- Wie ist die Ausgangslage?
- Wie groß ist der Förderbedarf?
- Wie wird der Förderbedarf festgestellt?
- Was wird getan?
- Was sagen Ausschuss, Kitas und Schulen?
Die Grundlage für jeden schulischen Erfolg ist die Sprache. In der Vahr allerdings haben zahlreichen Kita- und Grundschulkinder genau hier einen Förderbedarf. Was die Bildungsbehörde, Kitas und Schulen unternehmen, um die Defizite auszugleichen und warum das voraussichtlich nicht reicht.
Wie ist die Ausgangslage?
"Die sprachliche Bildung ist eine große Herausforderung und die Förderbedarfe steigen", so Mascha Beilfuß, Bildungsressort, zur allgemeinen Entwicklung in den Kitas und den Schulen in Bremen. In der jüngsten Sitzung des Vahrer Bildungsausschuss stellte sie mit ihrer Kollegin Sabine Pregitzer Maßnahmen vor, die diese sprachliche Bildungslücke kleiner machen sollen. Dass die Vahr Nachholbedarf in Sache Sprache hat, das ist kein Geheimnis, aber die Zahlen aus dem Bildungsressort sorgten bei dem einen oder anderen Mitglied des Ausschusses für Augenreiben.
Wie groß ist der Förderbedarf?
2024 betrug die Sprachförderquote in der Vahr nach Angaben des Bildungsressorts 63,5 Prozent. Das ist etwas weniger als 2023, aber mehr als 2022, als 59,4 Prozent der Kitakinder einen Förderbedarf hatten. Den höchsten Bedarf gab es in den Ortsteilen Neue Vahr Nord und Neue Vahr Südost mit jeweils über 70 Prozent, den niedrigsten in der Gartenstadt Vahr mit zuletzt 45 Prozent. Die Sprachförderquote in den Schulen des Stadtteils lag 2024 bei 61,8 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass 2024 bei 202 Kitakindern und 157 Schulkindern ein Förderbedarf festgestellt wurde. "Man sieht, dass die Förderquote sehr hoch ist, die Vahr liegt damit an Platz vier der Sprachförderbedarfe in Bremen", so Beilfuß zur Einordnung der Zahlen.
Wie wird der Förderbedarf festgestellt?
Bevor Kinder von der Kita in die Grundschule wechseln, wird ein möglicher Förderbedarf mit dem Sprachtest Primo erfasst. Alle Kinder in Bremen nehmen an diesem ein Jahr vor der Einschulung teil. Die Kosten für den Sprachtest und die Sprachförderung übernimmt die Stadt Bremen.
Was wird getan?
Die Sprachförderung in Bremen ruht auf vier Säulen, die sich aus einem durchgängigen Bildungsrahmenplan, der Beobachtung und Dokumentation, der Weiterbildung der Fachkräfte und Begleitung und Beratung von Fachkräften und Einrichtungen zusammensetzt. Einen hohen Stellenwert hat laut Pregitzer dabei die Qualifizierung des Personals. "In den Stadtteilen mit Bedarfen brauchen wir das beste Personal."
Insgesamt soll sich die Förderung weg von ein-, bis zweijährigen Projekten zu einem gemeinsamen Vorgehen und auf eine einheitliche Förderung im Jahr vor der Einschulung hinbewegen. Ein Element, das in der Vahr bereits in diesem Jahr angegangen wird, ist ein Netz aus Kitas und Grundschulen – ein sogenanntes Verbundsystem – mit einer gemeinsamen, verbindlichen fachlichen Grundlage.
Neu sei auch das Programm "Sprachkita 2.0". "Einrichtungen, die mehr als zehn Förderkinder haben, bekommen eine Sprachkitafachkraft", so Pregitzer. Sprich: zusätzliches, speziell ausgebildetes Personal. 108 Sprachkitas gibt es in Bremen, sieben davon in der Vahr. Eine weitere Maßnahme: Bücherkitas. Kitas, die an diesem Programm teilnehmen, bekommen zusätzliches Material und Fortbildungen, die die Lust am Lesen und Vorlesen steigern sollen.
In den Grundschulen gibt es mit dem Leseband ein Programm, das wie auch die Bücherkita die Lust am Lesen wecken soll. "Ein gutes Beispiel für ein integriertes Programm", so Beilfuß. Das Leseband beinhaltet 25 Minuten verbindliche tägliche Lesezeit in den Grundschulen und den ersten Klassen in Oberschulen. Zusätzlich sollen an Schulen Sprachberater eingesetzt werden, die Konzepte zur Sprachförderung an den Schulen pflegen und an die Bedarfe anpassen.
Was sagen Ausschuss, Kitas und Schulen?
"Bei so hohem Förderbedarf in den Kitas ist die Sprachförderung überhaupt leistbar?", wollte Helmut Weigelt (SPD) beim Blick auf die Zahlen wissen. "Die steigenden Zahlen zeigen, dass es eigentlich nicht schaffbar ist", so die nüchterne Antwort von Pregitz. Regina Dagge, Leiterin der Kita August-Bebel-Allee, über die Realität in der Neuen Vahr: "Kinder finden keine Sprachvorbilder in der Kita, wie haben keine gute Durchmischung, das ist unser Problem." Die Mehrheit der Kinder in der Kita habe nicht Deutsch als Muttersprache. Es sei zwar viel in Bewegung gekommen. "Aber die Kinder lernen nur Deutsch, wenn wir mit ihnen Deutsch sprechen und zuhören können." Dafür seien die Gruppen aber zu groß. Am Ende brauche es auch Kinder, die die Gruppe mit tragen. "Die Kinder müssen voneinander lernen können", hieß es von einer anderen Kita-Leiterin.
Klara Bernau von der Grundschule In der Vahr hatte noch einen weiteren Aspekt im Blick. "Eigentlich müssen wir an die Eltern ran und da haben wir gar keine Ressourcen, aber wir müssten viel mehr in Kontakt kommen." Eltern wüssten oft nicht, was sie tun könnten. "Und wir haben keine Zeit, es ihnen zu sagen."