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Bildung in Bremen-Nord Einrichtung für Schulmeider: Die Rückkehr als Ziel

Nicht jeder schafft es, Tag für Tag in die Schule zu gehen. Die Gründe dafür sind vielfältig und hängen häufig mit den Eltern zusammen. Hilfe bekommen Kinder und Jugendlicher in dieser Situation im Rebuz Nord.
25.11.2024, 18:00 Uhr
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Einrichtung für Schulmeider: Die Rückkehr als Ziel
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Wer Probleme in der Schule hat, dem wird seit vielen Jahren im Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentrum (Rebuz) Nord geholfen. Doch erst der Umzug nach Burglesum vor gut einem Vierteljahr bündelte die Angebote an einem Ort.

Nach den Worten von Claudia Ludwigshausen ist die Einrichtung nun – wenn auch nicht offiziell – ein Zusammenschluss aus Jugendhilfe und Bildung. "Schon vor dem Umzug haben wir an unterschiedlichen Standorten sehr eng mit dem Jugendhilfeträger Brigg kooperiert", sagt die Leiterin des Rebuz Nord. "Jetzt wohnen wir aber sozusagen Tür an Tür und können damit in unserer Arbeit die kleinen Wege nutzen." Davon würden nicht nur fachliche Prozesse profitieren, sondern auch die Familien in Vegesack, Blumenthal und Burglesum. "Wir können nun verschiedene Unterstützungs-, Beratungs- und Bildungsangebote unter einem Dach anbieten", so Ludwigshausen.

Eltern mit Problemen

Die richten sich an Kinder und Jugendliche, die unter hochgradig komplexen psychosozialen Belastungsstörungen leiden. Auslöser dafür sind vielfach Probleme der Eltern. "Wir haben viele Jugendliche, deren Sorgeberechtigte Betäubungsmittel nehmen oder psychisch erkrankt sind", sagt Ludwigshausen. "Manchmal sind die Eltern aber auch verstorben", ergänzt Christoph Knievel, Geschäftsführer der Brigg. Und diese Umstände führen häufig dazu, dass die Mädchen und Jungen unregelmäßig oder auch gar nicht mehr zur Schule gehen. Davon sind nicht nur Jugendliche betroffen, sondern auch Kinder. Deshalb gibt es seit diesem Schuljahr auch eine spezielle Gruppe für Grundschüler.

Das Rebuz kümmert sich aber nicht nur um Schulmeider. "Wir sind für alle schulischen Problemlagen zuständig", sagt Ludwigshausen. Um die bestmöglich lösen zu können, gliedert sich die Einrichtung in zwei Bereiche: Bildung und Beratung. "In der Beratungsabteilung sitzt ein multiprofessionelles Team, das sich aus Sonderpädagogen, Sozialpädagogen, Psychologen und Lehrkräften zusammensetzt", so die Leiterin. Beraten werden sowohl Eltern als auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Fachkräfte aus erzieherischen Einrichtungen.

Ein Ergebnis dieser Gespräche könne sein, dass die Kinder und Jugendlichen fortan im Rebuz beschult werden. "Wir können aber auch direkt in der Schule beraten", sagt sie. "Denn das primäre Ziel unserer Arbeit ist, dass die Betroffenen wieder an ihre eigentliche Schule zurückkehren." Und das lasse sich auf verschiedenen Wegen erreichen. Zum Beispiel, indem die Familien gestärkt werden. Darüber hinaus werden aber auch die Schulen in die Arbeit miteinbezogen. Denn die sind weiterhin für die Kinder und Jugendlichen zuständig, auch wenn sie gerade im Rebuz betreut werden. So werde mit den Pädagoginnen und Pädagogen erörtert, wie die Rückkehr in die Schule funktionieren kann. Dabei spielen die Bedarfe der Schülerinnen und Schüler eine zentrale Rolle. "In einem ersten Schritt können sie zum Beispiel einmal in der Woche zur Schule gehen – und wenn sie das wollen – von uns begleitet werden", schildert sie. Um die Betroffenen optimal zu integrieren, beginnen sie zunächst mit ihren Lieblingsfächern, ehe sie Schritt für Schritt wieder an fünf Tagen in der Woche zur Schule gehen.

98 Prozent machen Schulabschluss

Doch das sei nicht für jeden eine Option. Das zeige ein Blick in die Bildungsabteilung: Dort gebe es zurzeit 50 Plätze und jeder einzelne sei belegt. "98 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die hierbleiben, bringen wir zum Schulabschluss", so die Leiterin. "Neben der einfachen bieten wir hier auch die erweiterte Berufsbildungsreife an."

Dass die Jugendlichen im Rebuz mithalten können, liege vor allem daran, dass die Klassen dort deutlich kleiner sind. "Außerdem ist der Personalschlüssel sehr hoch", sagt Knievel. "Auf einen Jugendlichen kommen zwei Betreuer." Viel Personal brauche es aber auch deshalb, damit bestimmte Situationen nicht eskalieren. "Teilweise spucken die Jugendlichen, treten oder schlagen", so der Geschäftsführer. Aus diesem Grund seien alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Funkgeräten ausgestattet. Dadurch hätten sie in solchen Fällen die Möglichkeit, Verstärkung zu rufen.

Im Kern geht es aber darum, das Thema Bildung in den Fokus zu rücken. "Schließlich ist Bildung das Eingangstor zur Teilhabe", sagt Ludwigshausen. "Der Grundgedanke bei unserer Arbeit ist, wie wir Jugendliche in ihrem Umfeld helfen können", ergänzt Knievel. Und dazu zähle nicht nur, dass die Schülerinnen und Schüler vormittags beschult werden, sondern auch, dass es Aktivitäten am Nachmittag gibt. So bietet das Rebuz etwa ein Kunstatelier und spezielle Zusammenkünfte für Mädchen beziehungsweise Jungen an. Darüber hinaus werden auch die Eltern in die Arbeit integriert. Für sie organisiert das Haus verschiedene Gruppen. Knievel spricht in diesem Zusammenhang von Synergieeffekten: "Die Eltern haben das Gefühl, dass ihre Kinder beschäftigt sind und es vorangeht", sagt er. "Darüber hinaus erfahren sie Entlastung zu Hause."

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