Wer am Wochenende durch die Sögestraße gelaufen ist, hat es vielleicht schon bemerkt: Der Bronzehund, der normalerweise die Schweine in der Sögestraße hütet, fehlt. Er wurde am vergangenen Freitag abmontiert, weil in seiner Nase ein Loch entdeckt worden war. „Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt von Vandalismus aus“, sagt Alexandra Albrecht, Pressesprecherin des Senators für Kultur, „es sieht so aus, als hätte jemand das Loch in die Nase gehauen.“ Auch Thomas Schmalz, in dessen Gießerei der Hirtenhund nun repariert werden soll, glaubt nicht an eine normale Abnutzungserscheinung. „Es kann schon sein, dass eine Stelle, an der das Material besonders dünn ist, im Laufe der Zeit abgegriffen wird. Aber solch ein Loch, nur durch Reibung, das kenne ich eigentlich nicht.“
Seine Aufgabe ist es nun, die Hundenase wieder zu flicken – und das am besten so, dass es möglichst nicht auffällt. Ganz leicht wird das allerdings nicht: Das Denkmal besteht aus einer Metalllegierung, die heute nicht mehr gängig ist. Doch Schmalz hat bereits Erfahrung. Schon im Jahr 2011 musste er den Hund reparieren, nachdem dieser von einem Auto angefahren worden war. Und einen Plan für seinen nächsten Einsatz hat er auch schon. „Ich werde das Loch zunächst unterfüttern und dann eine zweite Schicht von oben draufschweißen.“ Dabei darf die Form des Originals nicht verändert werden. Schmalz: „Ich mache mir vorher einen Abdruck, denn die Form geht über alles.“ Anschließend wird die neue Oberfläche in Struktur und Farbe an das umliegende Material angeglichen.
Die Stadt bezahlt
Die Kosten der Reparatur wird die Stadt übernehmen. „Wir haben in Bremen sehr viel Kunst im öffentlichen Raum, und darauf sind wir stolz“, sagt Albrecht. Deshalb sei ein Betrag von 30.000 Euro im Haushalt vorgesehen, der ausschließlich der Pflege und Instandhaltung von Denkmälern diene. „Und das Geld ist am Ende des Jahres auch weg.“ Wie hoch die Kosten für die Reparatur des Hundes ausfallen werden, könne man noch nicht absehen. Ein grober Richtwert könnte die letzte Hundereparatur von 2011 sein: 1500 Euro soll die Sanierung damals gekostet haben.
In Bremen müssen Bronzegießer oder Bildhauer immer wieder ausrücken, um Denkmäler oder Wahrzeichen aufzuarbeiten. Vor zwei Jahren waren die Stadtmusikanten an der Reihe. Unbekannte hatten Buchstaben in die Nase des Esels gestanzt. Der Schaden wurde aufwendig repariert. Das Problem damals: Die Einstanzungen mussten abgeschliffen werden. Mit einem Ultraschallgerät war zunächst geprüft worden, ob überhaupt genug Substanz zum Abschleifen vorhanden ist. Ein Loch in der Nase des Esel sollte um jeden Preis vermieden werden. Die Alternative zur Aufbereitung wäre nur das Aufschweißen neuen Materials gewesen – so wie nun beim Hirtenhund der Sögestraße.
Oft werden städtische Denkmäler auch beschmiert. Erst im vergangenen Jahr bewarfen Unbekannte die Statue von Otto von Bismarck neben dem Dom mit roten Farbbeuteln. Und auch die Ziegenskulptur auf dem Ziegenmarkt im spitzen Winkel von Friesenstraße und Vor dem Steintor hat schon Farbe abbekommen. Im Mai 2015 leuchtete sie eines Morgens ganz in blau.
Und es gibt weitere Opfer von Vandalismus unter den Statuen und Wahrzeichen in Bremen. Zum Beispiel der Hahn am Sieben-Faulen-Brunnen in der Böttcherstraße. Seit 1927 steht die Bronzefigur zusammen mit Esel, Hund und Katze auf einem Rohr vor der ansässigen Bonbon-Manufaktur. Zum erstem Mal gestohlen wurde sie 1957, zuletzt fehlte sie plötzlich im Jahr 2018 – und das bereits zum siebten Mal.
Auch das Körner-Denkmal in der Östlichen Vorstadt und der Kleine Roland in der Neustadt wurden schon in Mitleidenschaft gezogen. Bei ersterem war im April 2017 nur noch der Griff des zugehörigen Schwertes übrig, bei zweiterem fehlte immerhin die Hälfte seines Schwertes. Die Schäden kamen für Georg Skalecki, Landeskonservator beim Landesamt für Denkmalpflege, überraschend. „Wir gehen schließlich nicht auf Patrouille“, sagte er damals zum WESER-KURIER. Und regelmäßige Kontrollen an den Bremer Denkmälern gebe es auch heute nicht, sagt Alexandra Albrecht. Dafür seien es schlicht viel zu viele. Im Fall von Beschädigungen sei man deshalb auf Hinweise von aufmerksamen Beobachtern angewiesen.