Die Straße „Am Dobben“ ist ein Ort der Konflikte: Radfahrer, Fußgänger, Straßenbahn, fahrende und parkende Autos konkurrieren hier um den knappen Platz. So sieht es zumindest der Beirat Mitte, der aufgrund eines Bürgerantrags über die Situation beraten hat. Im Bereich zwischen der Abzweigung „Bohnenstraße“ und der großen Sielwallkreuzung komme es aufgrund des beengten Fahrweges für Fußgänger und Fahrradfahrer immer wieder zu Problemen. An Müllabfuhrtagen würde sich das noch einmal verschärfen, teilweise müssten Fahrradfahrer auf die viel befahrene Straße ausweichen. Die Überlegung des Beirats: Durch den Wegfall der "nur geduldeten" Parkflächen für Autofahrer soll auf der schmalen Straße Platz für einen markierten Radweg geschaffen werden. Konkret geht es um rund 40 Parkplätze, die wegfallen sollen.
Verbot von aufgesetzten Parken
„Für Bürger mit eingeschränkter Mobilität, Menschen mit Sehbehinderung, aber auch ältere Menschen, Eltern mit Kinderwagen oder auch kleine Kinder, die teilweise noch an der Hand gehen müssen, ist die Situation nicht länger zumutbar“, heißt es im Beschlussentwurf. Es bestehe akuter Handlungsbedarf. Entsprechend also die Forderung des Beirats Mitte gegenüber Özlem Ünsal, der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung.

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Gleichzeitig müsse überprüft werden, wo ein Anwohnerparken im Bereich zwischen „Am Dobben“, „Eduard-Grunow-Straße“, „Kohlhökerstraße“ und „Bohnenstraße“ möglich sei. Auch weitere Standorte könnten als Alternativparkplätze in Wohnnähe infrage kommen. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept, wie die Parkräume verwendet werden sollen“, erklärt Birgit Olbrich von der SPD.
Autos blockieren die Straßenbahnen
Unterstützung erhält der Beirat von der BSAG. „Immer wieder bleiben Straßenbahnen am Dobben stecken“, berichtet Ralf Gießmann, bei der BSAG für Verkehrsmanagement und Betriebsservice zuständig, auf der Beiratssitzung. Im Jahr 2023 wurden laut Gießmann Straßenbahnen rund 60-mal auf der genannten Strecke durch ein zu dicht geparktes Fahrzeug behindert. 2024 wurden sogar 82 Fälle gezählt. „Die Zuverlässigkeit ist nicht mehr gewährleistet“, so Gießmann.
Dass die Fälle in den letzten Jahren so zugenommen haben, läge auch daran, dass sowohl die Straßenbahnen als auch die Autos immer breiter werden. Neben der Unzufriedenheit der Fahrgäste würden sich auch monetäre Probleme ergeben. Wenn aufgrund von Verspätungen sogenannte Wendezeiten unterschritten würden, müsste auf Dauer eine weitere Straßenbahn eingesetzt werden. Kostenpunkt: zwei bis drei Millionen Euro.
Anwohnerinitiative kritisiert Pläne des Beirats
Ist der Abbau von öffentlichen Parkplätzen nun also die Lösung für alle Verkehrsteilnehmer? Peter Bollhagen von der FDP hat seine Zweifel und spricht sich als einziger gegen den Beschluss aus. „Ich bin gegen das Abräumen von Parkplätzen, bevor es ein schlüssiges Gesamtkonzept gibt“, so Bollmann. Weitere Parkplätze wegzunehmen, ohne sofort einen vernünftigen Ersatz anbieten zu können, wäre genau der Falsche weg. Aus großen Teilen des Publikums gibt es dafür breiten Applaus.
Dort sitzen viele Mitglieder der Anwohnerinitiative „Parken im Viertel“. Auch sie finden, dass das Thema „verkehrt herum aufgesetzt werde“, so Susanne Spiller von der Initiative, „wir müssen bei den Anwohnern anfangen“. Immer wieder bemerke die Initiative, dass nicht richtig auf die Anwohner eingegangen werde. Statt Stellplätze zu schaffen, würden die wenig vorhandenen weiter weggenommen werden. Im Milchquartier sei das schon länger der Fall, ein weiteres Streitthema im Stadtteil.
Parken im Viertel, das ist ein Dauerthema auf den Beiratssitzungen. „Seit 15 Jahren bin ich im Beirat, kein Problem wurde hier so häufig behandelt wie das“, sagt Birgit Olbrich. Immer wieder seien Beschlüsse gefasst und Druck ausgeübt worden. Sie habe nun "Hoffnung, dass etwas im Ressort passiert". Doch auch die Menschen im Viertel sollten sich überlegen, ob es noch nötig ist, in einem solch dicht besiedelten Stadtteil ein Auto zu benutzen.
Aufgesetztes Parken bleibt ein großes Streitthema
"Es geht hier nicht darum, dass Anwohner ihre Zweit- und Drittautos stehen lassen wollen", entgegnet Spiller, "sondern um Menschen, die morgens zur Arbeit müssen und abends jetzt schon keinen Parkplatz mehr finden". Auch die Initiative bemängelt, dass sich trotz diverser Anfragen und Sitzungen kaum etwas an der Parksituation verbessert habe.
Klar ist für alle, dass sich etwas ändern soll. Der Beirat fordert von Ünsal, dass innerhalb des ersten Halbjahres 2025 ein detaillierter Zeitplan vorzustellen sei, bis wann welche der Forderungen umgesetzt werden. Eine weitere Baustelle für die Verkehrssenatorin, die erst kürzlich einen Vier-Stufen-Plan erarbeitet hat und den "Mobilitätsfrieden" in der Stadt herstellen will.