- Wurde der Kaffeestand verdrängt?
- Was sind die Sorgen der anderen Markthändler?
- Sind Bedürfnisse des Wochenmarktes in Planungen berücksichtigt?
- Wie geht es mit dem gefundenen Bunker und der Baustelle weiter?
Gemütlich sieht es aus, wie die Männer und Frauen an diesem sonnigen Sonnabendmorgen mit einer Kaffeetasse in der Hand das bunte Treiben auf dem Delmemarkt beobachten. Wäre da nicht der Stromkasten, der ihnen anstatt eines Tisches als Abstellfläche dient. "Wir vermissen unseren Kaffeestand, der seit Baustellenbeginn sonnabends nicht mehr auf den Delmemarkt kommen kann", sagt Bianca Klauck-Locke. Auf ihren wöchentlichen Markt-Klönschnack mit einer Tasse Kaffee habe der Freundeskreis aus dem Flüsseviertel trotzdem nicht verzichten wollen. Seither bringen sie selber die Tassen, Kaffeepulver und heißes Wasser mit. Wann der Kaffeestand wieder da ist und wie es überhaupt mit dem Markt auf dem Platz weitergeht, fragen sie sich. So ist die aktuelle Lage.
Wurde der Kaffeestand verdrängt?
Auch wenn es Gerüchte zu dieser Frage gebe, "es stimmt nicht, dass ich vertrieben wurde", sagt Thorsten Imbusch, Inhaber des Bremer Straßencafés. Üblicherweise sei er mittwochs und sonnabends auf dem Delmemarkt vertreten gewesen.
Seit die Baustelle für die anstehenden Baumpflanzungen und die Neugestaltung des Marktplatzes eingerichtet wurde, sei an den Sonnabenden zwar noch Platz für seinen kleinen Kaffeestand da gewesen, allerdings ohne die Sitzgelegenheiten für seine Gäste. Letztere seien aber enorm wichtig für den Umsatz. "Da war ich heilfroh, dass der Großmarkt mir als Alternative den Domshof angeboten hat", sagt Imbusch. Ob er nach Baustellenende auch sonnabends wieder auf den Delmemarkt zurückkehren werde, wisse er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.
Was sind die Sorgen der anderen Markthändler?
Die Baustelle, sie sorgt dafür, dass alle Marktbeschicker enger zusammenrücken müssen. Von den bisherigen drei Verkaufsreihen sind nur zwei übrig geblieben. Ein Teil der Stände, an denen es Eier, Honig sowie Biogemüse und -obst zu kaufen gibt, musste seither an den Rand des Marktes an die Rüdesheimer Straße ausweichen.
In den ersten vier Wochen habe sich der neue Standort "katastrophal" auf den Umsatz ausgewirkt, berichtet Julia Albrecht vom Biohof Steding. Fast ein Drittel ihrer Einnahmen sei weggebrochen.
Jetzt werde es zwar langsam besser, aber aufgrund des fehlenden Kaffeestandes und der Baustelle würden insgesamt weniger Kunden auf den Delmemarkt kommen, hat sie beobachtet. "Die Attraktivität des Marktes leidet unter der Situation, und wir hoffen alle, dass die Baustelle schnell vorbei ist."
Auch an anderen Ständen wird zurzeit weniger verdient, ist beim Gang über den Markt zu hören, bei manchen sind die Einbußen größer, bei anderen kleiner. Einige Händler haben darüber hinaus den Eindruck, dass bei der Neuplanung zu wenig berücksichtigt wurde, dass es sich um einen viel genutzten Marktplatz handele mit Betrieb an sechs Tagen in der Woche. Auch wenn das niemand öffentlich äußern möchte.
Sonnabends sei der Platz schon seit jeher knapp gewesen, so heißt es. Die Größe der Marktwagen und der Platzbedarf für die Kundschaft sei leicht zu errechnen. Zweifel werden laut, wie das denn künftig sonnabends klappen soll, wieder alle Händler vernünftig unterzubekommen. Denn nach der Umgestaltung des Platzes werde weniger Standfläche als bisher für den Wochenmarkt übrig bleiben.
Sind Bedürfnisse des Wochenmarktes in Planungen berücksichtigt?
"Die Baumaßnahme ist notwendig, um für die neuen Bäume bessere Standortvoraussetzungen zu schaffen, damit sie sich zu gesunden, kräftigen Stadtbäumen entwickeln können", erinnert Kerstin Doty, Pressesprecherin beim Umweltbetrieb Bremen, an den Grund dafür, weshalb der Wochenmarkt künftig weniger Platz zur Verfügung haben werde. Für den Ersatz der fünf wegen Krankheit entfernten Robinien seien größere Baumgruben vorgesehen und ein um knapp zwei Meter breiterer Schutzstreifen. Dieser werde zusätzlich mit Bänken zum Schutz vor Anfahrtschäden während des Marktbetriebes ausgestattet.
"Die Planung ist mit allen relevanten Akteuren (...) abgestimmt worden", teilt Doty mit. Einer dieser Akteure ist der Großmarkt Bremen gewesen, der das Markttreiben auf dem Delmemarkt koordiniert. Dort ist man zufrieden mit dem Informationsfluss, bestätigt Lars Jansen vom Großmarkt Bremen. "Wir sind von Anfang an eng in die Planung mit einbezogen worden." Er gehe davon aus, dass "alle wieder einen Platz bekommen, auch wenn es Verschiebungen geben kann", so Jansen. Das größte Problem sehe er momentan in der Baustellenverzögerung durch den Anfang März entdeckten Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.
Wie geht es mit dem gefundenen Bunker und der Baustelle weiter?
Die Verzögerung werde leider noch eine Weile andauern, heißt es aus dem Amt für Straßen und Verkehr. Nach einem abgebrochenen Versuch sei mittlerweile eine Begehung der Anlage möglich gewesen. Zuvor musste aus Sicherheitsgründen Frischluft in den Bunker gepumpt werden. Aktuell werde intensiv geprüft, wie der Zustand des Bunkers zu bewerten sei – und was das für die geplante Neugestaltung des Platzes bedeutet.