- Warum sind die Spielgeräte gesperrt?
- Wie gefährlich sind die gefundenen Stoffe?
- Was genau fordern die Eltern?
- Was ist der Plan der Behörde?
Schaukel, Klettergerüst und Rutsche – all das können die Kinder der Grundschule Oderstraße auf ihrem Schulhof seit Monaten nur durch einen Zaun betrachten. Spielen dürfen sie darauf aber nicht. Eltern fordern nun, dass die Sperrung möglichst bald aufgehoben wird. Die Hintergründe im Überblick.
Warum sind die Spielgeräte gesperrt?
Alle Spielgeräte des Pausenhofs an der Oderstraße befinden sich auf einer großen Sandfläche, die im Juni komplett abgesperrt wurde. Der Bereich nimmt fast ein Drittel des gesamten Schulhofs ein, auf dem die Kinder vor und hinter der Schule in den Pausen spielen und herumrennen können. Als Grund für die Sperrung nennt die Bildungsbehörde, dass Schadstoffe in den Spielsand geraten sind. Das sei während des Austauschs der alten Schaukel geschehen, weil dabei ein schützendes Geotextil in etwa zwei Metern Tiefe in Teilen zerstört worden sei.
Als kleine, dunkle Schlackesteine beschreiben die Eltern die unerwünschten Fremdmaterialien, die im Sand gefunden worden sind. "Aus Gründen der gesundheitlichen Vorsorge haben wir die betroffene Spielfläche absperren und ein Gutachten erstellen lassen", schreibt eine Behördensprecherin zum weiteren Verlauf.
Wie gefährlich sind die gefundenen Stoffe?
Laut Bildungsbehörde enthalten die gefundenen Fremdmaterialien polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). PAK werden unter anderem bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Material gebildet, aber auch beim Grillen, Räuchern von Lebensmitteln sowie beim Rauchen von Zigaretten. Die Schadstoffe sind auch Bestandteil von Materialien wie Teerpappe, Asphalt oder Bitumen.
Gefährlich werden könnten sie, weil einzelne Substanzen krebserregend wirken können. Die Schadstoffe können über die Atemluft, den Magen-Darm-Trakt oder die Haut aufgenommen werden. Die Eltern der Grundschüler wurden im August umgehend informiert, nachdem die Überprüfung der gefundenen Steine eine Schadstoff-Belastung ergeben hatte.
Was genau fordern die Eltern?
Die Eltern der Grundschulkinder betrachten mit Sorge, dass ihre Kinder unter der langen Sperrzeit leiden. "Es gibt viel zu wenig Platz für die etwa 250 Kinder auf dem Schulhof, der ohnehin schon sehr klein ist, und es gibt keine Ausgleichsfläche", bemängelt Schulelternsprecherin Sarah Kochmeier. Seit der Sperrung habe es häufiger Zusammenstöße von Kindern in den Pausen gegeben.
Auch machten sich bei den Kindern immer deutlicher negative Folgen des Platzmangels bemerkbar durch einen Anstieg der Konflikte, Bewegungs- und Spielmangel oder Unausgeglichenheit. Die Schulleitung reagiere zwar gut mit versetzten Pausen von verschiedenen Klassenstufen, "aber es bleibt eng und die Kinder wollen unbedingt wieder Klettern und Schaukeln", so Kochmeier.

Die Schulelternsprecher Oliver Steffens und Sarah Kochmeier engagieren sich für einen schnellen Beginn der Sanierung.
Es sei völlig klar, dass die Gesundheit vorgehe und die Schadstoffe beseitigt werden müssen, sagt Elternvertreter Oliver Steffens, "aber aus der angekündigten, schnellen Sanierung in den Herbstferien ist nichts geworden und keiner weiß, wann die Arbeiten jetzt endlich beginnen und die Kinder ihren Schulhof zurückbekommen." Das sei besonders in einem Quartier wie dem Hohentor schwierig, wo es kaum andere Spielflächen für Familien am Nachmittag gebe.
Daher haben die Eltern nun den Bildungsausschuss des Neustädter Beirates um Hilfe gebeten. Und dort haben die Mitglieder auch sofort reagiert und die Bildungssenatorin zu schnellem Handeln und der Freigabe der benötigten Finanzmittel aufgefordert.
Was ist der Plan der Behörde?
"Die Schule muss – aufgrund des eingeschränkten Platzes auf dem Schulgrundstück – möglichst schnell wieder den Spielbereich nutzen können", teilen die Fachleute aus der Bildungsbehörde die Sichtweise der Eltern. Doch so einfach wie zunächst gedacht, sei die Bodensanierung nicht zu machen. Bei Grabungen im betroffenen Bereich sei klar geworden, dass ein Erdbunker in die Sandfläche hineinragt. Dieser gilt auch als die mögliche Quelle für die Verunreinigung des Sandes. Seine Lage im Fallschutzbereich macht es offenbar kompliziert und teuer, den belasteten Boden dort abzutragen und wieder neu aufzubauen. Daher wird sich die Schulgemeinschaft an der Oderstraße offenbar noch etwas gedulden müssen.
Zunächst musste das Bildungsressort nun zusammen mit dem Umweltbetrieb Bremen und der Umweltbehörde ein Sanierungskonzept erarbeiten, das gemeinsam mit der geplanten Finanzierung zeitnah der Deputation für Kinder und Bildung vorgelegt werden soll. "Es ist mit erheblichen Kosten zu rechnen, die die Senatorin für Kinder und Bildung tragen muss", heißt es zur Begründung, warum ein Beschluss der Deputation und damit mehr Zeit notwendig ist. Veranschlagt werden 420.000 Euro. Zum weiteren Zeitplan schreibt die Bildungsbehörde: "Vorbehaltlich der Finanzierung und der Kapazitäten beim Umweltbetrieb Bremen wird eine Umsetzung der Maßnahme in den Osterferien 2025 angestrebt."