Der Neubau des Westbades in Walle steht unter keinem guten Stern. Das Projekt wird sich weiter verzögern, nachdem sich der Bauherr – die städtische Bremer Bäder GmbH – vom bisherigen Planungsbüro getrennt hat. Es ist bereits das zweite Mal, dass die Bremer Bäder den Architekten wechseln. Die Geschäftsleitung geht nun von einem Fertigstellungstermin Ende 2024 aus. Ursprünglich sollte das neue Westbad ungefähr parallel mit dem neuen Horner Bad an den Start gehen, dessen Eröffnung für den Spätsommer 2021 angepeilt ist.
Der neuerliche Rückschlag wird für politische Kontroversen sorgen. So viel ist sicher, denn sowohl bei den Kosten als auch beim Zeitplan haben sich die Bremer Bäder und das zuständige Sportressort von Senatorin Anja Stahmann (Grüne) schon mehrfach korrigieren müssen. Im Jahr 2017 war noch von einem Abriss des Altbaus in Jahr 2019 die Rede. Doch dann ergaben sich Probleme mit dem Baugrund. Statt den Neubau auf dem vorhandenen Kellergeschoss zu errichten, hieß es nun, dass eine aufwendige Pfahlgründung erforderlich werde. Vor diesem Hintergrund lösten die Bremer Bäder und der ursprüngliche Generalplaner ihren Vertrag in „gegenseitigem Einvernehmen“, wie es im Sommer 2018 aus dem Sportressort hieß. In einer Neuausschreibung wurde der Kostenrahmen bei 14,2 Millionen Euro gezogen.
Diese Zahl war indes schon ein knappes Jahr später Makulatur. In der Sportdeputation präsentierte Anja Stahmann im Mai 2019 neue Zahlen. Die wichtigsten Daten: Fertigstellung Ende 2022, Baukosten 18,5 Millionen. Seither hörte man nicht mehr viel Neues zu dem Projekt, das einen Eckpfeiler des Bremer Bäderkonzeptes darstellt.
Ein schwebendes Verfahren
Jetzt also die Trennung vom zweiten Generalplaner. Warum sie vollzogen wurde, dazu hält sich Bäder-Geschäftsführerin Martina Baden bedeckt. „Da dies ein schwebendes Verfahren ist, wurde Stillschweigen zu den Details vereinbart“, beantwortete Baden eine Anfrage des WESER-KURIER. Das ausscheidende Büro hinterlässt eine Entwurfsplanung, deren Umsetzung nun von einem neuen Partner begleitet werden muss. Das Ausschreibungsverfahren für die Leistungen schlägt laut Baden mit Kosten von voraussichtlich 20.000 Euro zu Buche.
Der aktualisierte Zeitplan für das Bauvorhaben sieht vor, dass der – noch zu findende – neue Generalplaner das Projekt im Mai 2021 übernimmt und im Herbst 2021 den Bauantrag einreicht. Mit den Bauarbeiten würde voraussichtlich Mitte 2022 begonnen, die Fertigstellung des neuen Westbades ist für Ende 2024 angepeilt. 21,2 Millionen Euro gelten nun als neuer Kostenrahmen, allerdings ohne das zusätzliche, von der Ortspolitik befürwortete Kursbecken, dessen Integration in das Bauvorhaben aktuell geprüft wird.
Wenn die neue Therme an der Waller Heerstraße zwei Jahre später kommt, als zuletzt geplant – was heißt das für das Gesamtgefüge der Bremer Bäder? Das altersschwache Unibad, so hieß es stets, sollte gerade noch so lange durchhalten, bis das neue Westbad steht. Als Zieldatum galt bisher 2022, und kein Verantwortlicher wollte seine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Technik im Unibad überhaupt so lange mitspielt. Kann das weitere zwei Jahre gut gehen? Darauf setzt zumindest Martina Baden. „Wir hoffen, dass wir das Unibad bis Ende 2024 nutzen können und dürfen“, sagt die Geschäftsführerin der Bäderbetriebe. Sollte es ausfallen, müsse man sich Alternativen überlegen „oder in Abhängigkeit von der noch verbleibenden Restnutzungsdauer die Instandsetzungskosten prüfen“.
Beim Landesschwimmverband reagiert man auf die aktuelle Entwicklung betont gelassen. Was zählt, ist aus Sicht von Präsident Stephan Oldag in erster Linie die Verfügbarkeit von Wasserflächen. Wenn sich der Bau des Westbades weiter verzögere, dafür aber das Unibad weiter in Betrieb bleibe, sei das eine vertretbare Lösung, zumal ab dem Herbst kommenden Jahres auch das neue Horner Bad genutzt werden könne. An die Politik appelliert Oldag, das zusätzliche Kursbecken im Westbad tatsächlich zu realisieren. „Es würde einen hohen Mehrwert für den Stadtteil bringen. Mehr Schwimmausbildung ist dort dringend erforderlich“, meint Oldag.
Bremer Bäder
Wegen der Corona-Pandemie gilt für die Schwimmbäder im Stadtgebiet jetzt schon die zweite Zwangspause im laufenden Jahr, bis Ende November sitzen Badegäste und Schwimmsportler auf dem Trockenen. Normalerweise registrieren die Bremer Bäder rund
1,7 Millionen Besucher per annum. Die städtische Gesellschaft betreibt drei Kombibäder mit Hallen- und Freibadteil, fünf Hallenbäder, drei Freibäder sowie zwei Bewegungsbäder, außerdem die Eissporthalle Paradice direkt neben dem Westbad. Die Neubauprojekte umfassen neben dem Horner Bad und dem Westbad auch das Fritz-Piaskowski-Bad in Vegesack. Sein Hallenbereich soll bis 2025 neu entstehen.