklusion Nord" heißt das Projekt. Dass sich die Partner diesen Teil Bremens ausgesucht haben, hat einen simplen Grund: Ihrer Ansicht nach gibt es in Burglesum, Vegesack und Blumenthal weitaus weniger Angebote für Menschen mit Behinderungen als in der Innenstadt – und auch kein so verzweigtes Netzwerk wie dort. Dabei gehen die Programmmacher davon aus, dass es in den drei Stadtteilen nicht weniger Blinde, Autisten, Kleinwüchsige, Rollstuhlfahrer und geistig Behinderte gibt als in anderen Gebieten der Stadt: ungefähr 10.000.

So lautet jedenfalls die Hochrechnung von Frank Schurgast. Er hat den rund 12.000 Euro teuren Fachtag initiiert. Schurgast ist der Inklusionsbeauftragte der Nordbremer SPD. Eine Parteiveranstaltung ist trotzdem nicht vorgesehen. Die Sozialdemokraten sind zwar Partner, aber das sind auch der Martinsclub, die Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, der Teilhabetreff und eine Film-Kooperative. Außerdem hat auch Thomas Pörschke von den Grünen mitgeplant. Worüber diskutiert werden soll und welche Workshops es gibt – eine Vorschau.

Lesen Sie auch

Sexualität und Behinderung: Wie steht es um die sexuelle Selbstbestimmung von behinderten Menschen? Und was wird getan, um diese Selbstbestimmung zu fördern? Antworten soll es bei einer Podiumsdebatte geben, an der auch Julia Maiano teilnehmen wird. Die Kommunalpolitikerin aus Hessen sitzt im Rollstuhl und ist mehrfache Mutter. Die Diskussion wird mit einem Kurzfilm eröffnet, in dem ein Paar mit Behinderungen über seine Erfahrungen spricht.

Gefährliche E-Scooter: Für Veranstaltungsinitiator Schurgast sind die Leihroller umweltpolitisch ein Fortschritt, aber auch ein Hindernis, wenn sie quer auf dem Fußweg liegen. Vor allem für Menschen, die nicht mal eben ausweichen können. Darum soll über neue Regeln für Nutzer debattiert werden – und darüber, wie eine Kontrolle aussehen kann. Oder eine Alternative zum sogenannten Free-Floating-Modell, bei dem alle E-Scooter nahezu überall abgestellt werden dürfen.

Inklusion durch Sport: Es gibt nicht viele Vereine in Blumenthal, Vegesack und Burglesum, die Angebote sowohl für Behinderte als auch Nichtbehinderte haben. Programmmacher Schurgast kommt auf eine Handvoll. Er will deshalb über ein Projekt sprechen, mit dem es mehr werden sollen. Indus heißt das Vorhaben, das zunächst mit 250.000 Euro finanziert werden soll. Das Kürzel steht für Inklusion durch Sport. 2024 soll es starten – nicht irgendwo in Bremen, sondern in Nord.

Lesen Sie auch

Verständliche Sprache: Alle sollen verstehen, was sie lesen und hören. Klingt einfach, ist es aber nicht. Vertreter des Martinsclubs wollen in einem Workshop anschaulich machen, wie die sogenannte Leichte Sprache funktioniert und was bei ihr zu berücksichtigen ist. Zum Beispiel, dass Sätze höchstens aus 15 Wörtern bestehen. Und dass in einem Satz nicht mehr als ein Komma vorkommt.

Mobile Medizin: In manchen ländlichen Regionen fährt ein Bus der Deutschen Bahn vor, der ähnlich funktioniert wie der Verkaufswagen eines Bäckers. Nur dass es statt Brot und Brötchen medizinische Hilfe gibt. Medibus heißt das Fahrzeug – ein Angebot, dass aus Sicht von Behindertenvertretern auch im Bremer Norden funktionieren könnte, weil Ärzte fehlen. Und dass deshalb vorgestellt werden soll. 

Barrierefreies Wohnen: Kaum eine Forderung ist so alt wie diese. Und trotzdem fehlen Wohnungen, die barrierefrei oder rollstuhlgerecht sind. So viele, dass Beratungsstellen eingerichtet wurden, um bei der Suche zu helfen. Über die Situation will der Martinsclub in einem Arbeitskreis informieren. Auch darüber, wie eine Betreuung eines behinderten Menschen in seiner eigenen Wohnung aussehen kann.

Gehen mit technischer Hilfe: Der Inklusionstag ist auch ein bisschen Messe: Eine Berliner Firma stellt vor, wie es Patienten, die eine Rückenmarksverletzung hatten, wieder zum Stehen und Gehen bringt. Das Unternehmen hat ein Exoskelett entwickelt, das die Bewegung von Hüfte und Knie unterstützt. Die Technik wird an einem Infostand ausgestellt und erklärt.

Info

Die Inklusionsveranstaltung im Vegesacker Bürgerhaus, Kirchheide 49, ist für Sonnabend, 8. Juli, geplant. Sie beginnt um 10 Uhr und dauert acht Stunden. Die Teilnahme ist für jeden offen und kostenfrei. Ein Ablaufplan ist unter www.inklusionnord.de abrufbar.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)