- Warum werden die Kops teilweise abgezogen?
- Was genau sollen die Kops im Innendienst machen?
- Welche Aufgaben im Stadtteil können die Kops aktuell noch wahrnehmen?
- Was ist die Kritik aus den Stadtteilen?
- Was fordern die Beiräte?
Seit den Sommerferien brodelt es in vielen Stadtteilparlamenten, nachdem Polizeipräsident Dirk Fasse mitgeteilt hatte, Bremens Kontaktpolizisten (Kops) bis zum Jahreswechsel teilweise abzuziehen. Bis zu 30 Prozent ihrer Arbeitszeit sollten Bremens Kops demnach im Innendienst aushelfen. Dass sie damit weniger auf der Straße im Stadtteil unterwegs sind, stößt in verschiedenen Beiräten im Bremer Süden auf Ablehnung. Mehrere Beiräte haben daraufhin das Gespräch mit dem Innenressort gesucht. Derk Dreyer, Leiter der Abteilung Mitte-Süd bei der Bremer Polizei, war erst kürzlich im Beirat Huchting zu Gast, um für Verständnis für die Maßnahme zu werben. Zuvor hatte sich bereits der Beirat Neustadt kritisch zu dem Thema positioniert.
Warum werden die Kops teilweise abgezogen?
Die Polizei habe momentan in Bremen zu wenig Leute, um allen ihren Aufgaben gleichermaßen gerecht zu werden, „daher müssen wir Prioritäten setzen“, erklärte Dreyer. Momentan stehen der Polizei 2667 Vollzeitstellen zu Verfügung, laut Koalitionsvertrag sollen es bis 2027 3100 sein. „Bis 2024 wird uns das Personal noch stark fehlen, danach rechnen wir mit einer Entspannung durch neue Kräfte“, sagte Dreyer.
Was genau sollen die Kops im Innendienst machen?
Eine Folge der Unterbesetzung: Aufgrund des aktuellen Personalmangels können Anzeigen nicht zeitnah bearbeitet werden. Gleichzeitig steige das Aufkommen an Notrufen und Einsätzen sowie das Kriminalitätsgeschehen rasant, so Dreyer. Auf diese Weise entstehe ein Anzeigen-Rückstau, Ende 2022 hätten sich so über 22.000 Altfälle angehäuft. „Seither arbeiten diverse Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen mit, um zum Abbau der Rückstände beizutragen“, betonte Dreyer. Im Sommer sei dann recht kurzfristig die Entscheidung der Polizeiführung gefallen, auch die Kops mit einzubinden. Einen Fall pro Tag sollen sie bearbeiten. Etwa eine Stunde sollte dazu ausreichen, heißt es innerhalb der Polizeiführung zum Zeitaufwand. Die Hoffnung: Bis Jahresende soll der Sondereinsatz beendet sein.
Außerdem fehlt Personal in der Zentralen Anzeigenaufnahme. „Im Oktober rechnen wir dort bereits mit einer Entspannung, weil dann ein neuer Jahrgang Hochschulabsolventen fertig ist“, kündigte Dreyer an. Bis dahin müssten die Kops pro Woche einen Tag in der Anzeigenaufnahme aushelfen.
Welche Aufgaben im Stadtteil können die Kops aktuell noch wahrnehmen?
Alle vorgesehenen Kop-Stellen in Huchting sind aktuell auch besetzt. Ihre zentralen Aufgaben wie die Verkehrserziehung an Schulen, Opfernachsorge und das gezielte Aufsuchen von Brennpunkten sollen sie Dreyer zufolge auch weiterhin erfüllen. Manche Aufgaben wie zum Beispiel die Fahrerermittlung könnten aber auch andere Kräfte erledigen. Dreyer: „Mir ist wichtig, was die Kops in der Region leisten, und es werden auch weiterhin Kops vor Ort zur Verfügung stehen.“ Das sei gewährleistet, weil nicht alle Kontaktpolizistinnen und -polizisten gleichzeitig im Innendienst gebunden seien.
Was ist die Kritik aus den Stadtteilen?
Aus nahezu allen Stadtteilen Bremens ist zu hören, dass man sich wenigstens eine frühzeitige Information der Polizeiführung und einen Austausch über den zeitweiligen Abzug der Kontaktpolizisten gewünscht hätte. Das war auch vergangene Woche Thema in der bremenweiten Beirätekonferenz im Bremer Rathaus.
„Klammheimlich in den Sommerferien unsere Kopstunden zu reduzieren und darüber erst zu informieren, wenn Nachfragen kommen, zeugt nicht von vertrauensvoller Zusammenarbeit“, schimpfte Michael Horn (Linke). Beiratssprecher Christian Knuschke (SPD) verwies darauf, „dass die Kops für die Huchtinger sehr wichtig sind, daher müssen wir bei so etwas rechtzeitig miteinander reden.“
Martina Seifert (CDU) erinnerte daran, dass die Kontaktpolizei in den Bremer Stadtteilen schon längst auf 110 statt der heutigen 94 Männer und Frauen hätte aufgestockt werden sollen. Der derzeitige Sondereinsatz im Innendienst sei den Huchtingerinnen und Huchtingern nicht zu vermitteln angesichts der Bedeutung der Kops für das Sicherheitsempfinden im Stadtteil.
Was fordern die Beiräte?
Die Kops sollen ausschließlich im Stadtteil arbeiten und nicht für andere Aufgaben - wie auch Streifen auf dem Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr - abgezogen werden. Ein entsprechender Antrag der CDU aus Huchting wurde vom Beirat nach einer Überarbeitung einiger Passagen von allen Parteien einstimmig beschlossen.
In der Neustadt macht sich der Beirat ähnliche Sorgen und lehnt deswegen ebenfalls den Einsatz der Kontaktpolizisten für den Innendienst ab. „Nicht nur die prekäre Situation am Lucie-Flechtmann-Platz, sondern auch der Erhalt der sozialen Stabilität im Stadtteil verlangen nach einer Stärkung und keiner Schwächung der Polizeipräsenz im Stadtteil“, schreibt der Neustädter Beirat an Innensenator Mäurer (SPD).
Der Beirat habe zwar Verständnis für die Notwendigkeit zum Abbau von Rückständen in der Verwaltungsarbeit, sehe aber die Prioritäten der Polizeiarbeit im Stadtteil und dort im Außendienst. Bis sich die Probleme auf dem Lucie-Flechtmann-Platz legen, „wünscht der Beirat Neustadt, dass von Einsätzen der Neustädter Kops im Innendienst abgesehen wird.“