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Linie 8 im 40-Minuten-Takt Warten auf die Straßenbahn

Eigentlich ist es ein vorrangiges Ziel von Bund und Ländern, die Verkehrswende in Zeiten des Klimawandels voranzutreiben. Doch in Schwachhausen lässt die Umsetzung buchstäblich auf sich warten.
17.08.2023, 06:00 Uhr
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Warten auf die Straßenbahn
Von Sigrid Schuer

"Ohooo, wann kommst Du?" sang die israelische Sängerin Daliah Lavi einst in den 1970er-Jahren. Wer in Bremen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, der dürfte sich oft an den populären Titel von damals erinnert fühlen. Insbesondere, wenn sie oder er auf die Linie 8 in Schwachhausen angewiesen ist. Denn die kommt derzeit tatsächlich nur alle 40 Minuten.

Momentaufnahme neulich in einem Bus der Linie 22: An der Crüsemannallee stehen ratlose ältere Damen, die den Busfahrer der Linie 22 fragen, ob er wüsste, weshalb die Linie 8 seit mehr als 30 Minuten nicht komme. Der beantwortet die Frage achselzuckend mit der Vermutung: "Vielleicht ein Unfall?". Woraufhin sich ein Passagier aus dem Bus zu Wort meldet: "Nö, das ist hier immer so." Eine ähnliche Erfahrung musste Friedrich Menke machen, der sich erbost mit einem Leserbrief an diese Zeitung wandte. "Die Alternative: Man bleibt zu Hause, nimmt eventuell ein Taxi und fragt sich, weshalb man für 750 Euro pro Jahr eine Mia Card kauft, die nicht viel wert ist", schreibt Menke, der in der Crüsemannallee wohnt.

Fahrgäste kritisieren den 40-Minuten-Takt

Er empfindet den 20-Minuten-Takt, in dem die Linie 8 seit Jahren fährt, schon als unzumutbar. Dazu fielen oft Fahrten aus und der Fahrgast müsse zusehen, wie er samt Gepäck nach Hause kommt. "Seit dem 25. Juli müssen wir nun den 40-Minuten-Takt ertragen", schreibt Menke weiter. Wolle der Fahrgast pünktlich in der Innenstadt oder am Bahnhof einen Termin wahrnehmen, verliere er auf diese Weise viel Zeit, wenn er auf die Bahn angewiesen sei. Gerade im Hinblick auf den Kulturherbst, der an diesem Wochenende mit dem Auftakt des Musikfestes Bremen eingeläutet wird, kritisiert er auch, dass in den späteren Abendstunden die Linie 8 nur noch alle Stunde Richtung Crüsemannallee fahre. Menke schreibt zum Abschluss: "Bei allem Verständnis für die Notlage der BSAG: Ich empfinde es als unzumutbar und ungerecht, wie hier die Linie 8 behandelt wird."

Die BSAG beschwichtigt

Auf Nachfrage schreibt Andreas Holling, Pressesprecher der BSAG, dazu: "Der weiter andauernde, personelle Engpass  im Fahrdienst und die daraus resultierenden Veränderungen im Fahrplan sorgen derzeit leider dafür, dass unser Mobilitätsangebot auf einigen Linien eingeschränkt ist und nicht so zuverlässig beziehungsweise planbar funktioniert, wie die Fahrgäste das von uns erwarten. Hinzu kommen kurzfristige, krankheitsbedingte Ausfälle aufgrund von Verkehrsunfällen."

Bedauerlicherweise sei es aufgrund der kurzfristigen Veränderungen im Fahrplan organisatorisch nicht möglich, den angepassten Fahrplan rechtzeitig in gedruckter Form an allen Haltestellen auszuhängen. Holling empfiehlt, sich vor Fahrtantritt in der Fahrplaner-App des Verkehrsverbundes Bremen/Niedersachsen (VBN) sowie auf den Websites von BSAG (www.bsag.de) und VBN (www.vbn.de) zu informieren. Was allerdings Menkes grundsätzliches Problem nicht löst.

Mehr Auszubildende bei der BSAG

Die BSAG bemühe sich um Besserung, bilanziert Holling abschließend: "Die Veränderungen im Fahrplan sind nicht von Dauer. Zurückkehrende Mitarbeitende im Fahrdienst erlauben es uns, unser Fahrtangebot so schnell wie möglich wieder auszubauen." Darüber hinaus bilde die BSAG nach dem Wegfall der coronabedingten Auflagen verstärkt aus. So sei die Anzahl der Ausbildungsplätze gegenüber 2019 mehr als verdreifacht worden.

Die BSAG bemühe sich um Besserung, bilanziert Holling abschließend: „Die Veränderungen im Fahrplan sind nicht von Dauer. Zurückkehrende Mitarbeitende im Fahrdienst erlauben es uns, unser Fahrtangebot so schnell wie möglich wieder auszubauen.“ Darüber hinaus bilde die BSAG nach dem Wegfall der coronabedingten Auflagen verstärkt aus. So sei die Anzahl der Ausbildungsplätze gegenüber 2019 mehr als verdreifacht worden. Dennoch dürfte die angestrebte Verkehrswende bis auf Weiteres nicht nur auf der Linie 8, sondern, so die Erfahrung von Fahrgästen, auch auf anderen Strecken noch auf sich warten lassen.

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