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Historisches Gebäude Was geschieht mit dem Ortsamt Osterholz?

Das Ortsamt Osterholz wird in den kommenden Jahren umziehen. Was mit dem historischen Gebäude in der Heerstraße passieren soll, ist ungewiss. Zwischen Abriss und Sanierung ist alles möglich.
27.03.2023, 05:00 Uhr
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Was geschieht mit dem Ortsamt Osterholz?
Von Christian Hasemann

Der Startschuss für das neue Osterholzer Stadtteilzentrum Schweizer Foyer ist gleichzeitig auch ein Signal für eine endende Tradition an anderer Stelle in Osterholz. Denn mit dem beschlossenen Umzug des Ortsamts von der Osterholzer Heerstraße in das Schweizer Foyer schließt ein historischer Verwaltungsstandort voraussichtlich in den kommenden Jahren seine Pforten. Eine Frage bleibt: Was passiert nach dem Umzug mit dem historischen Gebäude an der Heerstraße?

Das ist in Osterholz erhalten

Das Gebäude an der Osterholzer Heerstraße ist ein Relikt der dörflichen Vergangenheit Osterholz. Denn einst zählte Osterholz zu den Landgemeinden Bremens. Teil dieser Landgemeinde: kleinere und größere Hofstellen insbesondere entlang der Osterholzer Heerstraße. Heute sind davon nur noch ein paar wenige Höfe südlich der Heerstraße an der Grenze zur Feldmark in der Osterholzer Dorfstraße zu erkennen: der Lachmundshof, der Aumund-Kopp Hof, der Schimmelhof. Von der übrigen historischen Bausubstanz Osterholz ist eher wenig erhalten. Eine Ausnahme davon: der Osterholzer Friedhof.

Geschichte und Wert des Gebäudes

Das jetzige Ortsamt war einst eine Gutsanlage. Nach Angaben der Denkmalpflege Bremen wurde das Gutsgelände Stumpe ab 1845 gebaut und bestand aus einem Gutshaus und einem Hofmeierhaus. Seit 1946 beherbergt das Gutshaus mit dem Ortsamt Osterholz eine amtliche Verwaltungsbehörde Bremens, nachdem am 1. Dezember 1945 die Landgemeinde Osterholz gänzlich eingemeindet wurde. Unter Denkmalschutz steht das Gebäude trotz seines Alters jedoch nicht. "Das ehemalige Gutshaus wurde dann 1950 und später mehrfach umgebaut und bis zur Unkenntlichkeit überformt", sagt Georg Skalecki, Landesamt für Denkmalpflege Bremen. Die starken Veränderungen und der Verlust aussagekräftiger originaler Bausubstanz ließen keine Unterschutzstellung zu.

Das sagt der jetzige Mieter

Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter sitzt also in einem historischen Gebäude der Bremer Verwaltung und wenn man so möchte, ist er selbst Teil dieser Geschichte, denn seit inzwischen 24 Jahren bekleidet Schlüter das Amt des Ortsamtsleiters Osterholz und kennt die Eigenheiten und die Geschichte des Hauses. "Wir haben nur noch wenige historische Gebäude und Osterholz wird vor allem mit den Hochhäusern in Tenever verbunden." Die Geschichte des Stadtteils werde immer weniger sichtbar. Er würde sich schon etwas anderes wünschen als einen Totalabriss. Neben der Polizei als Nutzer kann Schlüter sich auch einen Umbau für Vereine und Kulturinitiativen vorstellen. "Wir haben nicht so viele Kultureinrichtungen, da würde sich das vielleicht anbieten", so Schlüter.

Das sind Argumente für den Erhalt

"Völlig unstrittig ist, dass das Gebäude ertüchtig und saniert werden muss", sagt Claas Rohmeyer, Bürgerschaftsabgeordneter der CDU aus Osterholz. "Ich fände es schlimm, wenn es einfach abgerissen würde." Viele alte Gebäude seien in Osterholz verschwunden, an vielen Stellen seien stattdessen "gesichtslose" Mehrgeschossgebäude gebaut worden. "Es untersteht nicht dem Denkmalschutz, aber das Ensemble mit dem Kutscherhaus ist ortsbildprägend", findet Rohmeyer. Er nennt auch ein Beispiel, wo der Erhalt historischer Bausubstanz funktioniert habe. "Die Schule Burgdamm sollte abgerissen werden, aber der Stadtteil hat sich gewehrt und nun ist die Außenhülle erhalten." Er finde, dass die Geschichte eines Stadtteils mit seinen verschiedenen Phasen im Ortsbild erhalten bleiben sollte. "Historische Bausubstanz ist auch identitätsstiftend."

Das sagt die Stadt

Rohmeyer hatte Anfang März in der Sache eine Anfrage an den Senat gestellt. Die Antwort: Die Stadt Bremen prüfe eine Nachnutzung durch die Polizei. Derzeit würden verschiedene Varianten geprüft, es sollten Möglichkeiten und Grenzen für einen Neubau oder einen Umbau gezeigt werden.

Mit der Polizeireform wurde auch der Ausbau des Polizeireviers Osterholz zu einem Kommissariat beschlossen – mit entsprechenden Mehrbedarf an Räumen und moderner Technik. Die Polizei selbst nutzt derzeit ein benachbartes Gebäude aus der Nachkriegszeit, das in die Jahre gekommen ist. Matthias Riechmann, Leiter des Polizeikommissariats Ost konnte in einer Sitzung des Osterholzer Innenausschuss noch keine Details nennen. "Architekten und Immobilien Bremen loten derzeit aus, was möglich ist." Mehrere Varianten würden geprüft.

Ganz grundsätzlich wolle die Polizei Bremen den Standort aus polizeitaktischen Gründen erhalten. Ein möglicher Neubau oder Umbau auf dem Gelände werde so dimensioniert, dass bei Bedarf zusätzlich noch ein Kriminalkommissariat oder der Zivile Einsatzdienst untergebracht werden könnte. Riechmann sprach von zwei bis drei Monaten, bis die Ergebnisse der derzeit laufenden Machbarkeitsstudie vorgestellt werden könnten.

Dann wird sich zeigen, ob das ehemalige Gutshaus ein neues Kapitel der Nutzung erfährt oder einem Neubau für ein modernes Polizeirevier weichen muss.

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