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Inklusion in Bremen Unterricht vom Gymnasium Horn ausgelagert

Die drei Kinder mit Beeinträchtigung im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung, die am Gymnasium Horn eingeschult wurden, lernen nun an anderen Schulen. Geeignete Rahmenbedingungen sind derweil nicht in Sicht.
21.11.2018, 17:52 Uhr
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Von Maren Brandstätter

Am Gymnasium Horn stockt es weiterhin in puncto Inklusion. Die drei Kinder mit Beeinträchtigung im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung (W+E), die hier im Sommer eingeschult wurden, werden derzeit an anderen Schulen unterrichtet: zwei an der Gesamtschule Ost, eines an der Paul-Goldschmidt-Schule. Das bleibt so, bis die Rahmenbedingungen am Horner Gymnasium wieder hergestellt sind, berichtete Staatsrat Frank Pietrzok dem Beirat Horn-Lehe auf dessen jüngster Sitzung.

Aktuell habe die Schule zwar eine Diplom-Behindertenpädagogin und eine Schulassistentin, aber keine Sonderpädagogische Fachkraft. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung“, versicherte Pietrzok. Auch was die Ermittlung des zusätzlichen Raumbedarfs der Schule betrifft, sprach der Staatsrat von Hochdruck. Dass der Baubedarf in den nächsten Jahren erheblich sein werde, liege auf der Hand. Der Mehrbedarf an Raum solle schnellstmöglich geklärt werden. Da der Ausbau nicht so schnell funktionieren werde, müsse man im Schuljahr 2020/21 voraussichtlich mit einer Zwischenlösung leben, erklärte Pietrzok.

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Birgit Bäuerlein (SPD) äußerte sich außerordentlich erstaunt darüber, dass unmittelbar nach Fertigstellung der umfangreichen Baumaßnahmen am Horner Gymnasium nun schon wieder neue bauliche Bedarfe ermittelt werden. „Wusste man denn nicht, dass die Schule W+E-Standort werden würde?“, wollte sie wissen. „Der Bedarf war damals noch nicht abzusehen, und wir können nicht auf Halde bauen“, erklärte Pascal Berke, im Bildungsressort zuständig für schulbetriebliche Fragen. Hinsichtlich der personellen Situation seien ihrer Ansicht nach Sonderfortbildungen innerhalb des Lehrerkollegiums immens wichtig, erklärte Bäuerlein, damit die Sonderpädagogische Fachkraft im Krankheitsfall durch die Kollegen vertreten werden könne. Gudrun Stuck (Grüne) regte außerdem an, dem Kollegium Hospitationsmöglichkeiten in bereits inklusiv arbeitenden Schulen zu ermöglichen, ebenso wie eine enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Rebuz (Regionales Beratungs- und Unterstützungszentrum).

Dirk Eichner (SPD) betonte, dass das Ressort die aktuelle missliche Lage hätte vermeiden können, wenn es Anfang des Jahres dem Wunsch des Beirats gefolgt wäre, die Einrichtung der W+E-Klasse auf das kommende Schuljahr zu verschieben – „dann wäre allen Beteiligten ausreichend Planungsspielraum geblieben“. Die Zeit habe man schlicht nicht gehabt, erklärte Pietrzok. „Angesichts des sprunghaft angestiegenen Platzbedarfs sahen wir uns genötigt, umgehend zu handeln.“ Birte Eckardt (CDU) kritisierte das Zeitmanagement des Ressorts ebenfalls. „Es wäre die richtige Reihenfolge gewesen, erst die Voraussetzungen zu schaffen und dann die Kinder einzuschulen, und nicht umgekehrt“, sagte sie. Außerdem stelle sich die Frage, inwiefern die Schulbehörde plane, einen Ausgleich für die regulären Gymnasialplätze zu schaffen, die jetzt und künftig wegen der W+E-Beschulung wegfielen. Dieser Ausgleich sei bereits geschaffen, indem die Jahrgänge 5 und 6 sechszügig geworden seien, erklärte Pietrzok.

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Auch Siegbert Meß, Elternsprecher am Gymnasium Horn, meldete sich im Verlauf der Debatte zu Wort. Aus seiner Sicht habe sich die Behörde bislang nicht ausreichend bewegt. „Wir hätten uns gewünscht, dass Sie in die Gesamtkonferenz kommen und den Dialog suchen“, erklärte er an die beiden Behördenvertreter gewandt. Der Elternbeirat habe daher gemeinsam mit dem Lehrerkollegium einen Antrag der SPD-, Grünen-, FDP- und Linken-Fraktion miterarbeitet, in dem die W+E-Beschulung am Gymnasium Horn ausdrücklich begrüßt. Er enthält aber auch klare Forderungen, etwa dass das Ressort für eine ausreichende Anzahl an Sonderpädagogen zu sorgen habe, die Ausstattung des Differenzierungsraums und die nötigen finanziellen Mittel für eine Pflegeliege und einen Notfallstuhl zu gewährleisten, bevor die W+E-Schüler wieder am Gymnasium Horn unterrichtet werden.

Außerdem forderten die Antragssteller die Senatorin auf, rechtzeitig weitere benötigte Differenzierungsräume zu schaffen und zu klären, ob für das Gymnasium Horn Neu- oder Anbauten erforderlich sind. Die notwendigen Planungen, Ausschreibungen und sonstigen vorbereitenden Maßnahmen seien zudem in Abstimmung mit dem Gymnasium Horn sowie allen weiteren Beteiligten zu treffen. Der Antrag wurde bei einer Gegenstimme mehrheitlich vom Beirat verabschiedet.

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