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Hilfe für Notleidende Bremer Sozialstadtplan ist Gold wert

Max Müller hat ein offenes Ohr für Menschen in Armut. Dass sie in Bremen zugenommen habe, sieht der Diakon und Streetworker bei seiner Arbeit. Deshalb sei es wichtig, den Sozialstadtplan der Diakonie zu kennen.
21.06.2025, 12:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Die Armut in Bremen wächst. Das zeigt die jüngste Erhebung der Arbeitnehmerkammer Bremen. Betroffen seien vor allem Familien und Ältere. Ein Grund sei, dass viele Menschen für geringen Lohn in Dienstleistungsberufen wie zum Beispiel dem Reinigungs- oder Gastgewerbe arbeiten. "Die Verbreitung von Einkommensarmut ist in Bremen und Bremerhaven in Bundesvergleich am höchsten", hat die Arbeitnehmerkammer hinsichtlich der Armutsentwicklung im Land Bremen festgestellt. Konkret sichtbar wird dies auch dort, wo Menschen sich kostenlos mit Speisen versorgen können. Max Müller ist Diakon und Sozialarbeiter und bietet aufsuchende Seelsorge an. "Ich bin Streetworker und Gesprächspartner auf Augenhöhe", erzählt der 25-Jährige, der sich auch beim Bremer Treff im Schnoor engagiert. Die kirchliche Begegnungsstätte für Menschen in materiellen, körperlichen oder seelischen Notlagen bietet neben Mahlzeiten auch die Möglichkeit an, zu duschen oder Wäsche zu waschen. Auf die Angebote, sagt auch Max Müller, "gibt es einen größeren Zulauf". Die Armut habe zugenommen.

Gleichzeitig sei es gelungen, den Sozialstadtplan Bremen der Diakonie bekannter zu machen, was auch zu einer stärkeren Nutzung der Angebote geführt habe, meint Max Müller. Für Menschen, die darauf angewiesen sind, sich kostenlos oder gegen geringes Geld zu versorgen, ist der Sozialstadtplan Gold wert. Er listet von Montag bis Sonntag detailliert auf, wo es Frühstück oder Mittagessen gibt, wo man günstig Lebensmittel der Tafel erhält, wo der Kältebus Station macht oder wo Obdachlose eine warme Mahlzeit bekommen können. "In Bremen muss keiner verhungern", sagt eine 68-Jährige, die regelmäßig die verschiedenen Angebote nutzt. Abrufen können Interessierte den Sozialstadtplan übers Internet. Er liegt außerdem in Papierform aus und werde alle sechs Monate aktualisiert, sagt der Streetworker.

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Die Gründe für die zunehmende Armut seien vielschichtig, weiß Max Müller. Wem die Arbeitsstelle gekündigt wurde oder wer mit gesundheitlichen Einschränkungen leben müsse und deswegen womöglich nicht in der Lage sei, arbeiten zu gehen, sei froh über das Netz an Hilfsangeboten. "Ein Riesenfaktor", fügt er hinzu, "ist der Wohnungsmarkt". Wenn man keine Wohnung findet oder wenn Mieten so hoch sind, dass sie die komplette Rente verschlingen, stürzt es die Menschen in Armut.

Der Diakon sieht einerseits die verstärkte Nachfrage nach Hilfsangeboten, andererseits berichtet er aber auch davon, dass es "komplizierter geworden ist", für Menschen in Not da zu sein. Die "Vertreibungspolitik macht es schwierig für uns, die Menschen zu erreichen und ihnen zu helfen". Wenn Obdachlose oder Drogenabhängige etwa an bestimmten Orten nicht gern gesehen seien, "rücken sie weiter von uns weg". Dass man sie dann nicht mehr oder nur schwer erreichen kann, um ihnen zu helfen, sei "das paradoxe Gegenstück zu unserer Arbeit".

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