Abseits von Sauberkeit und Sicherheit bemüht in vielen Sitzungen der Ortsbeiräte wenig so sehr die Gemüter wie die Frage nach Parkplätzen. Kein Bauprojekt ohne die obligatorische Frage, wo denn all die Autos parken sollen. Eine Lösung, zumindest für Anwohner eng beparkter Straßen, könnte das sogenannte Bewohnerparken sein. Für die Föhrenstraße in Hemelingen hat dies nun eine Bürgerin vorgeschlagen und im zuständigen Verkehrsausschuss gemischte Gefühle damit ausgelöst.
Anwohnerin Fenja Fahrenbach hatte mit einem Bürgerantrag die Diskussion im Ausschuss ins Rollen gebracht. Der Grund: Es sei für Anwohner kaum mehr möglich, in der Straße einen Parkplatz zu bekommen.
Was ist Bewohnerparken?
Wird ein Bewohnerparken eingerichtet, so gilt es nicht für einzelne Straßen, sondern immer für ganze Quartiere. In diesen werden Parkberechtigungen nur für Anwohner angeboten, die einen Jahresbetrag zwischen 30 und 50 Euro kosten, gleichzeitig werden freie Parkplätze kostenpflichtig bewirtschaftet. Einen Anspruch auf einen Parkplatz haben Anwohner nicht.
Im Zuge des Bewohnerparkens fallen allerdings vorhandene Parkplätze für zusätzliche Fahrradbügel oder auch Carsharing-Angebote weg. Dabei werden Zahlen von 20 bis 50 Prozent weniger Parkplätze genannt. Darüber hinaus wird in den Quartieren das aufgesetzte Parken nicht geduldet, das heißt, das Ordnungsamt kontrolliert die betreffenden Bereiche.

In den Nebenstraßen der Föhrenstraße ist aufgesetztes Parken üblich. Das wäre mit einem Bewohnerparken voraussichtlich in der Form nicht mehr möglich.
Das aufgesetzte Parken stellt in engen Straßen ein Problem dar, weil dadurch Fußwege blockiert werden, gleichzeitig haben auch Rettungsfahrzeuge Schwierigkeiten, durch die Straßen zu kommen.
Mehr Autos im Bremer Südosten
Autofahren – oder vielleicht besser: ein Auto besitzen – ist offenbar noch zu attraktiv für viele Menschen in Bremen. Jedenfalls besagen die Zahlen des Statistischen Landesamtes trotz inzwischen mehreren Jahrzehnten viel beschworener Verkehrswende, dass die Zahl der Autos, die statistisch gesehen in ihrer Lebenszeit überwiegend stehen und nicht fahren, in Bremen in den vergangenen Jahren weiter zugenommen hat.
In Hemelingen, Osterholz und der Vahr gilt dasselbe: In allen drei Stadtteilen des Bremer Ostens sind nach Angaben der Statistiker mehr Autos unterwegs. In Hemelingen sind aktuell beispielsweise annähernd 23.000 Verbrennerautos zugelassen, in der Vahr sind es 9920. Im Jahr 2018 waren es noch 21.980 und 9527 Verbrenner. Rasante Zuwächse gibt es bei den Elektroautos. 2022 zählte die Statistiker 1684 Stromer auf Hemelingens Straßen, 2018 waren es noch: null.
Mit dem Urteil zum aufgesetzten Parken, das demnach nicht mehr geduldet werden darf, und dem Bekenntnis der Rot-Rot-Grünen-Koalition zur Stärkung des Rad-, Fuß- und öffentlichen Verkehrs wird das Autofahren aber voraussichtlich unbequemer oder um es positiv zu formulieren: die anderen Fortbewegungsmittel gewinnen im Vergleich zum Auto an Attraktivität. Allerdings: Wie man mit dem aufgesetzten Parken umgehen möchte, darüber ist sich die Koalition uneinig.
Ausschuss uneins
Ähnlich das Stimmungsbild im Hemelinger Verkehrsausschuss: Während Ralf Bohr (Grüne) deutlich zu erkennen gab, ein Befürworter des Anwohnerparkens, mit dem das geduldete aufgesetzte Parken im Geltungsbereich ein Ende hätte, zu sein, mahnten Gerhard Scherer (CDU) und Nurtekin Tepe (SPD) vor den Auswirkungen für die Anwohner der Nebenstraßen.
"Ich sehe Probleme mit den anderen Anwohnern in den Nebenstraßen, die das vielleicht nicht unbedingt wollen", so Scherer. "Es macht Sinn, das in Angriff zu nehmen, denn es wird ohnehin irgendwann kommen", entgegnete Bohr. "Ich kann nicht einsehen, dass die Bürgerinnen und Bürger an jeder kleinen Ecke zahlen müssen und das würde mit einer Parkraumbewirtschaftung kommen", wandte Nurtekin Tepe ein.
Zu einer abschließenden Stellungnahme kam der Ausschuss in seiner Sitzung nicht. "Ich würde vorschlagen, dass wir uns noch mal damit befassen", so Scherer. Er sehe es kritisch nur für die Föhrenstraße ein Bewohnerparken auch für die Nebenstraße einzurichten. "Da haben wir sehr viel aufgesetztes Parken." Seinen Antrag auf Vertagung der Diskussion folgten die übrigen Ausschussmitglieder.
Ohne eine Beteiligung der Stadt und der Anwohner kann der Beirat ohnehin kein Bewohnerparken beschließen. Vorgeschaltet sind unter anderem Untersuchungen und eine Anwohnerversammlung.