Nach unserem Bericht über den Hausärztemangel meldet sich der Nordbremer CDU-Gesundheitspolitiker Rainer Bensch nun mit einer Forderung zu Wort: "Wir müssen schnellstens damit anfangen, auch in Bremen eine medizinische Fakultät zu errichten."
Wie berichtet, nehmen viele Bremer Hausärzte keine neuen Patienten mehr an. Nordbremer Mediziner sprechen inzwischen von einer Unterversorgung, auch, wenn auf dem Papier noch ausreichend Praxen vorhanden sind.
Hausärztliche Versorgung bröckelt
„Der deutschlandweite Trend zu immer weniger Hausärzten ist auch in Bremen-Nord spürbar", so Rainer Bensch. Sein Beispiel: "Der einst nördlichste Arzt, Hans-Jürgen Loewe, hat seine Praxis in Rekum aufgegeben und seine benachbarten Kolleginnen und Kollegen aus der Ärzteschaft sind teils deutlich über 55 Jahre alt. Immer weniger jüngere Ärztinnen und Ärzte wollen in die Selbstständigkeit eines niedergelassenen Hausarztes mit nicht selten 50 bis 70 Stunden Arbeitswoche. Immer mehr von ihnen wollen in Teilzeit und im Angestelltenverhältnis arbeiten sowie eine Balance zwischen Arbeit, Familie und Freizeit finden." Rainer Bensch sagt auch: "Wir müssen leider feststellen, dass es in unserem bislang gesicherten Gesundheitssystem an vielen Stellen bröckelt – die hausärztliche Versorgung ist dabei nur die Spitze des Eisbergs."
Nach den Erfahrungen des Bürgerschaftsabgeordneten und Diplom-Pflegewirts mangelt es an nahezu allen Stellen der medizinischen und pflegerischen Berufe erheblich an Personal. Benschs Zukunftsprognose für die weitere Versorgung ist düster: "Die geburtenstarken Jahrgänge gehen die kommenden Jahre in Rente." Als Konsequenz daraus folge, dass Bremen „neue Wege“ gehen müsse. Die zentrale Frage sei dabei, wie zusätzliches Personal zu gewinnen sei.
Verhält sich Bremen unsozial?
"Auffällig und beschämend zugleich ist die Tatsache, dass Bremen das einzige Bundesland ohne Mediziner-Ausbildung ist", stellt Rainer Bensch fest. "Aus meiner Sicht zutiefst unsozial und unsolidarisch. Die Parlamente der anderen Bundesländer und mit ihnen derer Steuerzahler greifen auf ihre beschränkten Haushaltsmittel zurück, bilden teuer an ihren Universitäten aus und wir Bremer hoffen, dass von den dort ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte genug für Bremen, Bremerhaven und Bremen-Nord übrig bleiben?"
Der CDU-Politiker hat dabei nicht zwangsläufig einen Studiengang an der Universität Bremen vor Augen. Es müsse darum gehen, Kooperationen zu schaffen. "Die nordbremische Jacobs University und der kommunale Krankenhausträger Gesundheit Nord hatten vor wenigen Jahren dazu ein Konzept, das aus ideologischen Gründen von Rot-Grün verworfen wurde", meint Rainer Bensch. Er ist dafür, die alten Pläne aus der Schublade zu holen: "Beide Träger verfügen über die Quantität und Qualität an Professorinnen und Professoren, die insbesondere für die vorklinische Ausbildung notwendig sind – ein Erfolgsgarant, wie ihn andere Standorte kaum vorweisen können."

Bürgerschaftsabgeordneter Rainer Bensch (CDU).
Schwieriger Standort Bremen-Nord
Dabei habe gerade Bremen-Nord es aufgrund unzureichender Attraktivität als Standort noch zusätzlich schwerer als die übrigen Stadtgebiete, neue Mediziner zu gewinnen. Der CDU-Fraktionssprecher für Krankenhäuser und Gesundheitspflege fordert: "Bremen steht in der Verantwortung, so in die Kita-Versorgung, in Sportstätten, in die Kultur und auch in Sicherheit und Sauberkeit der Stadtteile und Quartiere zu investieren, dass Ärztinnen und Ärzte gerne nach Bremen-Nord kommen.“
Die Christdemokraten plädieren dafür, schnell mit der universitären Ausbildung zu beginnen, denn erst nach etwa zehn Jahren seien die neuen Ärztinnen und Ärzte „auf dem Markt“.