„Über 1200 Mitarbeiter und der größte Arbeitgeber im Stadtteil“, sagt Michael Radolla, Leiter des Ortsamtes Obervieland, zum Klinikum Links der Weser. „Umso größer die Besorgnis aufgrund der Haushaltslage der Gesundheit Nord.“ Deshalb stand dieses Thema auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Beirates Obervieland.
Die „Standortsituation vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage der Gesundheit Nord“ sowie „Aus- und Umbauplanungen“ waren Gegenstand des Interesses, und Thorsten Rüßmann, Direktor des Klinikums Links der Weser, stand in den Räumlichkeiten des Bürgerhauses Obervieland Rede und Antwort.
Er berichtete über die Situation des Klinikums und auch hier gab das Thema „Corona“ Anlass zum Auskunftsersuchen, denn das Klinikum war als erstes Krankenhaus von einer Infizierung einzelner Mitarbeiter betroffen: „Nun waren wir Vorreiter bei der Bekämpfung der Pandemie und das haben wir ganz gut gemacht“, erzählte er. Vorbildfunktion habe das Krankenhaus inzwischen – sowohl bei der konsequenten Umsetzung als auch bei der Ausschließung potenzieller Infektionsherde.
Die Berichterstattung über finanzielle Probleme der Gesundheit Nord (Geno) gebe jedoch nicht die Lage des Standorts Klinikum Links der Weser wieder, sagte er anschließend über die Situation des Krankenhauses. „Wir sind in der Lage, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu haushalten. Wir sind ein stabilisierender Faktor.“
Aber auch das Klinikum in Kattenturm spüre die Folgen der Pandemie; zwar habe das Jahr gut begonnen, dennoch könnten nicht so viele Patienten behandelt und entsprechend viele Betten belegt werden. Doch er sagte auch: „Nach jetziger Einschätzung kann sich das Klinikum Links der Weser gut in den Rahmenbedingungen bewegen. Wir sehen uns sehr gut aufgestellt.“
Zum Thema Bauen: „Die Baugenehmigung ist da“, sagte Rüßmann über das geplante Fortbildungszentrum der Stiftung Bremer Herzen. Die Einfahrt zum Parkplatz werde während der Bauzeit verlegt. „Es ist ein Zeichen der Ausrichtung im Bereich ,Herzzentrum’, sagte der Klinikdirektor über den Bau, der komplett aus Spenden finanziert wird – „ein positives Signal, weil auch die Mittel knapp sind. Im kommenden Jahr dann stehen Überlegungen zur Modernisierung des Krankenhauses an.
„Nach 50 Jahren wären die Modernisierungskosten sehr hoch“, meinte Rüßmann und sagte außerdem: „Das ist für uns ein wesentlicher Punkt, dass wir da eine Lösung finden“ und deutete damit auch die Möglichkeit eines Neubaus an: „Auf 170 bis 180 Millionen Euro wird das geschätzt und da müssen wir uns beeilen, denn bei der derzeitigen Entwicklung steigen die Baukosten jährlich um zehn Prozent.“ Zur Umsetzung, so Rüßmann auf Nachfrage von Roman Fabian von den Linken, benötige man eine Sonderförderung, weil es auch eine Verpflichtung des Landes gebe, die Mittel bereitzustellen.
Raum nahm in der anschließenden Diskussion auch die Zukunft der Kinderklinik ein. Diese soll größtenteils an das Klinikum Mitte abwandern, lediglich eine Versorgung für Kinder mit einem Geburtsgewicht über 1500 Gramm soll erhalten werden. Der Rückgang im Bereich der Geburtshilfe um 100 Geburten von 2900 auf 2800 zwischen 2018 und 2019 könne jedoch auch demografisch bedingt sein, die Kapazitäten seien jedenfalls vorhanden. Der Beirat sorgte sich zudem um die allgemeine kinderärztliche Versorgung im Stadtteil. Thorsten Rüßmann meinte, er versuche aufgrund der Problematik der mangelnden Versorgung, einen Kinderarzt mit Anbindung an das Klinikum Links der Weser anzusiedeln: „Wo viele Kinder sind, sollte auch ein Pädiater sein.“
Mit dem anschließend gefassten Beschluss fordert der Beirat den Senat und die Geno auf, eine rechtsverbindliche Existenz- und Ausbaugarantie für das Klinikum Links der Weser zu formulieren. Auch die vorhandenen medizinischen Fachdisziplinen und Funktionsbereiche sollen aufrechterhalten und „die Notfallversorgung mindestens auf dem Stand der jetzigen Notfallambulanzen fortgeführt und das Angebot von ambulanten Leistungen erweitert“ werden.
Die kindermedizinische Versorgung soll auch nach der Verlagerung ans Klinikum Mitte dahingehend erhalten bleiben, „dass zwingend 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen in der Woche eine kinderärztliche Präsenz“ vorgehalten werden solle. Etabliert werden soll auch eine Geriatrische Klinik; zudem soll geprüft werden, ob ein Ausbau des Klinikums als Pandemiezentrum sinnvoll ist.
Die Barrierefreiheit soll verbessert, ebenso soll die Digitalisierung analoger Akten schnellstmöglich umgesetzt werden. Abschließend heißt es in dem Beschluss, die Forderungen des Beirates sollen sicherstellen, „dass bei zunehmender Ökonomisierung des Gesundheits- und Krankenhaussystems, eine wohnortnahe und am Bedarf der Bevölkerung orientierte Krankenhausversorgung für Obervieland sichergestellt wird.“