Nun also sind in Bremen auch noch der Marathon und das Sechstagerennen sowie in Ganderkesee die Faschingssaison abgesagt worden. Keine wirklich überraschenden Entscheidungen. Und weitere Absagen werden folgen. Es fühlt sich so an, als ob die Corona-Lage sich nach mehr als fünf Monaten keineswegs beruhigt hat, sondern wieder schlimmer wird.
Wir haben uns zunächst an Einschränkungen gewöhnt, uns danach gefreut, dass allmählich Einrichtungen wieder öffnen durften. Vielleicht haben wir gedacht, dass es stetig so weitergehen werde. Dass, nachdem das Schwimmbad aufgemacht hat, bald Schwimmwettkämpfe folgen könnten.
Jetzt erleben wir, dass beispielsweise das Schwimmbad zwar noch nicht wieder geschlossen ist, an Großveranstaltungen jedoch trotzdem nicht zu denken ist. Das Paradoxe: Wer nicht gerade Anhänger von Verschwörungstheorien ist oder die Gefahr von Covid-19 leugnet, sondern die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen im Blick hat, findet alle Vorsichtsmaßnahmen und damit die Absagen richtig und ärgert sich trotzdem.
Das Virus kann überall sein
Corona gestattet uns in eingeschränktem Maße, selbst zu entscheiden, wohin wir gehen und was wir machen wollen. Das Virus kann überall sein. Bei vielen Großveranstaltungen ist es unmöglich, Zuschauerströme zu beschränken und zu kanalisieren. Auf der Bahnhofseite des Freimarkts darauf zu warten, bis auf der Findorffseite ein Besucher das Gelände verlässt, ist nicht zu organisieren. Mal abgesehen davon, dass derzeit kein Besuch – ob im Restaurant, im Schwimmbad, auf dem Sportplatz, im Museum oder irgendwo in der Stadt – unbekümmert genossen werden kann.
Es ist 1000 Mal gesagt worden und trotzdem aktuell: Die Pandemie wird uns noch lange diktieren, wie wir zu leben haben. Darauf sollten wir uns einstellen. Wir sollten nicht darüber klagen, dass Marathon, Fasching, Sixdays und vielleicht auch Freimarkt und Weihnachtsmarkt in diesem Jahr ausfallen. Es bringt nichts. Wir sollten achtsam und vorsichtig sein und das machen, was möglich ist. Auch Großveranstaltungen wären möglich, aber wer kann, wer möchte ihre Durchführung verantworten?
Wirklich bedauernswert ist nicht der Einzelne, der auf das Bier bei den Sixdays, die Wurst auf dem Freimarkt oder den Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt verzichten muss. Bedauernswert sind jene, die die Veranstaltungen erst zu dem machen, was wir sie schätzen. Diejenigen, die uns mit ihrem Angebot etwas Schönes bieten wollen – und denen mit jeder Absage mehr und mehr die Existenzgrundlage entzogen wird.
Das nahende Ende der Sommerferien fühlt sich nicht gut an, weil Herbst und Winter uns weitere Entbehrungen auferlegen könnten. Und doch sollten wir optimistisch nach vorne schauen; sollten uns und andere schützen; sollten helfen, auch materiell, wo Hilfe nötig ist. Und darauf bauen, dass der nächste Sommer besser wird.