Bisher war es nur eine vage Idee, dass es mehr als eine Turnhalle auf dem Woll-Kämmerei-Gelände geben könnte. Jetzt wird bereits diskutiert, in welcher Reihenfolge die Neubauten kommen sollen: erst das Bewegungs- und Gesundheitszentrum des Vereins für Turn und Tanz, dann ein Komplex für den Sportunterricht der Schüler des Berufsschulcampus. Das halten jedenfalls die Blumenthaler Beiratsfraktionen für denkbar – und auch, dass das Zentrum des Vereins spätestens in zwei Jahren steht.
Der Termin deckt sich mit dem Zeitplan, den auch Sarah Matschulla bisher nennt. Die Vorsitzende der Farger Turner und CDU-Beiratspolitikerin hofft, dass im nächsten Jahr der Spatenstich für das Millionenprojekt ist – sodass, zumindest theoretisch, das Gebäude für den Sport 2022 eröffnet werden könnte. Ihr zufolge hat der Verein inzwischen von einem Architektenbüro einen ersten Entwurf eines Bewegungs- und Gesundheitszentrum anfertigen lassen und ihn mit Vertretern mehrerer Behörden diskutiert.
Umfrage bei Kitas und Schulen
Matschulla spricht nicht mehr bloß von einem Zentrum für den Sport, sondern explizit von einer Zwei-Feld-Turnhalle. Von einem Gebäude, das zwei Etagen hat. Von Therapieräumen unten und Funktionsräumen für unterschiedliche Angebote oben. Und davon, dass sie seit Wochen macht, was sie vor Längerem angekündigt hat: Kindergärten, Schulen und Vereine fragen, wie groß ihr Interesse ist, das Bewegungs- und Gesundheitszentrum zu nutzen. Der Komplex für den Sport soll nämlich für alle sein.
Die Vereinschefin und Unionspolitikerin sagt, dass jede Schule des Stadtteils, die sie bisher angerufen hat, in das neue Gebäude will – und fast jede Kita. Auch mehrere Vereine haben ihr zufolge bereits signalisiert, auf Hallenzeiten zugreifen zu wollen. Dass es Matschulla um eine große Resonanz geht, kommt nicht von ungefähr. Sie will die Behörden und damit die Stadt zum Partner bei dem Großvorhaben machen. Und das wird immer größer. Ging es bisher um eine Summe zwischen drei und vier Millionen, geht es jetzt um fast fünf Millionen Euro.
Weil der Verein für Turn und Tanz nicht so viel Geld aufbringen kann, will er Hallenzeiten vermieten – und die Kosten den Ressorts in Rechnung stellen. So der Plan. Matschulla hat ihn zunächst Vertretern des Sportamtes und zuletzt der Bildungsbehörde vorgestellt. Um vor allem letzteres Ressort zu überzeugen, schlägt sie ihm eine Kooperation vor: Den Erzieherklassen, die als erste auf den neuen Berufsschulcampus wechseln, sollen Praxisunterricht im neuen Gesundheitszentrum bekommen, das gleich nebenan ist.
Die Reaktionen aus den Behörden sind zumindest in einem Fall identisch: Sowohl das Sport- als auch das Bildungsressort finden die Idee des Farger Vereins überzeugend. Nur sie finanziell unterstützen, können beide nur bedingt – beziehungsweise ausschließlich unter Vorbehalt. Bernd Schneider sagt, dass es einen Zuschuss für die Planung gab, es aber keinen für den Bau geben wird. Nach Angaben des Sprechers von Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) ist dafür momentan kein Geld da.
Die Bildungsbehörde ist dagegen noch nicht so weit, um jetzt zu sagen, was sie machen oder nicht machen wird. Nach Angaben von Annette Kemp ist das Projekt für das Ressort einfach noch zu neu. Die Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) sagt, dass der Bau eines Bewegungs- und Gesundheitszentrum den zuständigen Kollegen erst vor einer Woche vorgestellt worden ist. Und dass die Behörde zwar schon jetzt großen Bedarf für den Schulsport sieht, das Vorhaben aber erst noch eingehend prüfen wird.
Das müssen auch andere. Vereinschefin Matschulla sagt, den Entwurf für den Hallenkomplex demnächst mit Fachleuten des Bauamtes zu besprechen. Sie sollen den Plan der Architekten als Erste sehen – und der Beirat als Zweites. Matschulla geht davon aus, dass die Fraktionen gleich im neuen Jahr über das Konzept beraten werden. Im Groben kennen sie es schon. Den Parteien wurde es skizziert, als sie darüber abstimmten, ob sie genauso wie das Sportamt einen Zuschuss gewähren wollen.
Politiker fordern Zeitplan
Während zumindest aus Sicht der Beiratsvertreter klar ist, wann das Bewegungs- und Gesundheitszentrum stehen soll, werden bisher noch keine Termine für den Bau der Turnhallen für den Sportunterricht der Berufsschüler genannt. Vorher muss die Behörde nämlich noch etwas anderes festlegen, was bisher offen ist: Wann alle fünf Berufsschulen, die auf dem Woll-Kämmerei-Gelände zusammengezogen werden sollen, überhaupt umziehen. Bisher hat das Bildungsressort nur gesagt, dass das Blumenthaler Schulzentrum die erste Schule auf dem Campus sein soll.
Blumenthaler Stadtteilpolitiker haben deshalb vor Kurzem einen genauen Zeitplan für Bremens größtes Schulprojekt gefordert. Allein für die Planungsphase des Vorhabens werden zehn Jahre veranschlagt – und rund 23 Millionen Euro ausschließlich für die Sanierung des sogenannten Sortiergebäudes, in das ein Teil des Blumenthaler Schulzentrums einziehen soll.