Schon mehrfach haben Anwohner des Friedehorst-Parks ihren Unmut darüber geäußert, dass die Grünanlage nicht so gepflegt ist, wie sie es ihrer Meinung nach sein sollte. Auch Herwig von Dziembowski ist aufgefallen, dass es im Park einiges zu tun gäbe, jedoch nur das Nötigste gemacht wird. Doch statt sich zu beschweren, handelte er lieber.
Er ergriff kurzerhand die Initiative und rief Gabriele Nottelmann an, die in der Stiftung die Unternehmenskommunikation leitet. Ihr machte er den Vorschlag, eine Freiwilligen-Gruppe ins Leben zu rufen und sich auch selbst einzubringen. Als im vergangenen Jahr die Freiwilligenbörse Aktivoli auf dem Friedehorst-Gelände gastierte, lernte er dort zudem Ute Osterloh kennen, die den Freizeittreff der Stiftung leitet. Sie war von seiner Idee angetan, dass sich auch eine Gruppe des Freizeittreffs im Park engagieren könnte.
Inzwischen treffen sich einige Freizeittreff-Nutzer regelmäßig mittwochnachmittags im Park, um Altholz aufzusammeln und Gestrüpp und Brennnesseln zu entfernen. Herwig von Dziembowski ist fast immer dabei, auch wenn seine körperlichen Kräfte inzwischen begrenzt sind, wie der 87-Jährige selbst sagt. "Manchmal führe ich die Gruppe nur dahin, wo sie an diesem Tag im Einsatz ist und sitze dabei", sagt er. Ute Osterloh und Gabriele Nottelmann betonen jedoch: "Er hat den Anstoß für den Einsatz gegeben."
2019 ist der Rentner mit seiner Frau nach Lesum gezogen. Zuvor lebte das Ehepaar in einem Dorf in der Nähe von Hannover, wo es selbst einen großen Garten hatte. Von Dziembowski engagierte sich in dem Ort mit anderen Freiwilligen außerdem jahrelang für die Pflege eines historischen Friedhofs.
Der Friedehorst-Park ist ihm schnell ans Herz gewachsen. "Ich habe ihn ja direkt vor der Tür und gehe regelmäßig dort spazieren. Es ist eine wunderbare Parkanlage, gerade weil sie sehr naturbelassen ist", schwärmt er. Besonders die großen Wiesen und der Baumbestand haben es ihm angetan.
Der Park bietet ein abwechslungsreiches Bild. Auf den Wiesen stehen Baumgruppen, insgesamt dominieren alte Buchen, doch es gibt auch einige exotische Bäume, die an die Gartenkultur des 19. Jahrhunderts erinnern, darunter ein Mammut- und ein Tulpenbaum sowie Scheinzypressen. Landschaftsarchitekt Stefan Villena-Kirschner hat bei einer Bestandsaufnahme im Jahr 2013 etwa 1000 Bäume erfasst.
Von Dziembowski fiel jedoch auch auf, dass viel Totholz herumliegt und viele Ecken verwildert sind. So kam ihm die Idee, sich zu erkundigen, ob es die Möglichkeit gibt, sich gemeinsam mit Freiwilligen zu engagieren. "Wir haben das dann mit der Geschäftsleitung abgesprochen und als die ihr okay gegeben hat, ging es los", erzählt Ute Osterloh.
Friedehorst selbst kann schon seit langer Zeit nur sehr begrenzt Mittel für die Parkpflege aufwenden. Aus Kostengründen ist diese seit Jahren darauf beschränkt, Wege grob zu säubern, die Papierkörbe zu leeren und den Baumbestand auf Sicherheit zu prüfen. Im vergangenen Jahr mussten 23 Bäume, vor allem Buchen und Ahornbäume, gefällt werden, die nicht mehr standsicher waren, erzählt Gabriele Nottelmann. "Darüber hinaus mussten wir an mehr als 150 Bäumen Pflegearbeiten durchführen lassen." Dabei ging es unter anderem um Kronenpflege. "Dank der Seilkletterer und dem großen Steiger der beauftragten Firma konnten wir auch Totholz in bis zu 30 Meter Höhe aus den Kronen beseitigen lassen." Diese Aktionen haben knapp 30.000 Euro gekostet, so Nottelmann.
Gestalterische Eingriffe gab es in den vergangenen Jahren indes nicht. Zuletzt wurden im Jahr 2003, zum Teil mit Mitteln aus der Stiftung Wohnliche Stadt, Wege saniert sowie Bänke und Bäume ersetzt. Aus der Entschlammung der Teiche, die damals ebenfalls geplant war, wurde jedoch nie etwas. Größere Arbeiten gehen zwar auch über die Kräfte und Möglichkeiten der freiwilligen Helfer hinaus. Doch verwilderte Ecken und herumliegende Ästen nimmt die Gruppe in Angriff.
Auch einen Aktionstag, an dem sich neben der Freizeittreff-Gruppe weitere Nachbarn beteiligten, haben Ute Osterloh und Herwig von Dziembowski bereits organisiert. "Wegen der Corona-Pandemie haben wird das nicht so groß angekündigt", erläutert Nottelmann. Im Juni soll die Aktion in größerem Rahmen wiederholt werden. "Es gibt genug zu tun", betont von Dziembowski.
Die Freizeittreff-Gruppe hat bereits Bänke aufgearbeitet, einen Mammutbaum frei geschnitten und jede Menge Brennnesseln und Gestrüpp entfernt. Als Nächstes wollen die Mitglieder dem Knöterich am Teich zu Leibe rücken. "Einige aus der Gruppe sind so begeistert dabei, dass sie sich sogar Gartengeräte zum Geburtstag gewünscht haben", erzählt Osterloh. Der Förderverein "Frie" des Bereichs "Friedehorst Teilhabe Leben" hat für das Projekt einen Aufsitzrasenmäher gespendet. "Damit mähen wir jetzt alle paar Wochen einen Weg in die Wiese." Der Park sei wichtig für alle Bewohner und Mitarbeiter von Friedehorst, aber auch für viele Menschen aus Burglesum, sagt Nottelmann. "Wir sind froh, dass wir ihn haben."