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Katastrophenschutz Sirenen für Hemelingen

In Hemelingen sollen künftig flächendeckend Sirenen vor Gefahren warnen. Der Katastrophenschutz ist für viele Fälle gerüstet, aber nicht für alle.
11.03.2022, 08:00 Uhr
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Sirenen für Hemelingen
Von Christian Hasemann
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Ältere Bürgerinnen und Bürger kennen sie noch: Warnsirenen mit ihrem an- und abschwellenden Ton. Nach Ende des Kalten Krieges sind viele demontiert worden. Nun möchte der Bremer Katastrophenschutz auch in Hemelingen wieder welche aufstellen, die im Ernstfall vor Gefahren warnen sollen.

Wie werden Bürger informiert?

"Das ist in Bremen überall gleich", erklärte Karl-Heinz Knorr, Beauftragter für den Katastrophenschutz beim Senator für Inneres. "Dafür werden vor allem die Warn-Apps genutzt." Programme also, die auf Smartphones installiert sind und den Warntext in verschiedenen Sprachen darstellen. "Diese zeigen an, was los ist und wie man sich verhalten soll", so Knorr in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats. Auch über digitale Werbetafeln könne der Katastrophenschutz Bürger inzwischen warnen. "Das Neueste ist, dass wir noch in diesem Jahr 43 Sirenenstandorte errichten." Diese sollen zunächst vor allem auf städtischen Gebäuden, die von Feuerwehren und Polizei genutzt werden, aufgestellt werden. "Noch gibt es aber Löcher", so Knorr. "43 Standorte reichen nicht aus, um ganz Bremen abzudecken." Bei der derzeitigen weltpolitischen Lage gehe er aber davon aus, dass das Programm fortgeführt werde und in den kommenden Jahren die Lücken geschlossen würden. In Hemelingen wird beispielsweise das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Mahndorf mit einer Sirene ausgestattet. Carsten Koczwara (Die Partei) wollte wissen, ob diese auch bei Stromausfall funktionierten. "Die Sirenen sind akkugepuffert und müssen über einige Tage funktionieren", sagte Knorr. Warnungen gehen nach Knorrs Worten außerdem über das sogenannte Cellbroadcasting, dabei werden SMS über das Handynetz verschickt, und über Radiosender raus.

Wer ist zuständig?

Im Katastrophenfall arbeiteten alle beteiligten öffentlichen Behörden unter einer gemeinsamen Führung, die beim Senator für Inneres angesiedelt sei, so Knorr. "Aber auch im Katastrophenfall bleibt die Ressortzuständigkeit erhalten." Will heißen: Die Sozialbehörde kümmert sich also beispielsweise weiterhin um die Unterbringung von geflüchteten Menschen.

Wann gab es zuletzt eine Warnung?

Die letzte Warnung zu einer Gefahr gab es zu den vergangenen Sturmfluten im Februar dieses Jahres. "Wie werden da die Leute im Kleingartengebiet informiert?", wollte Alexander Schober (Linke) wissen. "Bei Sturmfluten haben wir eine lange Vorlaufzeit", so Knorr. In der Regel wüssten die Behörden, im Gegensatz zu plötzlichen Unwetterzellen, schon zwölf Stunden vorher, wie hoch und wann eine Sturmflut aufläuft. Bürgerinnen und Bürger seien über die Warn-Apps informiert worden, und die Polizei sei durch die Parzellengebiete gefahren.

Was für Szenarien sind möglich?

Als ein wahrscheinliches Szenario nannte Knorr einen länger andauernden Stromausfall. "Da merkt man erst, wie abhängig wir sind." Keine kritische Infrastruktur würde ohne Strom arbeiten: keine Heizung, keine Pumpen. "Deswegen sollte man überlegen, was in so einem Fall wichtig ist." Taschenlampen, Batterien, Trinkwasser, zählte er auf. "Vielleicht ein akkubetriebenes Radio", so Knorr weiter.

Wo sind die Grenzen?

"Wir müssen den Katastrophenschutz im Alltag denken", sagte Knorr. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste hätten detaillierte Pläne. "Aber man muss aufpassen, denn man kann nicht alle Dinge im Detail planen." Grenzen gibt es auch beim schlimmsten aller Fälle, beim Atomkrieg. "Wer glaubt, dass es mal Bunkerplätze für jeden gab, der irrt." Inzwischen gebe es kaum noch Bunker und diese seien ohnehin nicht für einen solchen Fall ausgelegt. In diesem Zusammenhang warnte Knorr vor der Einnahme von Jod-Tabletten. "Man darf nicht in Panik verfallen, es ist nicht nötig, sondern gefährlich, Jod-Tablette zu nehmen." Die vorsorgliche Einnahme von Jod soll bei einem radioaktiven Niederschlag verhindern, dass ein radioaktives Jod-Isotop in die Schilddrüse aufgenommen wird. 

Gibt es Notvorräte?

"Bremen hat keine eigenen Vorräte", so Knorr. Für Einsatzkräfte würden hingegen Verpflegungen vorgehalten. Die Vorratshaltung ist Bundessache. "Es gibt bundesweit geheime Standorte mit Getreide, Mineralölen und Gaskavernen", erklärte Knorr. In Bremen gebe es aber immer noch 100 Notbrunnen für die Trinkwasserversorgung. "Die auch regelmäßig von der Umweltbehörde überprüft werden."

Wo versammeln sich Menschen?

Typische Unterkünfte für Menschen, die in Sicherheit gebracht werden müssten, seien Schulen. "Da gibt es die notwendige Infrastruktur und mit den Turnhallen auch Unterbringungsmöglichkeiten mit Feldbetten", sagte Knorr.

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