Die Besucherzahlen in den Nordbremer Museen sind wegen der Corona-Pandemie massiv eingebrochen. Die Folge ist eine angespannte Finanzsituation. Akut bedroht ist jedoch keines der Häuser. Einige sind durch laufende Förderungen abgesichert, andere profitierten von Corona-Hilfen und Spenden. Der Verein Burg Blomendal konnte seine Verluste bisher durch Rücklagen ausgleichen.
Overbeck-Museum
Das Overbeck-Museum hatte 2019, dem Jahr bevor die Pandemie ausgebrochen ist, mehr als 10.000 Besucher. 2020 sank die Zahl laut Claudia Sachau aus der Museumsverwaltung auf circa 4400 Gäste. 2021 waren es dann nur noch etwa 3100. "Wir hatten ja fast das komplette erste halbe Jahr geschlossen", erinnert Museumsleiterin Katja Pourshirazi an das vergangene Frühjahr. Zwar sei das Interesse der Besucher nach der Wiedereröffnung durchaus groß gewesen, beispielsweise waren die Führungen zum "Bild des Monats" regelmäßig ausgebucht, doch größere Besuchergruppen von auswärts fehlten.

Dr. Katja Pourshirazi (Leiterin des Overbeck-Museums)
"Glücklicherweise sind wir Teil des Kulturbüros Bremen-Nord und dadurch abgesichert", betont Pourshirazi. Malte Prieser, Programmatischer Geschäftsführer des Kulturbüros Bremen-Nord, erläutert, es sei schnell klar gewesen, dass die vier zugehörigen Kultureinrichtungen – Bürgerhaus, Kito, Kulturbahnhof und Overbeck-Museum – durch die institutionelle Förderung des Kulturressorts und den Bremen-Fonds nicht generell in ihrer Existenz bedroht sein würden. Während der Bremen-Fonds bisher noch nicht in Anspruch genommen werden musste, so Prieser, habe das Kulturbüro eine größere Summe vom Bundesprogramm "Neustart Kultur" für alle vier Häuser bekommen. Das habe geholfen, notwendige Investitionen in Digitalisierung, Homeoffice und Hygienekonzepte zu stemmen.

Gemälde im Overbeck-Museum: In der Vergangenheit kamen häufig größere Besuchergruppen. Die fehlen nun.
"Für uns hatte die Absicherung der Mitarbeiter Priorität eins. Es war uns wichtig, ihnen Sicherheit zu geben. Wir haben für sie Kurzarbeit beantragt. Das war durch die Förderung bei vollem Lohnausgleich möglich." Das Team des Overbeck-Museums habe schnellstmöglich ein Angebot für Kinder und Jugendliche in den Schulen auf die Beine gestellt. "Das war für uns Priorität zwei, um dem Bildungsauftrag des Museums gerecht zu werden." Das Kulturbüro Bremen-Nord und seine Häuser, haben laut Prieser Glück im Unglück. "Sorgen machen wir uns vor allem um die Künstlerinnen und Künstlern."
Burg Blomendal
Für die Burg Blomendal übernimmt die Kulturbehörde zwar die Miete. Sämtliche Neben- und Personalkosten muss indes der Trägerverein Burg Blomendal tragen. In den vergangenen zwei Jahren kein einfaches Unterfangen, denn auch die Burg hatte weitaus weniger Besucher als vor der Pandemie. Die Haupteinnahmequelle, die Vermietung der Räume, liegt fast gänzlich brach. Klaus Peters, erster Vorsitzender des Vereins, sagt: "Vor der Pandemie hatten wir etwa 8000 bis 9000 Besucher im Jahr. Dazu kamen unsere Mietgäste. 2021 kamen nur noch 250 bis 300 Besucher, um die Burg zu besichtigen."

Burg Blomendal, Haus Blomendal
2020 sei der Einbruch noch nicht so massiv gewesen. "Ich vermute, dass in dem Jahr viele Leute ihre nähere Umgebung erkundet haben, weil sie nicht verreisen konnten. Damals hatten wir zwischen den beiden Lockdowns sehr viele Kleingruppen mit vier bis sechs Personen zu Besuch. Das machen die Leute natürlich nur einmal und kommen das folgende Jahr nicht gleich wieder", sagt Peters. "Unser Glück ist, dass die Trauungen weiter stattfinden können."
Bisher konnte der Verein seine Verluste durch Rücklagen ausgleichen, die eigentlich für etwas anderes gedacht waren. "Wir wollten einen Treppenlift kaufen und neue Tische und Stühle anschaffen. Die Investition haben wir nun erst einmal zurückgestellt." Seinen Optimismus hat das Burg-Team dennoch nicht verloren. "Wir haben schließlich festgestellt, dass wir ganz gut aufgestellt waren." Der Burgverein plant für 2022 eine ganze Reihe von Veranstaltungen. "Wir wollen den Menschen etwas anbieten, denn das Bedürfnis, etwas zu erleben, ist ja da."
Geschichtenhaus / Köksch un Qualm
Auch die beiden Nordbremer Einrichtungen des Beschäftigungsträgers "Bras – Arbeiten für Bremen", das Geschichtenhaus Vegesack und das Hauswirtschaftsmuseum Köksch un Qualm in Burgdamm, haben im vergangenen Jahr weitaus weniger Menschen besucht, als in früheren Jahren. Im Geschichtenhaus sank die Besucherzahl nach Angaben von Theatertrainerin Helle Rothe im Vergleich zu 2019 um 60 Prozent.

Im Köksch un Qualm ist die Besucherzahl um 80 Prozent gesunken. Betriebsleiter Stefan Scheel plant dennoch ein Programm für das kommende Frühjahr.
Im Köksch un Qualm sank sie laut Betriebsleiter Stefan Scheel sogar um 80 Prozent. Die Häuser haben keine Corona-Hilfen bekommen; sie befinden sich durch die Förderung als Beschäftigungsträger aber ohnehin in einer anderen Situation als reine Kultureinrichtungen. "Die Einnahmen durch den Museumsbetrieb erhöhen unser Budget. Das sieht jetzt allerdings sehr traurig aus", sagt Stefan Scheel, der dennoch Veranstaltungen für das Frühjahr plant.
Schloss Schönebeck
Im Heimatmuseum Schloss Schönebeck sank die Zahl der Besucher von etwa 10.000 pro Jahr auf etwa 3800 im Jahr 2020 und schließlich etwa 2700 im Jahr 2021. Die Finanzlage sei sehr angespannt, sagt Holger Schleider, erster Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung, der das Schloss betreibt. Es gab jedoch Unterstützung. "Wir haben an unsere Mitglieder appelliert, uns durch zusätzliche Spenden zu unterstützen, und da ist tatsächlich einiges zusammengekommen." Auch aus der sogenannten Novemberhilfe und dem Bremen-Fonds erhielt der Verein Geld. "Es ist allerdings noch offen, ob wir aus dem Zuschuss aus dem Bremen-Fonds etwas zurückzahlen müssen." Ebenfalls geholfen habe eine Erbschaft, die der Verein 2021 erhalten habe. Und auch die Trauungen, die im Schloss stattfanden, brachten Geld ein. "Wir gucken trotze allem positiv in die Zukunft", betont Schleider.