Die Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung hat am Donnerstagnachmittag gleich über zwei Bauprojekte in Vegesack debattiert. Neben dem geplanten Teichquartier in Aumund stand auch das neue Quartier am Vegesacker Hafen auf der Tagesordnung – und damit das Hochhaus. Anstatt in der Bürgerschaft beziehungsweise im Börsenhof A haben die Deputierten wegen der Corona-Pandemie im Rahmen einer Videokonferenz getagt.
Neues Viertel am Hafen
Über das Areal am Vegesacker Hafen sollte eigentlich erst als zwölfter Tagesordnungspunkt debattiert werden. Doch der Antrag von Thore Schäck (FDP), die Diskussion auf einen späteren Sitzungstermin zu verschieben, führte zu Beginn der Sitzung zu einer fast 30-minütigen Debatte. Bereits im Vorfeld der Beratungen hatten der Petitionsausschuss, die Bürgerinitiative sowie die FDP Bremen-Nord darum gebeten, die Beratungen zu vertagen. Dem war die Deputation nicht nachgekommen.
Dem Antrag der FDP schloss sich die Nordbremerin Silvia Neumeyer für die CDU an. Falk Wagner (SPD), Sprecher der Deputation, verwies allerdings auf das Petitionsgesetz, wonach sich erst die Deputation mit dem Thema befassen müsste, ehe sich der Petitionsausschuss dem annehmen könnte. Schlussendlich stimmte die Regierungskoalition gegen den Antrag, die Beratung auszusetzen.
Nachdem der hintere Teil des ehemaligen Einkaufscenters Haven Höövt bereits modernisiert und als Kontor wiedereröffnet wurde, soll nun auch der vordere Bereich umgestaltet werden. Das Plangebiet umfasst das Gebiet zwischen Vegesacker Hafen, Friedrich-Klippert-Straße, Zum Alten Speicher, Zum Alten Tief, Kantjespad und der Lesum, auf dem unter anderem Wohnungen, ein Hotel, eine Polizeiwache sowie Gewerbeflächen entstehen sollen.
Nach der ersten öffentlichen Auslegung wurde der Bebauungsplan 1218 bereits geändert. Weitere Anpassungen brachte auch die zweite öffentliche Auslegung. So wurden unter anderem drei öffentliche Flurstücke wieder als Verkehrsfläche festgesetzt.
Die Sitzung wurde allerdings von einem anderen Thema dominiert: der Höhe des Packhauses. Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) wies auf den vorangegangenen Beteiligungsprozess hin – und dass die Bedenken des Landesdenkmalpflegers ihrer Ansicht nach berücksichtigt wurden. Außerdem zeigte sie den Deputierten ein Foto des Binnenhafens in Hamburg-Harburg samt elfgeschossigem Hochhaus, das sie von Projektentwickler Max Zeitz bekommen habe. Das Bild verdeutliche, dass Hochpunkt nicht gleich Hochpunkt ist. Außerdem mute das Gebäude maritim an. In Bezug auf das geplante Hochhaus in Vegesack sagte sie: „Im Vergleich zum Status quo ist das eine deutliche Verbesserung.“
Christoph Spehr (Linke) sprach von einem alten Kapitel, das geschlossen wurde und einem neuen, das aufgemacht wird. „Machen wir das neue Kapitel nun nicht auf, müssen wir weitere Jahre mit der Baustelle leben, und das möchte keiner“, sagte er.
„Die CDU ist für Wohnungsbau, genauso wie für ein Polizeirevier, eine Kita und Gastronomie“, sagte Sylvia Neumeyer. „Nur bei der Höhe des Hochhauses machen wir nicht mit“, verdeutlichte die Nordbremerin. Auch Thore Schäck kritisierte die Höhe des Baus. „Der Kompromiss von neun Etagen ist nicht tragbar und setzt sich über die 2000 gesammelten Unterschriften und den Schulschiffverein hinweg“, so der FDP-Politiker.
Die Entscheidung der Deputierten zum Bebauungsplan 1218 steht noch aus. Das von Sprecher Falk Wagner eingeholte Stimmungsbild zeigte jedoch ein positives Votum der Koalitionsfraktionen sowie Ablehnung bei der CDU und der FDP. Das endgültige Abstimmungsergebnis für alle Tagesordnungspunkte der Deputationssitzung wird in den kommenden Tagen erwartet.
Teichquartier in Aumund
Wohnraum ist in Vegesack noch immer nachgefragt, insbesondere Einfamilienhäuser. Das geht aus den Unterlagen für die Sitzung hervor. Deshalb ist geplant, auf einem Teil des ehemaligen Angelzentrums und auf den Flächen des Technologiezentrums ein Wohngebiet mit rund 80 Einfamilienhäusern zu bauen, teilweise soll auch geförderter Wohnraum entstehen. Das Interesse der Betriebe am Technologiezentrum sei gering, derzeit seien dort nur zwei Flächen vermietet. „Durch die Aufgabe des Technologiezentrums zugunsten von Wohnbauflächen gehen keine Arbeitsplätze verloren, da die bestehenden Betriebe innerhalb Bremens umgesiedelt werden“, ist dem Papier zu entnehmen.
Das sogenannte Teichquartier soll auf einem Areal errichtet werden, das im Flächennutzungsplan für Gewerbe und Grünanlagen vorgesehen ist. Damit das Wohnquartier trotzdem an dieser Stelle gebaut werden kann, muss der Flächennutzungsplan entsprechend geändert werden. Da die Sitzung virtuell stattfand, haben die Mitglieder im Anschluss die Möglichkeit, dieser Änderung schriftlich zuzustimmen.
In der Diskussion erhielt das Projekt viel Zustimmung und Lob. Die Nordbremer Deputierte Ute Reimers-Bruns (SPD) hob die Kombination aus Naturschutz und Wohnbebauung hervor. Kritisch äußerte sich hingegen Philipp Bruck (Grüne). „Wenn es um eine Klimasiedlung geht, habe ich andere Vorstellungen“, sagte er. Die sogenannte Passivhausbauweise müsste Standard sein genauso wie Fotovoltaikanlagen.