Seit zehn Jahren wird in Bremer Jugendfreizeiteinrichtungen um die Wette Energie gespart, und die Sparsamkeit wird belohnt: Unter den Häusern im Bremer Westen, die am Projekt „Ener-Freizi“ teilnehmen, haben die Oslebshauser diesmal mit Abstand am besten abgeschnitten. Hausleiterin Sabine Toben-Bergmann erklärt, wie sie Jugendliche, die in dieser Altersphase oft ganz andere Dinge im Kopf haben, dafür gewinnt, sich über den Klimaschutz Gedanken zu machen.
„Mach mal die Tür zu und das Licht aus“: Das muss die Einrichtungsleiterin den Teenagern schon lange nicht mehr sagen – das übernehmen sie schon selbst, erzählt sie. Plastiktüten hat man in dem Haus, das bald sein 50-jähriges Bestehen feiert, schon lange nicht mehr gesehen. Wer etwas zu verstauen hat, bedient sich am Vorrat der wiederverwendbaren Beutel. Auf Ausflüge geht es per Bus und Bahn, oder man unternimmt Radtouren.
Im Haus gibt es einen kleinen Pool an Leihrädern und die wöchentliche Fahrradwerkstatt, bei der unter fachlicher Anleitung kaputte Räder wieder auf Vordermann gebracht werden. Das Engagement für Umwelt und Klima gehört zum pädagogischen Auftrag, den das Team ernst nimmt – und zwar gerne, betont Toben-Bergmann, die seit 30 Jahren für das Oslebshauser Jugendfreizeitheim arbeitet.
Von Anfang an dabei
Im Jahr 2015 startete das Projekt Ener-Freizi, und ihre Einrichtung ist von Anfang an dabei. Die Motivation war ein großer Leidensdruck: Das Gebäude war damals stark sanierungsbedürftig. „Wir haben nach Draußen geheizt“, erklärt die Sozialpädagogin. Mit dem Ener-Freizi-Projekt, einer Initiative der Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens, war eine Gebäudebegehung verbunden, in der der Handlungsbedarf diagnostiziert wurde. Der große Wurf gelang nach der Gebäudesanierung einige Jahre später: „Wir haben von einem Jahr auf das nächste 14.000 Euro an Betriebskosten gespart“, erinnert sich Toben-Bergmann.
„Es ist schwer, den Jugendlichen das Thema mit globalen Zusammenhängen nahe zu bringen“, sagt sie. „Aber wir hoffen, dass wir durch unsere pädagogischen Maßnahmen eine kleine Saat säen.“ Das Rezept für den bewussten Umgang mit den Ressourcen lautet hier: Kreativität, Spaß und Genuss.
Toben-Bergmann erzählt von dem Upcycling-Workshop, bei dem fünf Jungs ganz konzentriert an den Nähmaschinen saßen, und von den sehr beliebten Kochkursen, bei denen mit saisonalen Produkten aus der Region vegetarisch oder vegan gekocht wird. „Die Jugendlichen sind dann schon sehr offen dafür, wenn sie dabei erfahren, dass Selbstkochen nicht nur viel besser ist für Klima und Umwelt, sondern man dabei auch viel Geld spart.“
Ein Bereich, der die Jugendlichen ebenfalls schon lange beschäftige, sei der Umgang mit der Ressource Wasser. Gemeinsam werde zurzeit die Umgestaltung der sanitären Anlagen geplant, die sparsamere Toilettenspülungen und ein Lichtsystem mit Bewegungsmeldern erhalten sollen. Eine spannende Diskussion, bei der es auch um die Gender-Frage gehe, berichtet Toben-Bergmann. „Partizipation ist uns sehr wichtig“, so die Pädagogin, „denn wir lernen dabei sehr viel voneinander.“
Das Projekt Ener-Freizi wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und von den Bremer Senatorinnen für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration sowie Umwelt, Klima und Wissenschaft gefördert. Unter den stadtweit teilnehmenden 20 Jugendfreizeiteinrichtungen von 14 Trägern wurden in diesem Jahr insgesamt 10.000 Euro ausgeschüttet, die sich auf Prämien in Höhe zwischen 87 und 872 Euro verteilen. In den Prämienschlüssel fließen sowohl das umweltpädagogische Engagement der Einrichtungen als auch die praktischen Energieeinsparungen ein.
Das Jugendfreizeitheim Oslebshausen erhielt für sein Engagement im Jahr 2024 eine Prämie in Höhe von 516 Euro. Das Jugendzentrum Findorff wurde mit einer Prämie in Höhe von 391 Euro belohnt, das Mädchenzentrum Gröpelingen bekam 307 Euro. Die Projektverantwortlichen haben errechnet, dass die teilnehmenden Häuser im Jahr 2024 insgesamt 7770 Kilowattstunden Strom, 40.079 Kilowattstunden Wärme und 902 Kubikmeter Wasser gespart haben.