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Nordbremer Beiräte Gestreamte Debatten, hybride Debatten

In den nächsten Monaten planen die Nordbremer Beiräte wieder Sitzungen in Präsenz – und wird sich zeigen, wie digital sie bleiben und vielleicht noch werden wollen.
30.03.2022, 17:00 Uhr
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Gestreamte Debatten, hybride Debatten
Von Christian Weth

Die Nordbremer Beiräte bereiten sich darauf vor, in den nächsten Monaten wieder regelmäßig in Präsenz zu tagen – und auf eine Diskussion darüber, wie digital sie bleiben wollen, wenn die Inzidenzwerte wieder sinken. Inzwischen liegen immer mehr Zahlen vor, wie viel Zuschauer ihnen das Streamen von Debatten gebracht hat. Und zu welchem Preis. Fest steht schon jetzt, dass die technischen Hürden für hybride Sitzungen, bei denen Wortmeldungen sowohl im Saal als auch online möglich sind, noch einmal höher sein werden. Für manche Stadtteilparlamente womöglich zu hoch. Welche Erfahrungen die Ortsamtsleiter gemacht haben und wo sie Schwierigkeiten sehen – ein Überblick.

Vegesack: Von allen Beiräten ist der Vegesacker Beirat, wenn man so will, technisch am weitesten. Zuletzt sind alle seine Präsenzsitzungen im Internet übertragen worden – vom selben Dienstleiter, der auch die Sitzungen der Bürgerschaft überträgt. Von ihm weiß Heiko Dornstedt jetzt auch, wie viele Menschen die Debatten des Stadtteilparlaments verfolgt haben. Der Vegesacker Verwaltungschef spricht von 36 Zuschauern zu Spitzenzeiten und von 15 im Schnitt. Er findet, dass das zu wenig sind, wenn man weiß, wie viel Geld die Streaming-Firma pro Sitzung nimmt: knapp 2000 Euro. So hat es die Senatskanzlei überschlagen, die Kosten für den Auf- und Abbau der Technik mitgerechnet.

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Wie es mit dem Angebot weitergeht, wenn wieder mit mehr Besuchern in Präsenz getagt werden kann, will der Ortsamtschef mit den Fraktionen noch beraten. Und auch darüber sprechen, wie sie zu hybriden Sitzungen stehen. Dornstedt hat dazu bereits eine klare Position. Er sieht das Projekt skeptisch. Woher, fragt er, soll das Geld für die Technik kommen, wenn alle 22 Beiräte im Saal und im Internet diskutieren wollen. Und für das Plus an Personal, dass es ihm zufolge braucht, um die realen und virtuellen Redner zu koordinieren. Demnächst will er den Parteien noch etwas ganz anderes vorschlagen: die Sitzungen wegen der steigenden Inzidenz doch nicht wie geplant in Präsenz, sondern digital stattfinden zu lassen.

Burglesum: Ortsamtsleiter Florian Boehlke weiß noch nicht, wann genau die Fraktionen wieder von Angesicht zu Angesicht tagen – vielleicht im April, vielleicht aber auch erst im Mai. Das will er mit deren Sprechern bei einem der nächsten Treffen erörtern. Der Burglesumer Verwaltungschef geht aber schon jetzt davon aus, dass die Parteien zunächst wieder dort in Präsenz tagen werden, wo sie zuletzt getagt haben: in der Aula der Schule an der Bördestraße, die größer ist als der Sitzungssaal im Ortsamt und somit wegen der Corona-Abstandsregel mehr Menschen die Möglichkeit gibt, dabei sein zu können. So vielen, dass er ein Aufzeichnen der Sitzung, um sie im Internet abzuspielen, für verzichtbar hält.

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Boehlke findet, dass der Aufwand – nicht bloß der finanzielle – zu hoch ist gemessen am Nutzen. Er glaubt nicht, dass die Firma ihre Technik in der Aula problemlos aufbauen kann, weil sie eben von Schülern und Lehrern genutzt wird. Und er befürchtet, dass die Resonanz so gering sein wird wie bei den Übertragungen zuvor. Zwei gab es. Beide Male waren weniger Menschen live zugeschaltet, als auf den Besucherstühlen saßen. Anders bewertet Boehlke die Lage, wenn wieder im Ortsamt getagt werden kann. Im Saal gibt es jetzt nämlich Wlan und einen Beamer. Er kann sich vorstellen, dass unter diesen Bedingungen ein Streamen möglich werden kann. Und vielleicht auch eine hybride Sitzung.

Blumenthal: Oliver Fröhlich hätte gerne einen Saal, wie ihn die anderen Nordbremer Verwaltungschefs haben. Doch weil es in seinem Ortsamt kein Zimmer gibt, das groß genug für alle Fraktionsvertreter plus Referenten und Publikum wäre, muss er ständig nach einem geeigneten Sitzungsort suchen. Früher haben sich die Parteien in der Aula der Oberschule an der Egge getroffen, zuletzt tagten sie im Rekumer Hof. Fröhlich will demnächst anfragen, ob das Restaurant für Sitzungen des Beirates wieder zu Verfügung steht. Und ob es ein stabiles Wlan gibt, um sie eventuell streamen zu können. Er geht davon aus, dass das nächste Treffen der Blumenthaler Parlamentsvertreter ein Präsenztreffen wird.

Im Grunde ist Fröhlich eine Übertragung im Internet zu wenig. Genauso wie manchen Fraktionen. Immer wieder haben Stadtteilpolitiker erklärt, dass die Beiratsarbeit digitaler werden muss, um mehr Menschen an den Sitzungen zu beteiligen. Und dass es nach der Pandemie kein Zurück zum Zustand wie vor der Pandemie geben darf. Der Ortsamtsleiter fände es gut, wenn Menschen sowohl im Netz als auch im Saal diskutieren könnten. Nur glaubt er nicht, dass sich das so schnell umsetzten lässt, schon gar nicht in Blumenthal. Mit einem festen Tagungsort der Beiratsvertreter rechnet Fröhlich frühestens in einigen Jahren. Er spekuliert auf Räume im Kämmerei-Quartier, wo der Umbau von Gebäuden erst noch beginnt.

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