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Beiräte Horn-Lehe und Schwachhausen Streit um die Horner Spitze

Nördlich des Schwachhauser Kleingärtnervereins liegt es, das Areal, um das sich alle streiten. Noch wird die Horner Spitze vom Verein Kinder, Wald und Wiese genutzt. Bald soll dort ein Gewerbegebiet entstehen.
21.01.2022, 15:15 Uhr
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Von Maren Brandstätter

Naturlernort oder Gewerbeerweiterung – für beide Optionen gibt es Verfechter, wenn es um die Horner Spitze geht. Auf der gemeinsamen Sitzung der Beiräte Horn-Lehe und Schwachhausen am vergangenen Donnerstag waren die Wortmeldungen für den Naturerhalt deutlich in der Überzahl. Das Interesse an der Diskussion über die künftige Nutzung des Areals nördlich des Schwachhauser Kleingärtnervereins war hoch: knapp 100 Teilnehmer waren der Sitzung zeitweise zugeschaltet.

Aktuell wird die Horner Spitze vom Verein Kinder, Wald und Wiese genutzt. Er bietet betreute Pferde- und Tierstunden für Kinder und Jugendliche an, kooperiert mit einer Kita und einer Grundschule, gestaltet Ferienprogramme und versteht sich außerdem als offener Spiel- und Bewegungstreff unter freiem Himmel.

Ungeklärte Perspektive für Tiere und Mitarbeiter des Vereins

Ob und wie es für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die Ponys, Ziegen, Hühner und Katzen perspektivisch weitergeht, ist zurzeit das dominierende Thema im Verein – seit die Senatorinnen für Wirtschaft und Umwelt im vergangenen Oktober ihre Pläne für die Erweiterung des Technologieparks auf der Horner Spitze vorgestellt haben.

Für den Verein Kinder, Wald und Wiese sei die Fläche im Grunde alternativlos, betonte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Ben Hadler. Der aktuelle Standort sei nicht nur für Kinder problemlos erreichbar, sondern auch für die zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützer von der Universität und aus dem umliegenden Kleingartengebiet, argumentierte er. Zudem sei ihm keine alternative Fläche im Stadtteil bekannt, die nur annähernd vergleichbare Voraussetzungen für die Vereinsarbeit mit sich bringe.

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Ein alternativer Standort ist aber genau das, was dem Wirtschaftsressort als Lösung für den Verein vorschwebt. Einen konkreten Vorschlag könne sie derzeit noch nicht machen, sagte Ressortmitarbeiterin Simone Geßner. Bevor man gezielt auf die Suche gehe, müssten zunächst die konkreten Bedarfe von Kinder, Wald und Wiese ermittelt werden. „Dafür müssen wir den Verein besser kennenlernen“, sagte sie.

So alternativlos, wie die Horner Spitze aus Sicht des Vereins für die Kinder- und Jugendarbeit ist, so unentbehrlich ist sie nach Meinung der Wirtschaftsvertreter für die Erweiterung des Technologieparks. Zwei andere Flächen seien in der Vergangenheit diesbezüglich bereits geprüft und wieder verworfen worden – „aus ökologischen Gründen“, berichtete Technologiepark-Geschäftsführer Martin Heinlein. Der Erweiterungsbedarf des Gewerbegebiets – insbesondere für Produktionsflächen – sei aber immens, betonte er.

Bis das Gebiet als Erweiterungsfläche genutzt wird, können noch fünf Jahre vergehen

Mit den Planungen für die Horner Spitze steht das Ressort derzeit noch ganz am Anfang, berichtete Geßner. Bis das Areal als Erweiterungsfläche genutzt werden könne, würden mindestens noch fünf Jahre vergehen. Das liegt vor allem an der vergleichsweise aufwändigen Erschließung des Geländes, die von der Konrad-Zuse-Straße aus unter der Bahntrasse hindurchführen soll.

Als nächste Schritte plant die Behörde neben der Kontaktaufnahme zum Verein die Erstellung einer Machbarkeitsstudie als Basis für das Entwicklungskonzept der Horner Spitze. Die Ergebnisse der Studie sollen dann dem Beirat vorgestellt werden. Die gesamte Planung entstehe auf Grundlage des Flächennutzungsplans, wie Geßner mehrfach betonte. Darin gelte die Horner Spitze als „Gemischte Baufläche – Prüfbereich“.

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Im Flächennutzungsplan wird laut Martin Rode allerdings auch noch auf etwas anderes hingewiesen: auf die Bedeutung der Horner Spitze als Frischluftschneise. Von denen gebe es in der gesamten Stadt gerade einmal fünf, betonte der BUND-Geschäftsführer. Und die seien unentbehrlich, angesichts sich mehrender Hitzeereignisse. Darüber hinaus entspreche die Horner Spitze einer bäuerlichen Kulturlandschaft und sei ein „Hotspot der Biodiversität“ mit großen Beständen von Fröschen, Molchen und Kröten, die jedes Frühjahr aus der weiten Umgebung zum Laichen dorthin wanderten.

Die im Gewerbeentwicklungsprogramm (GEP) verankerten Vorgaben der Regierungsfraktionen, nach denen die Fassaden und Dächer im künftigen Gewerbegebiet begrünt werden sollen, könnten den Verlust der Fläche „nicht ansatzweise“ ausgleichen, erklärte Rode auf Nachfrage von Harald Graaf (CDU). Der BUND lehne die Erweiterungsmaßnahme auf der Horner Spitze deshalb ab.

Flächen wurden in der Vergangenheit recht großzügig vergeben

Der Wirtschaftsförderung Bremen (WfB) stehen im Technologiepark laut Projektleiterin Anke Werner aktuell lediglich noch 1,9 Hektar für die Vermarktung zur Verfügung, von denen 1,6 Hektar zudem bereits reserviert seien. Dass der Platz im Technologiepark knapp werde, liege unter anderem daran, dass die Flächen in der Vergangenheit mitunter recht großzügig vergeben worden seien: unter anderem etwa an Dienstleister, statt ausschließlich an technologieorientierte Unternehmen, erinnerte Michael Koppel (Grüne).

Auch Schwachhausens Beiratssprecherin Gudrun Eickelberg (Grüne) reichte der Erweiterungsdruck des Technologieparks als Argument für eine Bebauung der Horner Spitze nicht aus – schließlich habe die Bremer Bürgerschaft gerade vor einem Jahr den Klimanotstand ausgerufen. Die Horner Spitze sei vor diesem Hintergrund als Erweiterungsfläche des Technologieparks indiskutabel, erklärte sie.

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Ähnlich argumentierte auch das Bündnis Lebenswerte Stadt im Nachgang zur Sitzung. Das Gebiet sei von herausragender Bedeutung als Natur- und Erholungsfläche, erklärte Sprecher Ulf Jacob. „Eine Gewerbeerweiterung lehnen wir an dieser Stelle kategorisch ab und erwarten von der Wirtschaftssenatorin, auf diese Flächen im GEP zu verzichten“, forderte er.

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