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Kohleausstieg Was die Gaskrise für die Laufzeit des Kraftwerks in Farge bedeutet

Kohlekraftwerke sollen helfen, die Versorgungslage in Deutschland sicherzustellen. Was die Gaskrise für die Anlage in Farge bedeutet – und was nicht.
22.06.2022, 19:00 Uhr
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Was die Gaskrise für die Laufzeit des Kraftwerks in Farge bedeutet
Von Christian Weth

Seit Monaten wird darüber nachgedacht, Kohlekraftwerke wie in Farge länger laufen zu lassen. Wegen des Ukraine-Krieges. Und weil sie jetzt zusätzlich helfen sollen, dass die Speicher nicht leerlaufen, seitdem Russland weniger Gas liefert. Für das Kraftwerk im Bremer Norden ändert das trotzdem nichts. Es soll planmäßig im Herbst vom Netz gehen, um fortan als sogenannte Reserve im Notfall bereitzustehen. Für ein anderes Bremer Kraftwerk gibt es dagegen andere Pläne.

Nach der Liste von Linda Neddermann wird das Farger Werk das zweite sein, das in der Stadt abgeschaltet wird. Die Referentin der Umweltbehörde sagt, dass die Anlage in den Industriehäfen die erste war, die stillgelegt wurde. Ende Oktober soll nun das Werk im Bremer Norden folgen. Die Frist hat die Bundesnetzagentur gesetzt, als sie Betreiber Onyx Power im Auktionsverfahren für den Kohleausstieg in der dritten Bieterrunde den Zuschlag erteilte. Vor einem Jahr war das.

Auch für das Kraftwerk in Hastedt gibt es seither ein Ablaufdatum. Und nun ein neues. Ursprünglich sollte die Anlage im nächsten Jahr als letzte in Bremen vom Netz gehen. Doch Versorger SWB, der sie betreibt, geht inzwischen davon aus, dass frühestens im übernächsten, vielleicht auch erst 2025 Schluss sein wird. Das Unternehmen begründet die verlängerte Laufzeit mit der angespannten Energielage und der Versorgungssicherheit, die auf diese Weise gewährleistet werden soll.

Dass es fürs Farger Werk hingegen beim Zeitplan bleiben soll, ist laut Behördenmitarbeiterin Neddermann das Ergebnis eines Austausches zwischen Ressort und Bundeswirtschaftsministerium. Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) sagt, dass sich Bremen an den verabredeten Pfad halten wird, die Energiewende voranzutreiben. Und dass die Anlage im Norden als Reserve nur temporär wieder anlaufen soll, falls die Gasspeicher nicht ausreichend gefüllt sind.

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Nach den Worten von Viktoria Lohse bereitet sich Onyx Power am Standort Farge darauf vor, nach dem Abschalten des Kraftwerks im Herbst bei einer Notlage alles wieder hochfahren zu können. Eine endgültige Entscheidung erwartet die Unternehmenssprecherin spätestens in der übernächsten Woche. Bis dahin wollen Bundestag und Bundesrat über eine Reserve-Regelung für alle Kohlekraftwerke beraten haben, die in diesem und im nächsten Jahr vom Netz gehen sollen.

Der Notfalleinsatz ist nicht das Einzige, worauf sich der Betreiber einstellt: Er plant, aus dem Kohlekraftwerk ein Holzkraftwerk zu machen – und nach dem Umbau sowieso wieder ans Netz zu gehen. Wenn denn die Umweltbehörde, die in diesem Fall zugleich Genehmigungsbehörde ist, der Transformation zustimmt. Im vergangenen Jahr hat Onyx Power ein erstes Konzept vorgestellt, wie das Werk umgestaltet werden könnte. Ein Bauantrag liegt dem Ressort bisher nicht vor.

Seit Monaten arbeitet das Unternehmen nach eigenen Angaben daran, künftig nicht mehr Steinkohle, sondern Holz der Klassen A II und A III zu verfeuern – sogenanntes Altholz, das laut Onyx Power unbehandelt ist. Firmenvertreter gehen davon aus, dass sich dadurch die Emissionen deutlich reduzieren lassen. Und dass die Behörde im nächsten Jahr über den Umbau abschließend entscheiden kann, damit im darauffolgenden die sogenannte Holzverstromung in Farge beginnt.

Ob es tatsächlich so kommen wird, ist nicht nur wegen des Ukraine-Krieges und der Reserve-Regelung inzwischen offen. Gegen den Plan des Betreibers gibt es Widerstand. Vor allem die Grünen im Blumenthaler Beirat stehen ihm skeptisch gegenüber. Sie finden, dass auch das Verbrennen von Holz nicht mehr zeitgemäß ist. Die Fraktion hat das Kraftwerk immer wieder zum Debattenthema gemacht. Demnächst soll es erneut auf die Tagesordnung der Stadtteilpolitiker kommen.

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