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Jugendbeirat Burglesum St. Magnus: Ein langer Behördenweg bis zum Basketballfeld

Der Kinder- und Jugendbeirat Burglesum hat zum ersten Mal öffentlich getagt. Was sich die Mitglieder wünschen und warum sie nach der Sitzung frustriert sind.
23.11.2023, 17:41 Uhr
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St. Magnus: Ein langer Behördenweg bis zum Basketballfeld
Von Julia Assmann

Für die Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirats Burglesum war es eine Premiere. Zum ersten Mal kamen die Jugendlichen zu einer öffentlichen Sitzung im Ortsamt Burglesum zusammen. Während sie sonst 14-tägig in einem kleinen Kreis im Jugendzentrum Burglesum eher informell über Projekte sprechen, hatte Ortsamtsleiter Florian Boehlke dieses Mal offiziell eine Tagesordnung erstellt und eingeladen – ganz so, wie es auch bei den Sitzungen des Erwachsenen-Beirats üblich ist. Zum einen informierten sich die Jugendlichen über ein Projekt, das sie finanziell aus dem Budget des Kinder- und Jugendbeirats unterstützt haben. Zum anderen ging es um ein Basketballfeld, das sich Jugendliche für den Jugendtreff am Raschenkampsweg in St. Magnus wünschen.

Das Jugendgremium war im Sommer 2022 vom Beirat Burglesum eingesetzt worden. Damals startete das Nachwuchsparlament mit zehn Mädchen und Jungen. Mittlerweile ist es neunköpfig. "Allerdings sind nur sechs von uns wirklich regelmäßig und aktiv dabei", erläuterte Jugendbeiratsmitglied Tim Rockmann am Rande der Sitzung.

Projekt "Kids for success"

Christine Engelhaupt, Leiter der Grundschule Am Mönchshof, stellte den Jugendlichen das Projekt "Kids for success" vor, das mittlerweile im dritten Jahr vom Bundesverband für visuelles und kognitives Training (BVKT) an der Schule angeboten wird. "Wir sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um es anbieten zu können", betonte Engelhaupt und bedankte sich bei den Jugendlichen. Durch das Programm sollen Lern- und Konzentrationsschwächen bei Schülerinnen und Schülern erkannt und ausgeglichen werden, erläuterte die Schulleiterin.

Nach neurowissenschaftlichen Erkenntnissen sei ein gut vernetztes Gehirn der Schlüssel zum Lernerfolg. Engelhaupt hatte sogenannte Brock-Schnüre mitgebracht, mit deren Hilfe die Jugendlichen die eigene Fähigkeit zum räumlichen, dreidimensionalen Sehen ausprobieren konnten. "Immer mehr Kinder haben damit, aber auch mit der Konzentrationsfähigkeit, Schwierigkeiten", sagte sie. Als Ursachen nannte sie zunehmende Medienzeiten und mangelnde Bewegung.

Das Koordinations-, Kognitions- und Wahrnehmungsprogramm von "Kids for success" trage auch dazu bei, Lese- und Rechtschreibschwächen auszugleichen. "Unsere Lehrerinnen und Lehrer stellen enorme Fortschritte fest", sagte Engelhaupt. Aktuell trainierten zehn Kinder aus dem vierten Jahrgang zweimal in der Woche für 60 Minuten mit der Projektkoordinatorin Christin Senf. Der Bedarf sei allerdings erheblich größer. Jakob Hornhues regte an, das Training nicht erst in der vierten Klasse anzubieten. Er fragte: "Ist das nicht zu spät?" Die Schulleiterin stimmte zu. Tatsächlich wäre es besser, wenn die Kinder bereits zu einem früheren Zeitpunkt trainierten. Das sei auch angedacht, sollte das Projekt an der Schule fortgeführt werden.

Ein Basketballfeld für den Jugendtreff

Nicht nur die Mitglieder des Nachwuchsparlaments wünschen sich für den Jugendtreff an Woldes Wiese einen Basketballkorb. "Darauf sind wir auch von anderen Jugendlichen angesprochen worden", sagte Jakob Hornhues. Bettina Hesse, Vertreterin der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, und Katrin Oetgen vom Umweltbetrieb Bremen waren der Einladung des Ortsamtsleiters gefolgt. Die Jugendlichen wollten von ihnen erfahren, wie das Projekt umgesetzt werden kann. Diese Erwartung wurde allerdings nicht erfüllt. Stattdessen erfuhren sie, wie unglaublich zeitintensiv und lang ein solcher Prozess ist, welche Schritte nötig sind und welche Stellen dabei berücksichtigt und eingebunden werden müssen.

Für den Jugendtreff sei außerdem nicht das Umweltressort, sondern das der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration zuständig, sagte Bettina Hesse. Florian Boehlke erläuterte, dass er von dort die feste Zusage bekommen habe, dass zeitnah eine Vertretung zu einem Treffen des Jugendparlaments kommen werde. Die Behörde konnte seinen Worten nach wegen eines Krankheitsfalls und aus terminlichen Gründen niemanden zur Sitzung schicken.

Wir können im Prinzip nur die Idee vortragen und dann abwarten und Tee trinken.
Jakob Hornhues

Bettina Hesse beschrieb detailliert, welche sogenannten Leistungsphasen von der Idee "jemand möchte ein Basketballfeld" bis zur Umsetzung "das Basketballfeld wird erstellt" durchlaufen werden müssen. Vom Planungsbeginn für den Jugendtreff im Jahr 2017 bis zur Eröffnung im Sommer vergangenen Jahres dauerte es fünf Jahre. Immerhin könnten Punkte wie zum Beispiel das Thema Kampfmittelbeseitigung in diesem Fall schneller gehen. "Die Pläne sind ja alle noch ganz jung", sagte Katrin Oetgen. Auf die Frage, mit welchem Zeitraum sie denn in diesem Fall rechnen müssten, bekamen die Jugendlichen keine eindeutige Antwort. Selbst dann nicht, als sie betonten, dass es sich keinesfalls um ein ganzes Spielfeld, sondern lediglich um einen kleinen Streetball-Bereich handeln soll.

"Also können wir im Prinzip nichts anderes machen, als die Idee vortragen und dann abwarten und Tee trinken", fasste Jakob Hornhues seinen Eindruck nach den Vorträgen ernüchtert zusammen. Sie würden auch im Beteiligungsverfahren eingebunden werden, erfuhren sie. "Das ist ziemlich frustrierend", waren sich die Jugendlichen nach der Sitzung einig.

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