- Wie ist die Neustadt aktuell mit Stationen ausgestattet?
- Gibt es eine steigende Nachfrage in der Neustadt?
- Wo werden aktuell weitere Stationen von der Stadt gebaut?
- Wie sieht die Zukunftsplanung aus?
Gestiegenes Umweltbewusstsein, steigender Parkdruck oder finanzielle Überlegungen – die Gründe, um sich ein Auto mit anderen zu teilen statt ein eigenes zu besitzen sind vielfältig. In der Bremer Neustadt ist die Nachfrage nach Carsharing-Autos jedenfalls sehr groß. Weit mehr als 5000 Menschen nutzen derzeit schon das vorhandene Angebot des größten Anbieters Cambio im Stadtteil. Die Fachleute in der Verkehrsbehörde gehen davon aus, dass das Interesse an der Alternative zum eigenen Auto in den kommenden Jahren noch steigen wird. Wie die Stadt den Ausbau der Leihstationen für Carsharing-Fahrzeuge vorantreiben will.
Wie ist die Neustadt aktuell mit Stationen ausgestattet?
19 Stationen mit etwa 80 Fahrzeugen gibt es in der Neustadt bereits. Acht Stationen befinden sich auf öffentlichem Grund meist am Straßenrand. Elf weitere hat der Anbieter Cambio von Privatleuten oder Unternehmen angemietet. Auch die größte und am meisten genutzte Bremer Station mit 21 Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter liegt in der Neustadt: Es ist die Station neben der Diskothek Modernes am Neustadtswall.
Beim Blick auf das Stationen-Netz fällt auf, dass es beispielsweise in der Airport-Stadt noch keine einzige Station für Carsharing-Autos gibt. Im Ortsteil Huckelriede gibt es bisher nur eine Station am Niedersachsendamm. Das größte Kundenpotenzial, um Stationen wirtschaftlich betreiben zu können, liegt in Wohngebieten, die sehr dicht besiedelt sind. In der Neustadt mit seiner vielerorts sehr dichten Reihenhausbebauung sind die Voraussetzungen entsprechend an vielen Stellen gut.
Gibt es eine steigende Nachfrage in der Neustadt?
"Wir haben ein enormes Kundenwachstum in der Neustadt, sodass wir kaum hinterherkommen, die Nachfrage zu bedienen", sagt der Bremer Cambio-Geschäftsführer Lasse Schulz. Etwa 50 Neukundinnen und -kunden kommen nach seiner Aussage im Stadtteil monatlich hinzu. "Wir müssten also theoretisch jeden Monat auch ein neues Auto in der Neustadt stationieren", so Schulz.
Im Jahr 2024 seien immerhin zehn neue Autos hinzugekommen. Etwa 45 Kunden lasten ein Fahrzeug aus, so lautet die interne Rechnung des Carsharing-Anbieters. Und ein solches Fahrzeug ersetzt laut Kundenbefragungen durch die Stadt etwa 14 Privatautos.

Neben dem Gemeindezentrum Zion stehen momentan wegen einer Baustelle nur zwei statt vier Autos zur Verfügung.
Zwischendurch gibt es auch kleinere Rückschläge beim Ausbau des Angebots zu verkraften. Wenn etwa durch Baustellen Carsharing-Stationen verkleinert werden müssen wie aktuell am Gemeindezentrum Zion an der Kornstraße – oder sie ganz entfallen. Zum Glück sei das in Bremen aber nur selten der Fall und meist nur ein vorübergehender Zustand, betont Cambio-Geschäftsführer Schulz.
Wo werden aktuell weitere Stationen von der Stadt gebaut?
Kurze Wege zur nächsten Station ist laut einer Umfrage der Stadt für 60 Prozent der Kundschaft von Carsharing-Anbietern entscheidend dafür, ob sie Carsharing nutzt. Zwar gibt es auch die sogenannten Free-Floating-Autos, die ohne Station am Straßenrand abgestellt und ausgeliehen werden können. Doch ob so ein Fahrzeug genau dann in der Nähe verfügbar ist, wenn man es braucht, ist ungewiss.
Daher arbeitet die Verkehrsbehörde daran, das Netz an Stationen auf öffentlichem Grund immer weiter auszubauen und damit mehr Menschen die Nutzung zu erleichtern. Vor der Umsetzung wird jeweils über ein Interessenbekundungsverfahren entschieden, welcher Carsharing-Anbieter den Zuschlag für einen Standort erhält.
Schon längst beschlossene Sache ist es, dass an der Lahnstraße/Ecke Rheinstraße und an der Erlenstraße/Ecke Donaustraße zwei weitere Stationen gebaut werden sollen. Eigentlich hätten diese sogar schon fertig sein sollen. "Leider hat sich die Umsetzung aber verzögert", so Wiebke Weltring aus der Verkehrsbehörde. Die Stationen sollen aber noch in diesem Jahr fertig sein und werden erneut von Cambio betrieben.
Wie sieht die Zukunftsplanung aus?
Auch das Unternehmen Cambio selbst bemüht sich aktiv darum, weitere Stationen im Stadtteil zu errichten. Im vergangenen Jahr ist das an drei Standorten gelungen, unter anderem an der Langemarckstraße. "Wir suchen auch händeringend weitere Standorte auf Privatgrund bei Unternehmen oder Privatleuten", sagt Schulz. Leider sei es aber schwer, solche Orte in der Neustadt zu finden.
Die Verkehrsbehörde will bis 2027 drei weitere Standorte umsetzen, hat Wiebke Weltring kürzlich dem Mobilitätsausschuss des Neustädter Beirates angekündigt. Insgesamt zehn Vorschläge für mögliche Standorte am Straßenrand hat sie dafür den Fachausschussmitgliedern unterbreitet. Sie alle liegen in den Ortsteilen Hohentor, Neustadt, Südervorstadt, Buntentor und Gartenstadt Süd. Der Beirat wird sich mit der Auswahl beschäftigen und seine Wunsch-Stationen bis Herbst an die Behörde übermitteln – so lautet nun die Verabredung, damit die Planung zügig weitergehen kann.
In Huckelriede sind neue Stationen bis zum Jahr 2029 in Sicht: Denn im Zuge der bestehenden und kommenden Neubaugebiete ist auch der Carsharing-Ausbau von den Bauherren mit eingeplant worden. Das betrifft sowohl das Kornquartier als auch die Seehöfe der Gewoba neben der Roland-Klinik und die Gartenstadt Werdersee.