Wo ein Wille ist, ist ein Weg: Jedes Mal, wenn der Umweltbetrieb eine Sperre vor dem Wanderweg im Auetal errichtet hat, um die Bürger am Wandern zu hindern, wurde sie von Unbekannten entfernt. Zweieinhalb Jahre lang war der Wanderweg am Schönebecker Schloss mal gesperrt und mal heimlich geöffnet. Nun sind die Sperren endgültig verschwunden und mit ihnen auch der marode Holzsteg im Auetal. Die Stadt will ihn nicht mehr reparieren oder ersetzen lassen.
Aus Sicherheitsgründen hatte der Umweltbetrieb Bremen den Holzsteg auf dem Wanderweg an der Schönebecker Aue zwischen den Straßen Auf dem Krümpel und An der Aue gesperrt sperren lassen. Das war im April 2019. Wie Kerstin Doty als Sprecherin des Umweltbetriebs mitteilte, hatte ein Gutachter festgestellt, dass der zu der Zeit 15 Jahre alte Steg an der Tragkonstruktion sehr morsch sei. Der Umweltbetrieb sah bereits damals eine erhebliche Beeinträchtigung der Standsicherheit.
Zaun-Streit
"Es kann zehn Mal gut gehen und der Elfte kann auf dem Steg einbrechen", sagt Kerstin Doty. "Wir sperren den Weg nicht zum Spaß." Die Sprecherin wies auch auf die Verkehrssicherheitspflicht des Umweltbetriebs hin. „Wir können keinen Elektrozaun hochziehen, sondern hoffen, dass irgendwann die Vernunft einkehrt." Dass die Bürger die Sperrung nicht hinnehmen wollten und eigenmächtig die Zäune abbauten, war für den Umweltbetrieb noch aus einem anderen Grund ärgerlich: "Es kostet unnötig Zeit. Mitarbeiter müssen kommen – die Zeit würden wir lieber in die Pflege der Grünanlagen investieren."
Die Anwohner indes ärgerten sich vor allem darüber, dass sich die Sanierung des Stegs so lange hinzog. Sie fragten sich, ob die Sperrmaßnahmen nicht mehr kosteten, als eine Sanierung des Steges.
Im Mai 2021 wusste die Verwaltung weiterhin nicht, ob sie den Steg zwischen den Straßen Auf dem Krümpel und An der Aue lieber erneuern oder nur reparieren sollte. Das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) beschäftigte sich zu der Zeit noch mit einer "objektspezifischen Schadensanalyse". Das Verfahren sollte der Erfassung, Auswertung und Bewertung von Schäden dienen, die zusätzliche Untersuchungen erfordern. Das Verfahren wird in der Regel bei Schäden angewandt, deren Ausmaß nicht bekannt ist und mit Methoden der regelmäßigen Bauwerksprüfungen nicht ausreichend erfassbar ist. Das Ergebnis der Untersuchungen ist stets ein Gutachten eines Sachverständigen. Wie 2018 bei der Lesumbrücke.
Kosten der Sanierung
Was bei der Untersuchung herausgekommen ist, ist im Februar 2022 offen. Laut Jens Tittmann aus der Bau- und Umweltressort wurden die Kosten einer Sanierung „nicht geprüft“. Fakt ist jedoch, dass das Ressort den Steg hat inzwischen abreißen lassen. Stattdessen wurde „ein Ersatzweg ohne den Neubau eines Ersatzsteges angelegt“, berichtet Jens Tittmann.
Es ist übrigens eine Lösung, die schon länger im Raum stand: Ullrich Vey, Landwirt und Bewirtschafter der Weiden rund um den Wanderweg, hatte bereits im Sommer 2021 eine pragmatische Lösung vorgeschlagen: „Den Steg zu entfernen, zwei bis drei Rohre fürs Hangwasser auf den Boden legen, Sand und wassergebundene Wegedecke drüber, fertig.“