Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Polizei in Bremen-Nord Der neue Kop ist da

Sein Vorgänger war 54, als er seinen Dienst in Farge antrat, Michael Dedner ist 38 – und momentan der jüngste Kop im Bremer Norden. Ein Besuch auf der nördlichsten Polizeistation der Stadt.
23.09.2023, 08:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Der neue Kop ist da
Von Christian Weth

In Farge hat es schon viele Kontaktpolizisten gegeben, aber keinen, der so jung ist wie Michael Dedner – 38. Sein Chef hat nachgeschaut: Momentan, sagt Thomas Kötteritzsch, gibt es keinen jüngeren Kop in Blumenthal, Vegesack und Burglesum. Und keinen, der so gern die nördlichste Polizeistation in Bremen übernehmen wollte. Dedner war der einzige Interessent. Seit Juli ist er da. Jedenfalls meistens. Er wird gerade geschult. Wie alle Kontaktpolizisten soll er helfen, die Stapel an Strafanzeigen, die über Jahre liegen geblieben sind, kleiner werden zu lassen. Neben seinem Dienst.

Dedner zeigt hinter sich, wo sein Schreibtisch steht: Die ersten Akten sind inzwischen eingetroffen. Und auch abgearbeitet. Nächste Woche gibt es neue. Dann ist er wieder am Niedersachsendamm in Huckelriede, wo die Bereitschaftspolizei ihren Sitz hat – und wo Innendienstler erklären, worauf speziell zu achten ist. "Aktensachbearbeitung" nennt Kötteritzsch das Training. Er spricht von einem Aufbauseminar. Und davon, dass jeder Polizist im Grunde weiß, wie Strafanzeigen bearbeitet werden, es aber mitunter Besonderheiten gibt. 18.000 Fälle sind in den vergangenen Jahren unbearbeitet geblieben. Nach dem Crashkursus soll Dedner eine Akte pro Tag durchgehen. Zunächst bis zum Jahresende. Wie alle Kontaktpolizisten.

Dabei hat er schon jetzt so viele Anfragen, Bitten und Beschwerden per Mail und per Telefon bekommen, dass er noch keine Zeit gefunden hat, wie sein Vorgänger regelmäßig in die Schulklassen zu gehen. Und fast täglich kommen neue dazu. Es geht um Hecken, die nicht gestutzt sind und in den Fußweg hineinragen. Um liegen gelassene Fahrräder am Straßenrand. Um parkende Autos ohne Nummernschild. Um Containerplätze, die zu Müllplätzen werden. Und um Nachbarn, die sich gegenseitig beschuldigen, zu laut zu sein. Dedner sagt, dass es genau das ist, was ihn an der Stelle gereizt hat: der direkte Austausch mit den Leuten. Die Schlichterrolle. Und dass er wieder dort ist, wo er als Jugendlicher aufgewachsen ist.

Lesen Sie auch

Und wo er jetzt mitunter so begrüßt wird wie damals, wenn er über die Straße geht: Moin Michael! Hey Michael! Tach Michael! Dedner hat die Mitschüler, Freunde und Bekannten von früher nicht gezählt, aber schon in den ersten Wochen viele wiedergetroffen, die im Stadtteil geblieben sind. Oder die wiederkamen. So wie er. Und wie sein Vorgänger. Auch Fred Schlichting war erst Farger. Und so wie der ist auch Dedner irgendwann nach Schwanewede umgezogen. Beide gehörten mehrere Jahre lang zum Einsatzdienst in Blumenthal. Zuletzt war Dedner in Marßel. Auch als Kop. Anfang des Jahres hatte er dort seinen ersten Tag. Er findet, dass der Burglesumer Ortsteil schön, aber Farge noch schöner ist. Er spricht von seiner Heimat.

Aber auch von einem Testfeld. Im nördlichsten Revier hat Dedner ausprobiert, ob er kann, was von einem Kop erwartet wird: Dass er auch ohne Kollegen auskommen und sich quasi selbst organisieren kann. Anderthalb Wochen hat er bei Schlichting hospitiert und die Ein-Mann-Station an der Farger Straße vorübergehend zur Zwei-Mann-Station gemacht. Erst danach hat er sich auf den Kop-Posten in Marßel beworben. Wer dort auf ihn folgen wird, ist noch unklar. Nach dem Plan von Revierleiter Kötteritzsch übernimmt ein Kollege aus Vegesack übergangs- und teilweise den Dienst. Ihm zufolge kommen damit jetzt alle Nordbremer Stadtteile annähernd auf dieselbe Zahl an Kops: auf jeweils vier. Und im nächsten Jahr vielleicht auf mehr.

Und eventuell auch auf jüngere als bisher. Sogar jüngere als Dedner. Im Frühjahr beenden die nächsten Einsatzkräfte ihre Ausbildung – und könnte es deshalb in mehreren Ortsteilen einen Generationenwechsel wie in Farge geben. Amtsvorgänger Schlichting war 54, als er seinen Dienst auf der nördlichsten Polizeistation der Stadt antrat. Dedner kann zwar nicht sagen, was noch kommt, aber sich vorstellen, den Kontaktdienst bis zu seiner Pensionierung zu machen. Dann wäre er nicht nur der jüngste Kop im Bremer Norden gewesen, sondern nach Kötteritzschs Schätzung mit Abstand auch der Dienstälteste.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)