Das hat fast jeder schon einmal erlebt: Ein gekauftes Lebensmittel schmeckt nicht, wurde in zu großen Mengen gekauft oder kam vom falschen Hersteller. Auch ungeliebtes Weihnachtsgebäck muss nicht mehr weiterverschenkt werden. Wegwerfen ist keine Lösung, denn die Lebensmittel sind ja im Grunde in Ordnung, auch das Haltbarkeitsdatum ist noch nicht überschritten.
„Für solche Fälle gibt es das Foodsharing, oder auf Deutsch, das 'Lebensmittel-Teilen'", sagt Harald Homann vom Ortsamt Huchting. Homann ist seit drei Jahren Mitglied und aktiver Lebensmittelretter bei Foodsharing Bremen. „Angefangen habe ich in der Corona-Zeit“ erklärt er, „da war ein kleiner privater Verteiler in der Nachbarschaft, und eh man sich versah, war ich selbst Foodsharer und fast täglich unterwegs. Nach Corona wurde es weniger, aber ich bin immer noch ein- bis zweimal die Woche aktiv.“ Allerdings gab es bisher, wie in anderen Stadtteilen Bremens, für Huchting keinen zentralen "Fairteiler". Das sind Kühlschränke, Regale oder einfach Orte, an denen Lebensmittel kostenfrei abgegeben oder abgeholt werden können. Das wollte Harald Homann ändern und fand bei Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann verständnisvolle Unterstützung.
Mithilfe des Ortsamtes wurden ein großer Kühlschrank und ein Regal finanziert. Die stehen nun im Erdgeschoss des Ortsamtes am Fritz-Löbert-Platz 1 direkt im Eingangsbereich. Zugänglich ist der Bereich zu den Öffnungszeiten des Ortsamtes Huchting montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr.
Klare Regeln für Verteilstation
„Während dieser Zeiten können sowohl Lebensmittel hierhergebracht als auch abgeholt werden“, erläutert Harald Homann. Dabei gelten folgende Regeln: Es können noch genießbare Lebensmittel wie Brot, Brötchen, Obst, Gemüse, Milchprodukte oder Trockenware angeliefert werden. Nicht erlaubt sind Alkohol, Energydrinks, Hackfleisch, roher Fisch, selbstgesammelte Pilze oder Rohmilch- oder Roheiprodukte.

Die Regeln für den sogenannten Fairteiler sind übersichtlich an der Tauschstation angebracht.
Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) sind erlaubt, mit abgelaufenem Verbrauchsdatum (VD) jedoch nicht. Die Lebensmittel sollten nach Aussehen und Geruch geprüft, die Verpackung ungeöffnet und die Kühlkette eingehalten worden sein. „Es sollten also nur Lebensmittel in den Schrank gelegt werden, die man selbst noch essen würde“, betont Homann.
Foodsharing verfolgt den Nachhaltigkeitsgedanken, dass Lebensmittel und Waren konsumiert werden und nicht im Müll landen. Im Gegensatz zur Tafel können sich jedoch sowohl bedürftige sowie nicht bedürftige Personen die Lebensmittel abholen.
1200 Tonnen Lebensmittel wurden nicht weggeschmissen
Foodsharing entstand im Jahr 2012 und ist mittlerweile zu einer internationalen Bewegung mit mehr als 500.000 Nutzern und Nutzerinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz geworden. Seit dem Jahr 2014 ist die Organisation auch in Bremen aktiv. Tag für Tag werden hier von rund 509 Menschen Lebensmittel gerettet, die ansonsten entsorgt worden wären. So schätzten die Bremer Retter aufgrund eigener Berechnungen, dass sie in den vergangenen zehn Jahren etwa 1200 Tonnen Lebensmittel vor dem Mülleimer bewahrt haben.
Foodsharing stelle im Übrigen keine Konkurrenz zu der Tafel dar, die in Huchting in der Obervielander Straße ihre Ausgabestelle betreibt. „Wir sind Partner der Tafeln und arbeiten zusammen“, sagt Harald Homann. Wenn es zum Beispiel um die Abholung von Waren aus Supermärkten geht, gelte für Lebensmittelretter immer „Tafel first“. Allerdings können die Tafeln nicht überall und zu jeder Tageszeit auch Kleinstmengen abholen kommen. „Wir retten ja nicht nur, sondern sortieren auch vor Ort die Ware und trennen den Müll. Wir fahren nicht nur zum bequemen Abholen dorthin, Foodsharing bedeutet viel Arbeit und es kann auch mal dreckig werden“, verrät der Ortsamtsmitarbeiter.