Marßel. Eine triste Steinwüste, die nicht eben zum Verweilen einlädt – so präsentiert sich der Helsingborger Platz derzeit nach einhelliger Meinung. Es gibt weder Bänke, noch einen optisch attraktiven Blickfang oder Spielmöglichkeiten. Lediglich Tauben fühlen sich in dieser Tristesse wohl, und zwar so sehr, dass sie inzwischen zu einem zusätzlichen Problem geworden sind. Das soll sich alles ändern. Wie der zentrale Platz in Marßel künftig einmal aussehen könnte, präsentierten jetzt die Landschaftsarchitektinnen Johanna Sievers und Sonja Stefanovic vor Ort.
Es ist das zweite Treffen von Planern und Anwohnern, bei dem über die Zukunft des Areals gesprochen wird. Auch Ortsamtsleiter Florian Boehlke und Frank Oetjen, ehemaliger Quartierskoordinator und zuständig für die Wohnungen der Brebau in Marßel, sind dabei. Die Wohnungsbaugesellschaft Brebau hat das Büro Spalink-Sievers Landschaftsarchitekten aus Hannover mit der Planung und einem Konzept für die Umgestaltung beauftragt. Liegt das erst einmal vor, so ist die Hoffnung aller Beteiligten, dürfte es leichter sein, Gelder für die Umsetzung einzuwerben. Und auf diese Weise könnte endlich das gelingen, was der Beirat Burglesum, Anwohner und Akteure schon seit Jahrzehnten vergeblich versuchen: Einen Platz zu schaffen, an dem sich die Bewohnerinnen und Bewohner gerne aufhalten.
Buchenhecke gibt Struktur
Die Landschaftsarchitektinnen haben zwei Zeichnungen mitgebracht. Beide Varianten ähneln sich und beinhalten eine grundlegende Änderung zur jetzigen Gestaltung: Der Platz ist viel grüner, hat eine große, leicht erhöhte Rasenfläche, eine Buchenhecke gibt ihm zusätzlich Struktur. "Damit haben wir den Wunsch nach mehr Grün und weniger Versiegelung aufgegriffen, der beim ersten Treffen mehrfach geäußert wurde", sagt Johanna Sievers und ergänzt: "Das derzeit Beste an dem Platz sind die Bäume." Die sollen natürlich erhalten bleiben und durch die Entsiegelung der Fläche zudem bessere Wachstumsbedingungen bekommen.
Bänke, eine indirekte Beleuchtung der Bäume und eine Rundbank um den Baum, der zentral in der Mitte des Platzes steht, kommen ebenfalls in beiden Varianten vor. "Die Rundbank macht allerdings nur Sinn, wenn das Problem mit den Tauben behoben ist", betont Sievers. Die Umstehenden stimmen zu, schließlich möchte niemand von den Hinterlassenschaften der Vögel getroffen werden. Mit der Thematik beschäftigte sich kürzlich schon das Marßeler Quartiersforum. Eine Idee ist, einen Taubenschlag zu schaffen, um verwilderte Tiere versorgen und Geburtenkontrolle vornehmen zu können.
Ein Berg zum Klettern
Nun kommt die Landschaftsarchitektin, die mit ihrem Team schon mehrere Plätze in Bremen, unter anderem in Tenever, und das sogenannte Grüne Band in Lüssum gestaltet hat, auf die Unterschiede der beiden Varianten zu sprechen: In der einen ist die Rasenfläche etwas kleiner geplant und auch ein Wasserbecken vorgesehen, bei der zweiten stehen Spielmöglichkeiten für Kinder im Mittelpunkt. Sievers erläutert, was sich hinter dem Spielobjekt "Der Berg" verbirgt. Es handele sich um eine Halbkugel, auf die Kinder klettern könnten und die gleichzeitig wie eine Skulptur wirke. Kreisel oder andere kleine Spielgeräte sind eine weitere Idee der Planerinnen.
Die Tendenz der Umstehenden ist recht eindeutig: Sie würden lieber Spielmöglichkeiten als ein Wasserbecken auf dem Platz sehen. "Das Wasserbecken ist vermutlich ziemlich pflegeintensiv", vermutet Frank Oetjen. Außerdem müssten erst Zu- und Abfluss geschaffen werden, gibt er zu bedenken. Sievers räumt ein, dass das Wasserbecken vor allem im Hochsommer interessant sei. "Ein Großteil des Jahres ist es eine kahle Fläche." Einen Platz, der auch für Kinder attraktiv ist, möchten indes alle gerne haben.
Ein Café samt Außengastronomie ist ein weiterer Vorschlag der Planer. Den Platz umgibt ein Riegelbau mit Geschäften und Lokalen, von denen einige leer stehen. Vor einiger Zeit hatte das Nachbarschaftshaus Marßel Interesse gezeigt, sein Angebot in einem der Läden zu erweitern. In der Zeichnung ersetzt das Café das Geschäft Halik Market. Dort sei es jedoch nur exemplarisch eingezeichnet, so Sievers. "Es kann natürlich auch an einer anderen Stelle entstehen." Auf jeden Fall sei die Hoffnung, dass eine Umgestaltung des Platzes auch zu einer Aufwertung der Ladenzeile führe. "Das könnte einen Impuls geben."
Weitere positive Auswirkungen könnten Änderungen in den Planungen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) haben, hofft der Ortsamtsleiter. "Die BSAG hat mit zugesagt, dass sie die Route der Nachtlinie prüfen wird", sagt er. Würde die N7 wie die anderen Buslinien am Helsingborger Platz wenden statt weiter Richtung Stader Landstraße zu fahren, wäre es möglich, das Areal für den Durchfahrtsverkehr mit Pollern zu schließen.
Die Landschaftsarchitektinnen werden die Planung nun noch einmal überarbeiten und am 22. Februar in einer Sitzung des Beirats Burglesum öffentlich vorstellen. Bis dahin wollen sie auch eine erste Kostenschätzung vornehmen. "Interessant wäre es, wenn sich das Konzept in mehreren Abschnitten umsetzen ließe", sagt Boehlke mit Blick darauf, dass das Geld für die Umsetzung voraussichtlich erst nach und nach eingeworben werden kann. Auch das wollen die Planerinnen berücksichtigen.