Im Jahr 2009 war es so weit: Nach gut 15-jähriger Pause hatten die Lesumer wieder einen eigenen Weihnachtsmarkt. Die Interessengemeinschaft Einzelhandel und Gewerbe
für Lesum, Burgdamm und St. Magnus (Igel) veranstaltete ihn auf dem Marktplatz an der Hindenburgstraße. Seither brachte das Organisationsteam – allen voran die Igel-Vorsitzende Christa Dohmeyer und Ingeborg Osterhof, Vorsitzende der Kulturinitiative Lesum (Kulle), – mit dem zweitägigen Markt alljährlich Vorweihnachtsstimmung in den Ortskern. Damit ist in diesem Jahr Schluss. Es wird keinen Weihnachtsmarkt auf dem Lesumer Marktplatz mehr geben. Die Ehrenamtlichen kapitulieren vor gestiegenen Kosten und zunehmender Bürokratie. "Das ist für uns als Ehrenamtliche nicht mehr leistbar", sagt Dohmeyer.
Die Veranstaltung am zweiten Adventswochenende wurde im Laufe der Jahre zu einer festen Institution. Lediglich in den Corona-Jahren fiel sie aus. Für viele Lesumer war der Besuch des Marktes in der Vorweihnachtszeit ein lieb gewonnenes Ritual. Das weiß Christa Dohmeyer. Deshalb sei ihr die Entscheidung auch nicht leicht gefallen, betont sie. "Weil wir alles ehrenamtlich gemacht haben, ist das aber einfach nicht mehr zu stemmen." Damit meint sie einerseits die Kosten, die vorwiegend vom Igel getragen wurden. Die Kulle unterstützte den Markt ebenfalls. Andererseits aber auch die Auflagen und behördlichen Anforderungen, die Dohmeyers Worten nach immer mehr zugenommen haben.
Gestiegene Kosten
Finanzielle Schwierigkeiten ergaben sich für die Organisatoren, weil die Miete für die Holzhütten extrem gestiegen ist. "Vorher haben wir 2500 Euro für zehn Holzhütten bezahlt. Jetzt möchte der Vermieter 5000 Euro haben." Pro Hütte entstehen ihren Worten nach also Kosten in Höhe von 500 Euro plus Mehrwertsteuer und Strom. "Wir müssten von unseren Ausstellern also selbst mindestens 500 Euro Miete verlangen. Das sind aber alles kleine Gewerbetreibende, die das nicht zahlen können."
Im vergangenen Jahr hatte der Beirat Burglesum den Verein mit einer Finanzspritze unterstützt. "Wir haben 2022 erst von den höheren Kosten erfahren, als die Planungen schon sehr weit waren, deshalb hat der Beirat uns geholfen. Es war aber klar, dass das nur eine einmalige Sache sein kann", erläutert Dohmeyer. Eine Alternative zur Miete der Hütten habe der Verein nicht. "Selbst wenn wir Hütten bauen lassen würden, müssten wir sie irgendwo einlagern und jemanden damit beauftragen, sie auf- und wieder abzubauen. Das würde wieder Kosten nach sich ziehen." Ihr Fazit: "Wir sehen wirtschaftlich keine Chance, den Markt fortzuführen. Ehrenamtlich können wir das nicht wuppen."
Bürokratische Hürden
Hinzu kommen ihren Worten nach immer höhere bürokratische Hürden. "Die Organisation wurde uns immer schwerer gemacht. Früher musste ich einen Antrag beim Ordnungsamt stellen. Inzwischen muss auch einer an die Wirtschaftsbehörde gehen." Außerdem sollten detaillierte Angaben für die Bemessungsgrundlage der Fluchtwege und für die Feuerwehr sowie ein maßstabsgetreuer Plan des Marktes vorgelegt werden. "Das ist für uns nicht leistbar."
Nach Angaben von Christopher Schönhagen, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Wirtschaftsressort muss für Veranstaltungen auf öffentlichen Straßen grundsätzlich eine Sondernutzungserlaubnis des Ordnungsamtes eingeholt werden. Einen Antrag bei der Wirtschaftsbehörde könnten Veranstalter zusätzlich stellen, um von bestimmten Marktprivilegien zu profitieren, wie Ausnahmen vom Ladenschluss und Ausnahme vom Verbot der Sonntagsarbeit für Arbeitnehmer. Der Lesumer Weihnachtsmarkt wurde demnach 2009 marktrechtlich festgesetzt.
Die Anforderungen für Sicherheitsmaßnahmen und Rettungswege haben Schönhagen zufolge tatsächlich zugenommen, und zwar infolge von Ereignissen wie bei der Love Parade 2010 und aufgrund von terroristischen Bedrohungen. "Auch Aspekte wie Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit spielen eine wachsende Rolle." Auflagen spiegelten oft Anforderungen anderer Behörden wider.
Sie würde sich freuen, sagt Dohmeyer, wenn sich jemand anderes finden würde, der den Weihnachtsmarkt künftig organisiert. "Falls das jemand machen möchte, kann er sich gerne bei melden. Ich würde ihm alle Unterlagen, Infos und Kontakte zur Verfügung stellen und Tipps geben."
Da das momentan jedoch nicht absehbar ist, will Ingeborg Osterhof mit ihrem Team und der Unterstützung des Igel in der Kulle (Hindenburgstraße 16) einen Wintermarkt mit Flohmarkt organisieren. Am 18. und 19. November soll es im Innen- und Außenbereich Stände, ein kleines Kinderkarussell, Speisen und Getränke geben.