Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Gemeinsames Sammeln "Clean up your city" und Nabu: Mission sauberes Bremen-Nord

Am vergangenen Wochenende haben Ehrenamtliche im Bremer Norden wieder Müll gesammelt. Gefunden haben sie auch etliche Zigarettenkippen. Warum die ein besonders großes Problem für die Umwelt sind.
14.04.2024, 14:50 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Jörn Hildebrandt

An diesem sonnigen Sonnabendvormittag ist die Gerhard-Rohlfs-Straße äußerst belebt: Menschen flanieren mit Einkaufstaschen in der Hand an den Geschäften entlang, und viele genießen draußen an kleinen Tischen zu den Klängen eines Akkordeonspielers ihren Kaffee.

Nah am Sedanplatz hat der Verein „Clean up your city“ zusammen mit dem Naturschutzbund (Nabu) Bremen einen Stand aufgebaut. Von ihm aus konnten Leute zu einer Müllsammelaktion entlang der Vegesacker Fußgängerzone starten. Allzu viele Leute waren es zwar nicht, die sich das Equipment in Form von Sammelzangen, Eimerchen, Mülltüten und Bollerwagen schnappten, doch für die Veranstalter war es entscheidend, auf das Müllproblem aufmerksam zu machen: „Es geht uns in erster Linie darum, die Menschen aufzuklären“, sagt Kathrin Zeise, die mit ihrem Verein „Clean up your city“ mit gemeinsamen Sammelaktionen Bremen-Nord sauberer machen will. Sie verteilt mit mehreren Mitarbeitern Flyer, „Kippenfänger“ in Form von Tetra-Packs oder Taschen-Aschenbecher an Leute, die an ihrem Stand einen Stopp einlegen.

„Kippen werden besonders häufig weggeworfen“, sagt Anne Köhler, die zusammen mit Jessica Buhrz unterwegs ist, um die Gerhard-Rohlfs-Straße abzusammeln. In ihren Eimerchen finden sich aber auch Capri Sonnen-Beutel und jede Menge Papier – kleiner Müll, der aber nicht den Schaden anrichtet wie Zigarettenkippen: Eine einzelne Kippe kann 1000 Liter Wasser mit dem hochgiftigen Nikotin verseuchen, und die Zigarettenfilter bestehen aus Plastikfasern die im Laufe der Zeit zu Mikroplastik zerfallen – rund 580 Milliarden Zigarettenkippen landen pro Jahr in der EU in der Umwelt, schreibt der Nabu in seinem Flyer.

„Damit tragen sie zu den Gefahren bei, die besonders vom Mikroplastik im Meer ausgehen“, sagt Julia Riske vom Nabu Bremen. Ihr Stand weist besonders auf den Müll aus winzigen oder größeren Plastikteilen hin, der vom Festland über die Weser in die Nordsee gelangt. Weltweit sind mehr als 260 Tierarten, besonders unter Seevögeln, Meeressäugern und Fischen, von Müll in den Ozeanen betroffen, so der Nabu. „Viele Meerestiere verwechseln kleine Plastikteilchen mit ihrer Nahrung, wie zum Beispiel Plankton, und verhungern mit vollem Magen“, sagt Julia Riske.

Beim Abgehen der Gerhard-Rohlfs-Straße füllen sich die Mülleimerchen von Anne Köhler und Jessica Buhrz nur langsam, denn die vielen Zigarettenkippen nehmen nicht allzu viel Platz weg. Dass so wenig Müll entlang der Fußgängerzone gesammelt wird, liegt auch an der Aktivität der Umweltwächter, von denen drei zu dieser Aktion gekommen sind. Seit dem Jahre 2018 sind 15 Frauen und Männer in den Nordbremer Stadtteilen im Einsatz, um Bürger für einen bewussteren Umgang mit Abfällen im öffentlichen Raum zu sensibilisieren.

„Erheblich größere Müllmengen fielen zum Beispiel bei unserer Sammelaktion am Sportparksee an“, sagt Katja Butgereit, die Stadtteilpatin für Bremen-Nord bei „Clean up your city“ ist. „Auf den Rasenflächen des Sees und in den Gebüschen laden einige Leute ihren Müll besonders gern ab, wobei wir die größeren Teile bei der Stadtreinigung melden“, sagt sie. Insgesamt sei die Müllmenge während der Corona-Pandemie dramatisch angestiegen und seitdem zwar zurückgegangen, aber es werde immer noch viel zu viel Müll achtlos auf die Straße geworfen, so Katja Butgereit. Die Gründerin von „Clean up your city“, Kathrin Zeise, ist in mehreren Stadtteilen in Bremen-Nord aktiv und setzt dabei auf Gemeinschaftsarbeit in Form von Paten: „Es gibt viele Menschen im Umfeld, die sich engagieren, auch aus anderen Kulturkreisen, und viele haben in der Corona-Zeit gemerkt, wie wichtig das Gemeinschaftsgefühl ist“, sagt sie, die zunächst in ihrem eigenen Haushalt mit mehr Müll-Bewusstsein begonnen hat, indem sie keinen Plastikmüll mehr produzierte. „Aus den gemeinsamen Sammelaktionen, die ich seit 2018 organisiert habe, konnten sich auch viele neue Freundschaften entwickeln“, sagt Kathrin Zeise, „und in Zukunft möchten wir noch mehr in Umweltbildung investieren.“

Möglichst viele Menschen auf das Müllproblem aufmerksam zu machen, sei ein wichtiges Ziel von „Clean up your city“, und das gelingt zum Beispiel mit Hinguckern wie dem Dinosaurier-Kostüm, das sich Mitarbeiterin Lizzy Stewart übergestülpt hat. Viele Kinder stoppen spontan, und ihre Eltern werden auf den Stand aufmerksam, der sich in der Vegesacker Fußgängerzone zum ersten Mal präsentierte.

Die Kleinen haben aber nicht nur gestaunt, sondern auch gesammelt. Bereits am Freitag waren die Mädchen und Jungen der Kindertagespflege Eulennest in Grambke unterwegs. Schließlich spielt das Thema Natur nahezu täglich eine Rolle in der Einrichtung. Und dazu gehöre eben auch eine saubere Umwelt, sagt Sven Johannsen von der Kindertagespflege. "Schon die Kleinsten können mitmachen und so ein gesundes Umweltbewusstsein erlangen."

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)