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Nikolaikirche in Oslebshausen Der Friedhof als lebendiger Ort

Nach dem Einkaufen noch auf einen Schnack zum Friedhof – für manche Menschen in Oslebshausen ein wichtiges Ritual. Und das wird ab jetzt womöglich noch beliebter.
28.04.2025, 05:00 Uhr
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Der Friedhof als lebendiger Ort
Von Anne Gerling

Wohin mit dem Kreuz? Über diese Frage ist innerhalb der Evangelischen Gemeinde Gröpelingen und Oslebshausen viel nachgedacht worden, seit im Jahr 2020 der marode Turm der Philippuskirche an der Seewenjestraße abgerissen wurde. Fast fünf Jahre lang fristete das Kreuz, das 54 Jahre lang den 30 Meter hohen Kirchturm geziert hatte, seitdem ein Schattendasein im Garten der benachbarten Kita. „Das Kreuz muss ein neues Zuhause bekommen“, fanden aber Rebecca Schad von der Friedhofsverwaltung und Diakon Ronald Harzmeyer.

„Das Kreuz sollte unbedingt einen schönen neuen Platz bekommen. Wir hatten erst an die Andreaskirche gedacht oder an den Parkplatz bei der Nikolaikirche, wo man es gut sehen könnte“, erzählt Rebecca Schad. Schließlich seien sie und Harzmeyer dann aber auf die Idee gekommen, das fast vier Meter hohe Stahlrohrkreuz hinter der Nikolaikirche inmitten der Gräberfelder auf dem Friedhof aufzustellen. „Und so entstand dann das ganze Drumherum“, sagt Schad, die sich über die bei der Friedhofsverwaltung anfallenden Bürotätigkeiten hinaus oft und gerne auch in der Praxis um die Gestaltung des Außengeländes kümmert. Auch in diesem Fall griff sie kurz entschlossen zu Stift und Papier, um einen Entwurf für einen Ort der Begegnung zu entwickeln, dessen Blickfang das ehemalige Turmkreuz bilden sollte.

Ein Ort der Begegnung mitten auf dem Friedhof? „Warum denn nicht?! Es gibt viele, die da nach dem Einkaufen vorbeigehen“, unterstreicht Rosemarie Rode vom Gemeindevorstand. Ein Eindruck, den Rebecca Schad bestätigen kann: „Wir sehen immer, dass die Leute sich hier gerne hinsetzen und sich unterhalten.“ Und Harzmeyer ergänz: „Die Leute sind sowieso jeden Tag da, weil sie zu den Gräbern gehen oder zum Schnacken herkommen. Das hat mit der guten Lage direkt gegenüber von Aldi zu tun – der Platz liegt mitten im Leben.“ Vor allem sonnabends sei dort ein fester Kern von Menschen anzutreffen, so Schad. „Aber auf der Bank war immer nur Platz für zwei Personen und die anderen mussten dann danebenstehen.“

Das ist ab sofort anders: Nach der Feinabstimmung mit einer Fachfirma wurden um eine runde Fläche herum Bänke gemauert, die dort nun eine bequeme Ruhezone mit mehreren Eingängen bilden. Als Material sei bewusst Backstein aus Bockhorner Klinker ausgewählt worden, der farblich gut zur Nikolaikirche passe, erzählt Harzmeyer. Denn, so Rebecca Schad: „Wir wollten nichts, was so aussieht, als ob das da gar nicht hingehört.“ Und das sei auch gelungen, freut sie sich: „Schon jetzt kann man sich gar nicht mehr vorstellen, wie es dort vorher eigentlich mal ausgesehen hat.“

Was Harzmeyer besonders freut: „Dass wir einen Ort geschaffen haben, der als Treffpunkt und eine Art Außenkapelle viele Möglichkeiten bietet.“ Denn das Turmkreuz wurde durch drei Stelen ergänzt, auf denen zum Beispiel eine Urne oder ein Blumengesteck Platz haben und die auch als Rednerpult dienen können. Eine dieser Stelen schmücken die griechischen Buchstaben Alpha und Omega als Symbole für Anfang und Ende des Lebens – ein schöner Rahmen für Gottesdienste und Trauerfeiern unter freiem Himmel.

Rebecca Schad und Ronald Harzmeyer können sich an dem neuen Ort auch noch ganz andere Aktivitäten vorstellen. Gerne würden sie zum Beispiel die einst von Pastor Holger Gehrke initiierte Aktion „Pastor auf der Friedhofsbank“ wieder aufleben lassen. Jede Woche zur selben Zeit nahm Gehrke seinerzeit mit Tee und Keksen auf der Friedhofsbank vor dem Turm der Nikolaikirche Platz, erzählt Schad. „Und jeder konnte kommen und mit ihm reden.“ Eine „sehr, sehr schöne und unkomplizierte Geschichte“ sei das gewesen und damals gut angekommen, sagt Harzmeyer: „Ob das tatsächlich wiederholt werden kann, liegt allerdings nicht in meiner Entscheidung.“ Am Sonntag, 27. April, hat die Gemeinde den Ort der Begegnung nun offiziell eröffnet. Bei blauem Himmel und Sonnenschein wurde der Platz mit Kaffee und Butterkuchen eingeweiht und erntete von den circa 40 Besucherinnen und Besuchern direkt viel Lob. „Jetzt gucken wir mal, was wird“, so Schad.

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