Wer war das? Hans Meinhardt aus der Nähe von Würzburg ist nicht das erste Mal in Bremen. Aber wenn er das Reiterstandbild in der Nachbarschaft zum Rathaus betrachtet, weiß er es bis heute nicht. Und von wem es ist, bleibt ebenfalls unklar. Das ist alles nicht verwunderlich, denn ein Schild an der Skulptur beispielsweise mit dem Hinweis „Otto von Bismarck, 1815-1898, Reichskanzler“ fehlt. Und ein Eintrag zum Künstler Adolf von Hildebrand auch. So wie Meinhardt geht es vielen. Und nicht nur an dem Reiterstandbild von Bismarck. Der Rosselenker ein bisschen weiter in den Wallanlagen bleibt unter diesem Blickwinkel ebenso rätselhaft wie die Skulptur mit dem tanzenden Mädchen in der Contrescarpe.
Das könnte sich ändern. Das Landesamt für Denkmalpflege war zum Wochenende nicht zu sprechen. Aber Ralph Saxe, Abgeordneter des Koalitionspartners Grüne, ist hörbar unzufrieden mit dem gegenwärtigen Zustand – und er sagt das auch, ausdrücklich als einer von zwei Vorsitzenden des Vereins Der Elefant, der sich um das Backsteindenkmal gleich hinter dem Hauptbahnhof kümmert: „Meiner Ansicht nach müssen alle Denkmäler mit historischer Relevanz eine Hinweistafel bekommen.“ Er denkt dabei nicht nur an Otto von Bismarck, sondern auch an den deutschen Kaiser Friedrich III., der 1905 hoch zu Ross in der Hermann-Böse-Straße verewigt wurde. Ebenso wie im Falle Bismarck steht seine Bronze-Skulptur ebenfalls unter Denkmalschutz.
Unter den vier Pferdefüßen steht an dem Sockel zwar der Name Friedrich III., von der Straße schwer zu erkennen und nur eingeritzt auf dunklem Untergrund, aber von seinem tragischen Ende nach nur 99 Tagen als Kaiser im Jahr 1888 ist keine Rede. „Er war in seiner Zeit, in seiner Epoche, vergleichsweise aufgeklärt„, so Saxe, „erst recht im Vergleich zu seinem Nachfolger Wilhelm II“. Deshalb sollten Interessenten zumindest wissen, welche geschichtliche Figur zu sehen ist. Saxe hat die Erinnerung parat, dass es früher einmal eine entsprechende Hinweistafel gab, die genauere Auskunft über den Monarchen vermittelte. „Aber die war irgendwann nicht mehr zu lesen – und jetzt fehlt sie ganz.“
Für den Vereinsvorsitzenden Saxe wäre es „aus antikolonialer Sicht“ gewiss zu verschmerzen, hätte das Reiterstandbild von Otto von Bismarck keinen derart prominenten Platz. Aber das solle nicht bedeuten, dass er den alten Reichskanzler verbannen würde. „Er ist sicherlich sehr kritisch zu sehen, aber wenn diese historische Auseinandersetzung geführt werden soll, dann ist es unbedingt nötig, eben eine Grundvoraussetzung, dass man überhaupt weiß, mit wem man es zu tun hat." Deshalb müsse auch diese Skulptur am Grasmarkt ein Hinweisschild bekommen – zumindest mit Namen und Funktion des Gezeigten.
Denkmäler mit historischen Figuren um Hinweise ergänzen
Es gibt allein in der Innenstadt zahlreiche Denkmäler mit Erläuterungen. Ein Beispiel ist der Neptunbrunnen von Waldemar Otto am Domshof. Dort gibt eine Platte an der Westflanke unter anderem Auskünfte über Entwurf und Gestaltung, aber auch über den Sinn des Brunnens sowie die Jahreszahl 1991 der Errichtung. Auch in Höhe Bischofsnadel hat die Skulptur „Das Ende“ von Bernd Altenstein ein Metallschild, ebenfalls mit Künstlernamen und Jahreszahl (1979/1980). Aus Saxes Sicht müssten womöglich nicht alle künstlerischen, zumindest aber die Denkmäler mit historischen Figuren um Hinweise ergänzt werden.
Das Antikolonialdenkmal „Der Elefant“ nahe der Bürgerweide war laut Saxe vor wenigen Jahren in einem beklagenswerten Zustand. „Der Backstein hat sich mit Wasser geradezu vollgesogen,“ erklärt er. Und frostige Temperaturen hätten dafür gesorgt, dass das Baumaterial gearbeitet und das Denkmal weiter gelitten habe. Und so gehe es heute noch zahlreichen Denkmälern in der Stadt. „Manche sind in einem schwierigen Zustand.“