Die Falknerinnen Rieker Wiecker und Theresa Kammerhofer haben sich gesucht und gefunden. Auf einem Seminar im Jägerlehrhof Jagdschloss Springe war das. Gut zwei Jahre ist es her. Seitdem verbindet die beiden nicht nur eine besondere Leidenschaft zu Greifvögeln, sondern auch eine Freundschaft. Gemeinsam sind die beiden Frauen gerade dabei, einen Verein mit dem Namen "Zeitgemäßes Falknern" zu gründen. "Wir wollen eine Plattform bieten, um Menschen, die unsere Leidenschaft teilen, zusammenzubringen", sagt Rieke Wiecker. Wer Interesse habe, könne dazukommen.
Habichte schlüpfen in zwei Wochen
Die 44-jährige gebürtige Bremerin Rieke Wiecker ist Falknerin von Beruf. Theresa Kammerhofer war einst ihre Schülerin. Die 26-jährige gebürtige Österreicherin arbeitet hauptberuflich als 3-D-Animateurin für Videospiele, doch schon als Kind faszinierten sie Greifvögel. "Seitdem meine Eltern mich mal mitgenommen haben in eine Falknerei, ist es um mich geschehen", sagt die Wahl-Lilienthalerin. Demnächst werde sie ihren ersten eigenen Vogel trainieren. Einen jungen Habicht, den sie im Jagdrevier ihres Vermieters für die Beizjagd vorbereiten will. Ihr Ziel sei unter anderem die Jagd auf Krähen. "Ich wurde schon angesprochen, ob ich mir das vorstellen könne", so die Hobby-Falknerin. An ihrer Seite wird dann Rieke Wiecker stehen. "Unsere Habichte schlüpfen in gut zwei Wochen", sagen die beiden. Sobald die Vögel ein paar Wochen alt seien, werde täglich trainiert.
"Zu einer guten Beziehung zwischen Greifvogel und Mensch gehören definierte Parameter – vom Greifvogel definiert, wohlgemerkt, nicht vom Menschen", zitiert Rieke Wiecker den Autor, Filmemacher und Falkner Ben Crane. Das Zitat beschreibe gut den Kern der zukünftigen Vereinsphilosophie von Zeitgemäßes Falknern. "Wir wollen die Falknerei nicht neu erfinden – aber sie vielleicht ein Stück erweitern", sagt Rieke Wiecker. Da sei auf jeden Fall noch "Luft nach oben", glaubt Theresa Kammerhofer.
Hund Clooney ist der Bodyguard
In dem Jagdrevier von Till Meyerdierks in Lilienthal zeigen die beiden, was sie genau meinen. Mit dabei sind Lannerfalke „Hope“, Uhu Esmeralda und der Welsh Corgi Cardigan namens Clooney. Er ist der "Chef der Bodencrew, großer Bruder und Bodyguard aller Greifvögel", stellt Rieke Wiecker ihren Hund vor.
Lannerfalke „Hope“ ist gut in Form, zeigt tolle Sturzflüge und geht mit Rieke Wiecker gern auf die Jagd. "Wir trainieren unsere Vögel achtsam und wertschätzend nach dem aktuellen Stand des Wissens hinsichtlich Lernverhalten, Kommunikation und Ausdrucksverhalten", berichtet Theresa Kammerhofer. "Wir begegnen unseren Vögeln mit absolutem Respekt und bauen so ein gesundes, beidseitiges Vertrauen auf", ergänzt Rieke Wiecker.
"Ich will, dass es leicht aussieht, wenn so ein Vogel fliegt", sagt die ehemalige Radiomoderatorin, während sie Esmeralda auf einem dicken Lederhandschuh auf ihrer linken Hand Platz nehmen lässt. Die Vögel werden mit einem Sender ausgestattet, bevor sie gen Himmel fliegen. "Da steckt wahnsinnig viel Arbeit drin", sagt Wiecker. Den Falknerinnen ist es wichtig, dass ihre Vögel während der Arbeit entspannt sind.
Vogel und Mensch als Partner
"Es ist ein Miteinander", sagt Theresa Kammerhofer. "Der Vogel und ich – wir sind Partner." Nach ihrer Ausbildung als Jägerin hat sich die 26-Jährige als Falknerin fortgebildet und die Prüfung absolviert. Aber der Weg zum Falknern entstehe durch "Mitlaufen". Theresa Kammerhofer hat über ein Jahr lang gestandene Falknerinnen und Falkner auf ihren Einsätzen begleitet – auf Kaninchenjagd, Krähenjagd und auf Trainingseinsätzen. "Nur so lernt man", sagt die Jägerin. Für sie sei die Jagd mit Greifvögeln einfach faszinierend. "Wenn sie ihre Schwingen ausbreiten und die Vögel losfliegen. Dann spürt man einen Windzug im Gesicht und lässt sie ziehen – und vertraut darauf, dass sie zu einem zurückkommen."
Die Kunst mit Vögeln zu jagen, ist seit 3500 Jahren Teil der Menschheitsgeschichte, sagt Daniel Aebker. Der Gründer der "Jagdfalkenschule" ist seit über 20 Jahren nebenberuflicher Falkner. Die Jagd mit Beizvögeln stelle nicht nur seit der Antike die hohe Kunst des Jagens dar, sondern war stets auch Bestandteil des menschlichen Wunsches fliegen zu können, vermutet der 36-Jährige.

Falknerin Theresa Kammerhofer lebt in Lilienthal und will demnächst einen Habicht trainieren. Ihr Ziel ist die Beizjagd, unter anderem auf Krähen.
Über sechzig Vögel trainiert der Berufssoldat in seiner Freizeit. Vom Zwergfalken bis zum Steinadler sei alles dabei. Zu 90 Prozent trainiere er die Vögel für die Jagd. Gebucht werde er unter anderem in Lilienthal, Worpswede und Borgfeld. "Die meisten Firmen und Landwirte buchen mich, um Tauben oder Krähen zu vergrämen", sagt Aebker. "Wenn beispielsweise Krähen die Silage auf einem Hof wegfressen, lasse ich meinen Gerfalken zwei bis dreimal in der Woche auf dem Hof fliegen." Das störe die Krähen. Daniel Aebker bildet nicht nur aus, sondern nimmt auch junge Kolleginnen und Kollegen mit auf die Jagd – oder bereitet Jäger auf die Falknerprüfung vor.

Falknerin Rieke Wiecker mit ihrem Lannerfalken ”Hope”.
Wer sich für eine Ausbildung mit Greifvögeln interessiert, kann sich an die Falknerei "Skyfall" von Rieke Wiecker wenden, telefonisch zu erreichen unter 0151/ 420 65 948, an Theresa Kammerhofer unter der E-Mail-Adresse theresa.kammerhofer@gmx.at oder an die Jagdfalkenschule von Daniel Aebker unter der Telefonnummer 0151/ 1754 19 50 sowie unter info@jagdfalkenschule.de. Der Verein "Zeitgemäßes Falknern" von Rieke Wiecker und Theresa Kammerhofer befindet sich gerade in Gründung und will in vier Wochen an den Start gehen. Neue Mitglieder seien willkommen, sagen die beiden.