- Was könnte die Sperrung einer Fahrspur bringen?
- Warum könnte der Beidrichtungsverkehr verboten werden?
- Warum sind die Querungen vor und hinter der Brücke ein Problem?
- Wie schätzt die Polizei die Lage ein?
- Wie viele Unfälle mit Radfahrern passieren auf der Brücke?
- Wann ist mit konkreten Verbesserungen zu rechnen?
Auf der Bremer Wilhelm-Kaisen-Brücke ist morgens und nachmittags nicht nur auf der Fahrbahn Rushhour angesagt: Auch auf dem Rad- und Fußweg ist besonders im Berufsverkehr eine Menge los. Und zwar so viel, dass die Sicherheit der Menschen, die dort mit dem Rad und zu Fuß unterwegs sind, nicht mehr gewährleistet ist. So beurteilen zumindest die Stadtteilpolitikerinnen und -politiker des Neustädter Beirates die Situation. Welche Ideen es bisher dazu gibt.
Was könnte die Sperrung einer Fahrspur bringen?
Im Ortsamt Neustadt sind bisher zwei Beschlussvorschläge zum Thema Sicherheit auf der Wilhelm-Kaisen-Brücke eingegangen. Zentrales Thema des Entwurfs der Linkspartei ist es, für den motorisierten Verkehr in beide Richtungen jeweils eine der beiden Fahrspuren zu sperren, um Radfahrern mehr Platz zu verschaffen.
Zur Begründung heißt es: "Die jetzigen Radwege bieten dem Verkehrsaufkommen nicht genügend Platz." Im Zuge der bestehenden Planungen für Radpremiumrouten und eine autoarme Innenstadt werde "ohnehin weniger Kapazität für Kraftfahrzeuge auf den Brücken über die Weser benötigt."
Warum könnte der Beidrichtungsverkehr verboten werden?
Die Hauptforderung eines Antrags der FDP hingegen lautet, den erlaubten Beidrichtungsverkehr auf dem Radweg Richtung Innenstadt wieder aufzuheben. Fahrradfahrer sollen demzufolge stadtauswärts Richtung Neustadt nur noch die rechte Brückenseite befahren dürfen. Neben weiteren Gründen nennt Antragstellerin Britta Schmidt ihre Beobachtung: "Überholende Radfahrer weichen auf den Gehweg aus und bedrängen Fußgänger. Immer wieder kommt es zu Unfällen, (...)."
Wer von der Innenstadt kommend nach der Brücke an der kleinen Weser Richtung Huckelriede oder über die Osterstraße ins Buntentor weiterfahren möchte, müsste dann wieder über die Ampel an der Friedrich-Ebert-Straße an der Kreuzung zur Osterstraße fahren. Auch auf der rechten Weserseite würde es dazu führen, dass wieder deutlich mehr Menschen über meist mehrere Ampeln die Brücke zunächst queren müssten, um Richtung Neustadt auf der dann richtigen Seite fahren zu können.
Warum sind die Querungen vor und hinter der Brücke ein Problem?
Und genau an diesen Querungen vor und hinter der Brücke sieht der Beirat Neustadt, aber auch der Beirat Mitte ein Problem. "Man kann momentan nur mit einem erheblichen Mehraufwand queren, das ist extrem fahrradunfreundlich", bemängelt Anna Kreuzer (Grüne), Sprecherin des Mobilitätsausschusses im Beirat Mitte.
Daher sei es aus ihrer Sicht sogar wichtiger, diese Querungsmöglichkeiten zu verbessern, anstatt auf der Brücke selbst Veränderungen anzugehen. "Wenn es an den Anknüpfungspunkten einfacher wird, wäre es auch leichter möglich, auf der rechten Seite Richtung Neustadt zu fahren", so Kreuzer. Im Detail habe der Beirat Mitte sich aber noch nicht mit Lösungsvorschlägen zu dieser Frage beschäftigt.
Wie schätzt die Polizei die Lage ein?
Seitdem der Radweg auf der Wilhelm-Kaisen-Brücke verbreitert worden ist, ist der Beidrichtungsverkehr für Radfahrer stadteinwärts erlaubt. Schon vorher war es bei vielen Menschen gängige Praxis, quasi als Geisterfahrer diesen Weg zu nutzen, um sich Umwege über Ampeln vor und hinter der Brücke zu ersparen. Die Polizei hat die Legalisierung dieser Praxis von Anfang an mit Skepsis betrachtet.
"Wir analysieren die Unfallzahlen und untersuchen die Verkehrssituation, um basierend auf diesen Daten geeignete Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu entwickeln", heißt es aktuell aus dem Polizeikommissariat Süd. Eine abschließende Bewertung, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, erfolge erst nach Abschluss dieser Prüfung.
Wie viele Unfälle mit Radfahrern passieren auf der Brücke?
Im Jahr 2023 ereigneten sich laut Polizei zwischen Tiefer und der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Osterstraße 26 Verkehrsunfälle, von denen 13 Radfahrer betrafen. Dabei kam es in vier Fällen zu Zusammenstößen zwischen Radfahrern und einmal zu einem Unfall zwischen Radfahrer und Fußgänger.
Im ersten Halbjahr 2024 wurden 20 Unfälle registriert, davon vier mit Radfahrerbeteiligung. "Besonders auffällig ist der Einmündungsbereich Herrlichkeit, an dem es vermehrt zu Konflikten zwischen Radfahrern und motorisiertem Verkehr kommt", heißt es von der Polizei.
Wann ist mit konkreten Verbesserungen zu rechnen?
Die voraussichtlich im Jahr 2027 anstehende Sanierung der Wilhelm-Kaisen-Brücke bietet die Chance, den Verkehrsraum auf der Brücke generell neu zu ordnen. Während dieser Baumaßnahme könnten Anregungen aus der Neustadt sowie vom Beirat Mitte aufgegriffen werden. Auch im Zuge der Planungen für die Deichertüchtigung am linken Weserufer kam wiederholt die Forderung aus dem Neustädter Beirat, eine neue Querung auf Höhe der Deichlinie links der Weser vor der Brücke einzurichten.
"Wir haben im Beirat Neustadt noch keine gemeinsame Position erarbeitet und wollen erst einmal Anfang kommenden Jahres mit dem Beirat Mitte und der Verkehrsbehörde Gespräche führen", sagt der Neustädter Beiratssprecher Johannes Osterkamp (Grüne). Denn angesichts der anstehenden Bauarbeiten auf der Brücke und um die Brücke herum in den kommenden Jahren, mache es Sinn "jetzt keinen Schnellschuss zu verabschieden, sondern eine dauerhaft tragfähige Lösung für mehr Sicherheit zu erarbeiten, die dann auch mehrheitsfähig ist."