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Von Bremen-Nord nach Selfkant Mit dem Trecker unterwegs: Tief im Westen

Den Süden, Norden und Osten der Republik hat der Nordbremer Detlef Ammermann bereits mit seinem Trecker bereist. Nun zieht es ihn in die westlichste Gemeinde Deutschlands.
28.07.2025, 06:00 Uhr
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Mit dem Trecker unterwegs: Tief im Westen
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Mit dem Auto sind es gut viereinhalb Stunden von Vegesack bis ins nordrhein-westfälische Selfkant. Zug und Bus brauchen etwa eine Stunde mehr. Detlef Ammermann wird aber noch länger unterwegs sein, um in der westlichsten Gemeinde Deutschlands anzukommen: Eineinhalb Wochen hat der Nordbremer für seine Tour eingeplant. Allerdings ist er weder mit dem Auto noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Stattdessen macht er sich an diesem Montag mit einem Trecker auf den Weg, der genau einen Tag jünger ist als er.

Für den 65-Jährigen ist die Tour gen Westen nicht die erste, die er mit seiner Landmaschine unternimmt. In den vergangenen Jahren war er bereits im Süden, Norden und Osten der Republik. Dass es auch noch in den Westen gehen muss, stand für Ammermann außer Frage. Nur wollte er die Reise eigentlich nicht in diesem Jahr antreten. Schließlich war er schon in Norwegen. "Meine Frau sagte aber: 'Du wirst älter.' Irgendwann kommt man nicht mehr auf den Trecker", so der Nordbremer. "Und auf einer Luftmatratze zu schlafen ist irgendwann auch nicht mehr so das Richtige." Also entschied er sich dazu, die Reise doch in diesem Sommer zu machen.

Planung während der Reise

Wie schon in den vergangenen Jahren wird er auch diese Tour wieder alleine antreten. Ein Wochenende wird er allerdings gemeinsam mit seiner Frau verbringen. An welchem Ort sie dazustoßen wird – und von wo aus sie sich wieder auf den Weg in Richtung Bremen-Nord macht, steht aber noch nicht fest. "Das hängt davon ab, wo ich dann gerade bin", erzählt er. Denn eine detaillierte Reiseroute hat er im Vorfeld nicht ausgearbeitet. Das wäre ihm zu stressig. "Wie ich genau fahre, entscheide ich von Tag zu Tag", sagt er. "Und wenn es mir irgendwo gefällt, dann bleibe ich auch etwas länger dort."

Klar ist nur, dass er zunächst in Richtung Papenburg fahren wird. Und das nicht ohne Grund. "Meine Familie kommt aus Papenburg", erzählt er. "Als die Wollkämmerei in Blumenthal aufmachte, verschlug es meine Verwandtschaft nach Bremen. Denn hier gab es Arbeit." Von Papenburg aus will er dann – entlang der deutsch-niederländischen Grenze – irgendwie nach Selfkant kommen. "Meine vergangenen Touren haben mich so gut wie nie in Städte geführt", erinnert er sich. Schließlich ist die Natur viel, viel schöner. Und so soll es auch jetzt wieder sein. Irgendwann wird er zwar im Ruhrgebiet ankommen, aber das ist grüner, als so mancher denkt.

Anders als vor zwei Jahren macht er dieses Mal wieder eine Rundreise: Anderthalb Wochen hin, anderthalb Wochen zurück. Nach Görlitz, wo er im Sommer 2023 war, ist er nur eine Tour mit dem Trecker gefahren. Anschließend ist er mit dem Zug zurück nach Bremen gefahren. Eine Woche später hat er sich dann erneut in die östlichste Stadt Deutschlands begeben, um Trecker und Kutsche abzuholen. Und zwar mit einem 16 Meter langen Trailer. "Das war aber ziemlich kompliziert", sagt er. "Da ist eine Rundreise doch etwas einfacher."

Die bietet ihm auch die Möglichkeit, auf der Rückfahrt einen Teil der Niederlande zu erkunden. Ob er tatsächlich einen Abstecher in das Königreich macht, steht noch nicht fest. Was für die Hinfahrt gilt, gilt auch die Rückfahrt: Geplant wird von Tag zu Tag.

Und deshalb weiß er auch noch nicht, wo er die Nächte verbringen wird. Darüber macht er sich ebenfalls erst kurz vorher Gedanken. Möglichkeiten hat er auf jeden Fall mehrere. Schlafen kann er zum Beispiel auf Campingplätzen, bei Landwirten oder einfach so auf der Strecke. Gerade das will er dieses Mal häufiger machen. "Ab und zu braucht man aber auch eine Dusche", erklärt er. "Dann geht es ab auf den Campingplatz."

Schlafen will er wieder in der Kutsche, die ihn schon bei seiner ersten Reise begleitet hat. Und sollte es dort in der Nacht zu kalt werden, schaltet er einen Heizlüfter ein. Der ist genauso wie sein Ölzeug, das ihn vor Regen schützt, Teil der Grundausstattung.

Wartung vor der Abfahrt

In den Tagen vor der Reise ist Ammermann vor allem damit beschäftigt, seine Tour vorzubereiten. Dazu gehört unter anderem auch die Wartung von Trecker und Kutsche. "Repariert wird aber nur, was kaputt ist", betont er. "Bei so alten Fahrzeugen wird der Schaden sonst nur größer." Definitiv erneuert werden mussten die beiden hinteren Reifen. Denn dort hatte er einen Riss entdeckt. "Wenn ich das richtig sehe, waren die beiden Reifen noch von 1960", erzählt er. "Die sind so alt, dass sie nicht mit einem Produktionsdatum versehen sind. Und das wurde irgendwann in den 1970er-Jahren eingeführt." Aus diesem Grund geht der Nordbremer davon aus, dass er bisher noch mit den Originalreifen unterwegs war. Darüber hinaus deckt er sich für die erste Etappe mit Lebensmitteln ein. Sogar einen Kühlschrank hat er an Bord. "Der wird über ein Kabel versorgt, das ich vom Trecker in die Kutsche verlegt habe", erzählt der Maschinenschlosser. "Damit speist der Trecker den Kühlschrank."

Schon vor der Abfahrt steht für Ammermann fest, dass das seine letzte größere Tour sein wird. "Deutschland habe ich dann abgearbeitet", sagt der Nordbremer. Stehen lassen will er den Trecker allerdings nicht. Stattdessen schweben ihm Wochenendfahrten vor. Und in ein paar Jahren könnte er sich auch wieder längere Ausflüge vorstellen. Dann allerdings nicht allein, sondern mit seinen beiden Enkelkindern. Denn für die ist der Trecker das Allergrößte.

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