Was da so ruhig und langgestreckt hinter dem Weserdeich liegt, steckt voller Ehrgeiz: die Ortschaften Seehausen und Hasenbüren – zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Heute leben etwa 1100 Einwohnende in Seehausen, in deren Mitte die St.-Jacobi-Kirche steht. 42 dieser Einwohnenden gehen in Seehausen einem besonderen Hobby nach: Sie sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr (FF) Seehausen.
Organisatorisch ist die, wie alle anderen Freiwilligen Feuerwehren der Stadtgemeinde Bremen, dem Leiter der Feuerwehr Bremen unterstellt. Zusammen mit den Freiwilligen Feuerwehren Huchting und Strom bildet die Freiwillige Feuerwehr Seehausen die 7. Feuerwehrbereitschaft Bremen. Alle Freiwilligen Feuerwehren auf der linken Weserseite bilden zusammen mit der Feuerwache 4 den Brandschutzabschnitt Süd.
Das LUF 60 für die schwierigen Situationen
Besonders an der Feuerwehr Seehausen ist unter anderem, dass sie das Löschunterstützungsfahrzeug (LUF) 60 beherbergt, das im Bremer Stadtgebiet immer dann zum Einsatz kommt, wenn normale Brandlösch-Strategien nur erschwert umsetzbar sind. Das Gerät bietet technische Perfektion im Aufbau, in der Funktion und Bedienung. Viel Kraft für die hohen Anforderungen liefert der 140 PS (104 kW) starke und robuste Dieselmotor. Durch das ferngesteuerte LUF 60 wird es den Lösch- und Rettungsmannschaften ermöglicht, selbst unter den schwierigsten Umständen bis unmittelbar zum Brandherd vorzudringen. Auch das Rettungsboot 2 ist in Seehausen stationiert. Es liegt von April bis Oktober im Jachthafen Hasenbüren vor Anker. Das macht es möglich, in kurzer Zeit auf der Weser Hilfe zu leisten. Aber auch bei Hochwasser kann das RTB2 mit einem Trailer zum Einsatz kommen.
Diese hochtechnisierten Ausrüstungsgegenstände machen es erforderlich, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Seehausen sich durch kontinuierliches Üben einsatzbereit halten. Das tun zwar die anderen Freiwilligen Wehren, die die Berufsfeuerwehr bei ihren Aufgaben unterstützen, auch, aber die Seehauser haben ihren eigenen Ehrgeiz entwickelt: Ehrgeiz auf den Pokal.

Klas Radanke ist Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr Seehausen. Er spricht von einem "Luxusproblem", weil so viele Feuerwehrmitglieder auch in der Wettkampf-Gruppe sind.
Der Senatspokal der Hansestadt Bremen wird seit 1948 alle zwei Jahre durch den Landesfeuerwehrverband Bremen ausgerichtet, um die Verständigung der Wehren untereinander zu verbessern. Bei dem treten zumeist die 19 Freiwilligen Ortsfeuerwehren der Hansestadt gegeneinander an, um zu ermitteln, wer im fairen Kampf gegen die Uhr einen simulierten Löschangriff am schnellsten abarbeiten kann. 2024 nahm erstmals auch eine Gruppe der Berufsfeuerwehrleute an diesem Wettkampf teil. Der Gewinner erhält nicht nur den begehrten Wander-Pokal, sondern richtet den nächsten Senatspokal-Wettbewerb aus.
„Weil wir in den 1970er-Jahren als kleine Wehr aber nie so erfolgreich waren, mussten wir nie die Wettkämpfe ausrichten, nur einmal, 1972, waren wir sozusagen turnusmäßig Ausrichter“, erzählt Rolf Dubiel, der seit vielen Jahren bei der Freiwilligen Wehr Seehausen aktiv ist. Als kleine Wehr, die recht dünn bestückt war, hätten die Seehauser immer Schwierigkeiten gehabt, sich bei der Berufsfeuerwehr oder auch den politisch Verantwortlichen Gehör zu verschaffen. „Wir haben uns dann Anfang der 1990er-Jahre gefragt, wo wir uns mit unserer guten Arbeit präsentieren könnten“, so Dubiel weiter. Die Seehauser beschlossen, den Senatspokal-Wettkampf als Instrument zu nutzen, sich und ihr Können darzustellen. Unter Gruppenführer Hermann Aumund gewannen die Seehauser dann 1992 erstmals den Senatspokal. „Damals war leider die Bereitschaft unter den aktiven Wehrleuten nicht so stark, sich für den Wettkampf einzusetzen, wir hatten gerade mal die nötige Gruppenstärke zusammen bekommen“, bedauert Rolf Dubiel. Doch der Gewinn des ersten Senatspokals spornte die Seehauser an. „Es hat Spaß gemacht, zu gewinnen“, erinnert sich Rolf Dubiel. 1995 trat Gruppenführer Hermann Aumund zurück, 1996 wurde Rolf Dubiel Gruppenführer der Wettkampfgruppe. „Die Gruppe besteht aus neun Personen, einem Maschinisten, einem Melder, zwei Personen im Angriffs-, zwei im Schlauch- und zwei im Wassertrupp und dazu kommt noch der Gruppenführer“, zählt Dubiel auf. Als Dubiel die Gruppe übernahm, waren gerade ein paar junge Leute in die Feuerwehr eingetreten, die Lust hatten, sich zu engagieren. Kim-Christoph Warnken gehörte dazu, Torsten Klusmann und Mario Thiemann.

Um die Versorgung mit Löschmitteln zu gewährleisten, üben Florian Zilm (von links), Janek Bockholt, Phil Klusmann, Yannick Opitz und Maximilian Rümke das Legen von Schläuchen.
In den 1990er-Jahren durften die Freiwilligen Ortsfeuerwehren nur 25 Aktive haben. Erst Anfang der 2000er-Jahre wurde diese Grenze aufgehoben, sodass die Freiwilligen Ortsfeuerwehren dann mit 510 Kameradinnen und Kameraden die 510 Berufsfeuerwehrleute der Hansestadt bei ihren Aufgaben unterstützen. „Diese Grenze ist inzwischen aufgeweicht, es hieß, wir brauchen jeden Mann – jetzt können alle, die wollen, in ihrer Ortschaft in der Freiwilligen Feuerwehr tätig werden“, erläutert Seehausens Wehrführer Klas Radanke.
In Seehausen sind viele Feuerwehrleute auch in der Wettkampf-Gruppe
Seine Wehr habe inzwischen ein „Luxusproblem“, wie es Radanke nennt. Von den heutigen 42 aktiven Feuerwehrleuten bilden gleich 38 Mitglieder den Pool für die Wettkampf-Gruppe. „Manchmal müssen wir die Gruppen aufteilen und mit anderen Aufgaben beschäftigen, damit die Mitglieder, die am Wettkampf teilnehmen sollen, sich aufeinander einstimmen können“. Seit 1992 ging der Senatspokal in den Jahren 2006, 2008, 2012, 2022 und 2024 nach Seehausen. In den Jahren 2000, 2002, 2004 und 2014 landeten die Seehauser Brandschützer auf dem zweiten Platz.
Und was ist nun das Geheimnis des Seehauser Erfolgs? „Ich glaube, es ist der Spaß an unserem Hobby Feuerwehr“, vermutet Klas Radanke. Die Handgriffe nämlich, die die Kameraden und Kameraden ausführen müssen, um eine Schlauchleitung zu verlegen und an die Wasserquelle anzuschließen bis hin zum anschließenden Löschangriff entsprechen genau denen eines echten Einsatzes. „Wir schaffen das jetzt innerhalb von 75 Sekunden“, sagt Klas Radanke fröhlich.