Herr Lerchl, Sie kandidieren für die Kleinpartei Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative für den Beirat Burglesum. Warum?
Alexander Lerchl: Weil Die Partei sehr gut ist, und auch Kommunalpolitik dringend Wissenschaft braucht.
Was sind Ihre konkreten Ziele?
Aufpassen, was andere Parteien so anstellen wollen, also insbesondere AfD – eh klar – und Grüne. Die anderen sind überwiegend harmlos.
Sie haben sich als Bürger für den Erhalt der Lesumwiesen engagiert. Wie bewerten Sie die Situation?
Die Grünen versuchen – erfolglos –, Die Partei satiretechnisch zu überholen, indem sie eine über 20 Jahre alte Geschichte – Verfüllung des Europahafens – jetzt durch eine Ausgleichsmaßnahme meinen kompensieren zu müssen, die den Tod und die Vertreibung von Maulwürfen, Mäusen, Rehen, unzähligen Insekten sowie das Verschwinden seltener Pflanzenarten bedeuten. Nebenbei verwundert auch die implizite Klimawandelleugnung. Andere Regierungen erhöhen nämlich Dämme, anstatt sie zu zerstören, was ebenfalls Folge der Flutung der Lesumwiesen wäre. Und das wegen eines Fisches, der – angeblich – vor 20 Jahren im Europahafen lebte und laichte und nun – angeblich – selbiges auf den Lesumwiesen tun soll. Da wird Die Partei geradezu in die Realpolitik gezwungen!
Muss Politik mehr auf Wissenschaft hören?
Ja sicher.
Sie waren früher Chefberater der Bundesregierung in Sachen Strahlenschutz. Warum jetzt nicht mehr?
Nachdem ich sechs Jahre Mitglied und vier Jahre Vorsitzender des Ausschusses für Nichtionisierende Strahlung der Strahlenschutzkommission war und mir drei Bundesumweltminister für meine sehr gute Arbeit gedankt haben, war es mal Zeit zum Wechsel. Außerdem ist Bonn echt öde.
Laut einem Beschluss des Oberlandesgerichts von 2020 dürfen Sie nicht mehr behaupten, dass die Ergebnisse der Relflex-Studie zu gesundheitlichen Gefahren des Mobilfunks "fabriziert" seien. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Handystrahlung Schädigungen an Struktur und Funktion der menschlichen Gene verursachen können. Woher wissen Sie, dass Handystrahlung ungefährlich ist?
Das weiß ich natürlich nicht! Deswegen mache ich ja Forschung, momentan zu 5G, beauftragt vom Bundesamt für Strahlenschutz. Das Bremer Landgericht und das Hamburger Oberlandesgericht hatten übrigens an meinen Äußerungen nichts auszusetzen, es steht also aus meiner Sicht 2:1, was nicht schlecht ist.
Greifen Sie bei Ihrer Forschung zu Mobilfunkstrahlung noch auf Tierversuche zurück? Wenn nein, seit wann nicht mehr und warum?
Die Bremer Politik hatte sich vor Jahren entschieden, die damalige Leitung der Uni zu ersuchen, Tierversuche nicht mehr zu gestatten, was dann auch geschah. Vermutlich steckt eine Strategie dahinter: die Bremer Bürgerinnen und Bürger sollen selbst forschen! Nämlich, ob Mobiltelefone bei ihnen Hirntumore verursachen oder Mobilfunkmasten sie elektrosensibel machen. Klasse, weiter so! Die sechs- bis siebenstelligen Beträge, die Bremen an Forschungsgeldern dadurch verloren gehen – und andernorts ankommen, verschmerzt das Bundesland locker!
Sie sind auch Professor für Ethik. Wie lassen sich die Versuche mit Ihrem Verständnis von Ethik vereinbaren?
100 Prozent! Ansonsten müssten ja stattdessen Menschenversuche durchgeführt werden, um zu sehen, ob sich nach jahrelangem Telefonieren mit dem Handy Hirntumore entwickeln. Die Bremer Politik wünscht das offenbar. Jedenfalls sind alle tierexperimentellen Untersuchungen von der Bremer Behörde für sehr gut befunden worden, sonst wären sie nicht gestattet worden.
Aus der Jacobs University wurde gerade die Constructor University. Wie bewerten Sie die Umstrukturierungen durch den neuen Eigentümer der Uni?
Das wird alles sehr gut!
Sie sind 2021 für Die Partei zur Bundestagswahl angetreten. Werden Sie bei der nächsten Wahl wieder dabei sein?
Nach unserem fulminanten Wahlsieg in Bremen im Mai 2023 wird über diese Personalie rechtzeitig entschieden. Wir informieren den Weser-Kurier und die NORDDEUTSCHE sofort, versprochen!
Das Interview führte Patricia Brandt