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Stadterneuerung Wie sich Gröpelingen entwickelt

Gröpelingen soll schöner werden, das ist das Ziel des 2014 beschlossenen Integrierten Entwicklungsprozesses. Und tatsächlich: Mittlerweile hat sich an verschiedenen Orten etwas verändert.
12.09.2024, 05:00 Uhr
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Wie sich Gröpelingen entwickelt
Von Anne Gerling
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Noch bis 2029 fließt Geld aus verschiedenen Bund-Länder-Programmen der Städtebauförderung nach Gröpelingen, um den dort im Jahr 2014 gestarteten Stadterneuerungsprozess fortzusetzen. Grundlage dafür ist das Integrierte Entwicklungskonzept (IEK). Darin sind verschiedene Maßnahmen zur Aufwertung des Stadtteils aufgelistet, in die in den Jahren 2014 bis 2020 Fördermittel in Höhe von 15 Millionen Euro investiert wurden. Weitere 23 Millionen Euro sollen insgesamt noch folgen. Und an immer mehr Orten im Stadtteil sind mittlerweile städtebauliche Veränderungen zum Positiven sichtbar – zum Beispiel hier:

Liegnitzplatz

Zum Beispiel am Liegnitzplatz, wo in einer ehemaligen Teestube an der Ecke Johann-Kühn-Straße schräg gegenüber vom Spielplatz am 1. Januar ein neuer Quartierstreff für gemeinsame Aktivitäten eröffnet wurde. Noch ist die Einrichtung improvisiert, voraussichtlich im kommenden Jahr sollen die Räumlichkeiten mit IEK-Mitteln umgebaut werden. Damit verbunden ist die Auflage, sie 25 Jahre lang als Gemeinbedarfseinrichtung zu nutzen –  ein Signal dafür, wie wichtig dieser Standort dem Sozialressort ist.

Der Treff ist mittlerweile gut belebt, dort treffen sich die Spielplatzinitiative und eine Frauengruppe, donnerstags gibt es Sozialberatung rund um Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Kindererziehung, Bildung und vieles mehr, zweimal im Monat hilft ein Nachbar Kindern bei der Fahrradreparatur und jeden zweiten Sonntag im Monat wird zum Nachbarschaftscafé eingeladen. Projektleiterin Esther Rumohr hat außerdem direkt vor der Tür die vom Gröpelinger Beirat vor Längerem beschlossene Spielstraße eingerichtet: Vorerst bis Ende Oktober ist dieses Areal immer dienstags von 16 bis 18 Uhr für den Verkehr gesperrt, damit die Kinder aus der Nachbarschaft dort sicher spielen und toben können.

Plan wurde überarbeitet

Alternative Spielflächen wie diese werden benötigt, wenn ab 2026 der 2000 Quadratmeter große Spielplatz umgestaltet wird. Aktuell laufen beim Umweltbetrieb Bremen (UBB) Planungen dazu, wie der Platz später einmal aussehen soll. Voraussichtlich Ende des Jahres sollen die überarbeiteten Pläne erneut öffentlich präsentiert und mit der Nachbarschaft besprochen werden. Die macht sich insbesondere Gedanken über die sozialen Probleme rund um den Platz, der oft vermüllt ist und auch von drogensüchtigen und alkoholabhängigen Menschen als Treff genutzt wird.

Im ehemaligen Mosaik-Treff an der Nordwestspitze des Liegnitzplatzes hat außerdem im Juni die Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens einen Treffpunkt für Klimaschutz eröffnet. Dort gibt es Informationen und Veranstaltungen rund um die Themen Energiesparen, Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Denn Gröpelingen wird zum Klimaschutz-Modellquartier, auch hierfür fließen über das IEK bis Ende 2027 Fördermittel.

Im Zuge einer über das IEK finanzierten Voruntersuchung wird aktuell außerdem untersucht, ob das Gebiet zwischen Gröpelinger Heerstraße, Hafenrandstraße, Gröpelinger Friedhof und Waller Friedhof als Sanierungsgebiet ausgewiesen werden kann. In einem Sanierungsgebiet werden Modernisierungsmaßnahmen finanziell begünstigt und die Enteignung von Schrottimmobilien wie zum Beispiel dem Koschnick-Haus durch die Stadt ist möglich. Dies könnten weitere Mosaiksteine zur Aufwertung des Stadtteils sein.

Bürgermeister-Ehlers-Platz

Etwa 300 Meter vom Liegnitzplatz entfernt grünt es seit einigen Wochen mitten auf dem Bürgermeister-Ehlers-Platz. In 16 neuen Hochbeeten, die im Mai im Zuge des Pilotprojekts „Biodiverse Cities“ aufgestellt wurden, wachsen Kräuter, Blumen, Sträucher und mehrere Bäume. „Es geht dabei darum, erst einmal eine Idee zu schaffen, wie es aussehen könnte, wenn es grüner wäre“, sagt Juliane Hesse, vom Referat Stadterneuerung im Bauressort. Denn auch wenn der Stadtteil auf den ersten Blick an vielen Ecken reichlich Grün zu bieten hat, so sind Gröpelingen –  insbesondere das Lindenhofquartier  – vor negativen Folgen des Klimawandels wie zum Beispiel Starkregen nicht gut geschützt, wie eine Studie gezeigt hat. „Das Quartier heizt sich im Sommer auf, und wir haben wenig Kompensation durch Grünflächen, die als Schwamm dienen könnten“, sagt Bianca Matthes Bianca Matthes vom Team des Gebietsbeauftragten für das Integrierte Entwicklungskonzept (IEK) Gröpelingen. Ihr zufolge soll es deshalb demnächst auch entlang der Dockstraße noch grüner werden, etwa durch Baumnasen oder Flächen, in denen Regenwasser versickern kann.

Bürgermeister-Koschnick-Platz

Etwas weiter nördlich wiederum hatte sich der Beirat viele Jahre lang darum bemüht, dass der Platz an der zentralen Kreuzung Lindenhofstraße / Gröpelinger Heerstraße / Beim Ohlenhof schöner wird. Jahrelang verfiel hier das Gebäude des ehemaligen Modehauses C. A. Klein zur Ruine. Nach dem Abriss klaffte eine gefühlte Ewigkeit lang eine riesige Baugrube. Umso größer die Erleichterung, als doch noch der Bau des Ohlenhof-Carrees in Gang kam und anschließend der zentrale Platz unmittelbar davor mit IEK-Mitteln neu gestaltet werden konnte. Im März 2023 wurde der neue Bürgermeister-Koschnick-Platz feierlich eingeweiht, Ende August 2023 eröffnete die Sparkasse ihre Stadtteilfiliale im Ohlenhof-Carree.

Fehlt nur noch der fest eingeplante öffentliche Trinkwasserbrunnen. Für den wird noch nach einem sogenannten Bedarfsträger gesucht, der sich um etwaige Reparaturen kümmert. Mit der Aufwertung des Platzes konnten allerdings die sozialen Probleme in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht gelöst werden. Das Areal gilt als Angstort, nachdem sich die Drogenszene vom Hauptbahnhof unter anderem dorthin verlagert hat und es mehrfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen ist. Seit Ende Juli sollen dort nun Überwachungskameras für mehr Sicherheit sorgen.

Nur wenige Anträge

Um die Gröpelinger Heerstraße – sozusagen das Schaufenster des Stadtteils – attraktiver zu machen, war 2016 ein Design-Handbuch entwickelt worden. Wer seine Immobilie dem 100-seitigen Papier entsprechend renoviert, erhält Städtebaufördermittel. „Wir haben bisher wenige private Eigentümer gehabt, die wir fördern konnten“, sagt Matthes. Deshalb wolle man noch einmal einen neuen Anlauf nehmen und für geförderte Modernisierungsmaßnahmen werben: „Da sind mittlerweile die Rahmenbedingungen einfacher geworden, und das Fördergebiet wurde erweitert.“

Eine positive Entwicklung gibt es schräg gegenüber des Bürgermeister-Koschnick-Platzes im Tedi-Gebäude an der Gröpelinger Heerstraße 178/180. Dort hat die Waller Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (Wabeq) das Q:West eingerichtet –  einen Quartierstreff für Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung. Auch hier flossen Fördermittel über das IEK. Ein deutlich zäherer Brocken ist das ehemalige Sparkassengebäude nur wenige Häuser weiter. Dort sollen eines Tages das Digital Impact Lab, das lokale integrierte Gesundheitszentrum für alle (Liga) und das Hebammen-Zentrum einziehen. Um die Räumlichkeiten für alle drei Einrichtungen passend herzurichten, muss aufwendig umgebaut werden, was deutlich länger dauert als ursprünglich angenommen.

Grüner Bremer Westen

Auch in die Entwicklung des Naherholungsparks "Grüner Bremer Westen", der nördlich an den Stadtteil angrenzt, fließen über das IEK Mittel. Aktuell werden dort unter anderem drei leer stehende Parzellen am Ringelblumenweg in einen Gemeinschaftsgarten mit Gewächshäusern und Wasserpumpe umgewandelt, in dem zukünftig Menschen aus dem Stadtteil gemeinschaftlich in Eigenverantwortung gärtnern können. Im September soll außerdem Bremens erster Naturerlebnispfad eingeweiht werden –  ein gut einen Kilometer langer Erlebnispfad mit insgesamt 13 Informationstafeln und interaktiven Erlebnisstationen, der ebenfalls mit IEK-Mitteln ausgebaut wird.

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