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Historischer Hof Nur die Fassade könnte bleiben

Ein Bauunternehmer möchte den historischen Lachmundshof in Osterholz umbauen. Die Ortspolitik möchte so viel wie möglich erhalten, aber der Denkmalschutz sieht nur kleine Gebäudeteile als schutzwürdig an.
16.06.2022, 05:00 Uhr
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Nur die Fassade könnte bleiben
Von Christian Hasemann

Alte Bauernhäuser zeugen südlich der Osterholzer Heerstraße von der Vergangenheit des Stadtteils als kleines Dorf. Nur wenige von diesen sind heute noch erhalten. Und um einen Hof gibt es nun Diskussionen, wie und in welcher Form er erhalten werden kann. Der Osterholzer Ortsbeirat möchte so viel möglich von dem historischen Hof in die Zukunft retten.

Worum geht es?

Es geht um den Lachmundshof in der Osterholzer Dorfstraße. Der Hof wurde 1755 von den Eheleuten Evert und Gesche Lachmund errichtet und in den folgenden Jahrhunderten mehrmals umgebaut. Die Fachwerkgiebelseite mit einer sogenannten "Grote Dör" (große Tür) zur Straße hingegen ist weitgehend erhalten geblieben. Angeblich soll diese von der zerstörten Stadtwaage stammen, einen Beweis dafür haben die Denkmalpfleger aber nicht finden können. Der Hof, der als einer der ältesten Höfe in Osterholz gilt, fällt in den Bereich einer Erhaltungssatzung. Mit einer Erhaltungssatzung haben Kommunen die Möglichkeit, Quartiere in ihrem Charakter zu erhalten. Der Abriss oder eine andere Nutzung erfordern dann eine zusätzliche Genehmigung.

Was hat der Eigentümer vor?

Der Eigentümer des Hofs ist das Bauunternehmen Müller und Bremermann aus Oberneuland, das in Osterholz mehrere Immobilien und Grundstücke besitzt und beispielsweise am Ehlersdamm Reihenhäuser baut. Für das historische Gebäude hat Müller und Bremermann nach Angaben eines Sprechers noch keine konkreten Pläne. Anders sieht es mit den Grundstücksflächen des Hofes aus. 17 bauträgerfreie Grundstücke seien geplant. Zum Zustand des Gebäudes sagt der Sprecher: "Das grundsätzliche Problem ist, dass das Gebäude 250 Jahre alt ist, kein Fundament hat und ohne Brandschutz ist." Denkbar sei ein Neubau hinter der Fassade. "Wenn das architektonisch passt und wirtschaftlich ist." Eine Option mit Erhalt der Fassade solle ernsthaft geprüft werden. "Sobald wir in die Planungen gehen."

Was sagt der Denkmalschutz?

"Es ist ein Gebäude, das zu den ältesten Höfen überhaupt gehört", sagt Uwe Schwartz von der Denkmalpflege Bremen. Dennoch: Aus Sicht der Denkmalpflege ist das Haus, mit Ausnahme der Giebelfassade, nicht schutzwürdig. "Im Grunde ist das Gebäude nur mit der Fassade zur Straße erhalten", so Schwartz. Die Denkmalpflege habe frühzeitig gesagt, dass diese Seite erhalten werden sollte. Ansonsten sei im Inneren über die Jahre sehr viel verändert worden. Beispielsweise seien die Stallboxen in der Diele nicht mehr vorhanden. Aber auch Außen gab es Veränderungen. "Das Reetdach kam zum Beispiel runter." Mit dem Reetdach verschwanden auch die alten Sparren des Daches.

Ist alles, was alt ist, schutzwürdig?

Nein, sagt Schwartz. Die Schutzwürdigkeit entsteht demnach durch eine Abwägung von historischem Wert und dem Zustand eines Gebäudes. Historischen Wert hätte der Lachmundshof, so Schwartz. "Wir achten aber auch darauf, dass von der Bausubstanz viel erhalten ist, sonst könnte man ja auch einfach eine Rekonstruktion bauen", so Schwartz. Und von dieser Substanz ist am Lachmundshof nicht viel erhalten. Ein Um- oder Neubau des Hofes mit Erhalt der Giebelfront sei allerdings möglich. "Es ist nur wichtig, dass das nicht als vorgesetzte Fassade wirkt, sondern in seiner Form passt, aber das ist eine Frage der Ausführung", so Schwartz.

Was sagt die Ortspolitik?

Der Osterholzer Beirat hatte den Lachmundshof zuletzt auf die Tagesordnung des Bauausschusses gesetzt. Abschließend ist das Thema aber noch nicht behandelt. Beiratsmitglied Horst Massmann, der auch im Geschichtskreis Osterholz aktiv ist, sieht noch Redebedarf. "Wir möchten, dass das Gesicht der Dorfstraße erhalten bleibt." Er halte es für zu wenig, wenn nur die Fassade erhalten bliebe. "Von der Straße muss man auch die Außenstruktur erkennen können." Massmann erinnert daran, dass von insgesamt 14 Höfen in der Dorfstraße nur noch wenige erhalten seien. "Dem Beirat liegt etwas an dem Erhalt und ich gehe davon aus, dass sich der Bauausschuss noch einmal mit dem Thema befassen wird", so Massmann.

Gibt es ähnliche Beispiele?

Ähnlichkeiten gibt es zu einem Fall auf dem Ellener Hof. Dort hat der Martinsclub einen alten Bauernhof umgebaut. Allerdings war auch hier die Bausubstanz so, dass sich Architekten und Martinsclub dazu entschieden, nur die Giebelseite des Hofes zu erhalten. Der "teilweise Neubau", wie es in einer Pressemitteilung hieß, des Bauernhauses entpuppte sich als kompletter Neubau – mit Ausnahme der weiß verputzten Nordfassade. Ein prominentes Beispiel gibt es in der Langenstraße. Beim sogenannten Essighaus ist nur die Erdgeschossfassade geschützt und erhalten. Die anderen Teile des Gebäudes sind Bauten neueren Datums.

Wo gibt es noch alte Hofstellen?

An der Osterholzer Dorfstraße reihen sich mehrere alte Höfe nebeneinander. Darunter ein um 1816 errichteter Bauernhof im klassizistischen Stil, der seit 1980 unter Denkmalschutz steht. Der Aumund-Kopp-Hof wäre außerdem zu nennen, aber auch der Schimmelhof. An anderer Stelle, wie zum Beispiel an der Osterholzer Heerstraße, sind alte Höfe dem Feuer zum Opfer gefallen. Eine Sanierung alter Hofstellen ist aufwendig und teuer. Häufig sind die Gebäude nach vielen Nutzungsänderungen so verbaut, dass wenig vom Originalzustand erhalten ist.

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