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Austausch im Bürgerhaus Sozialsenatorin Schilling zu Gast: Was Nordbremer Senioren umtreibt

Sozialsenatorin Claudia Schilling hört zu: Bei einem Kaffee mit Senioren im Bürgerhaus Vegesack kommen viele Probleme zur Sprache, von Altersarmut bis hin zu Wohnungsproblemen.
29.05.2025, 13:21 Uhr
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Sozialsenatorin Schilling zu Gast: Was Nordbremer Senioren umtreibt
Von Iris Messerschmidt

Altersarmut, immer ältere Ehrenamtliche, Wohnungs- und Mobilitätsprobleme – während der Auftaktveranstaltung “Auf einen Kaffee mit der Sozialsenatorin” hört Claudia Schilling von vielen Problemen im Bremer Norden. Die Seniorinnen und Senioren im Vegesacker Bürgerhaus-Saal sind sich über eines einig: Wohl fühlen sich alle im Bremer Norden, aber nicht alle sicher.

Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration will von den Erfahrungen der älteren Generation profitieren. So lädt sie in einer fünfteiligen Reihe zum Gespräch bei Kaffee und Kuchen ein. In Vegesack gibt es den Auftakt, den Moderatorin Beate Hoffmann begleitet. Geboren wurde diese Idee während der ersten Landesseniorenkonferenz. “Die ist gut angenommen worden”, erklärt die Senatorin auf Nachfrage. Gemeinsam mit den landesweiten Seniorenvertretungen seien diverse Themen aufgegriffen und im größeren Kreis behandelt worden.

Fokus auf den direkten Kontakt

Allerdings: “Wir können im Ressort vieles annehmen.” Viel besser sei der direkte Kontakt, so Claudia Schilling. Wie ist die Stimmung, wo liegen die regionalen Probleme und “Zeit zum Zuhören”, so die Idee des Sozialressorts. Dem folgen rund 50 Menschen in Vegesack. Sie lassen sich an den gedeckten Tischen nieder und sprechen Dinge an, die ihnen auf dem Herzen liegen. Immer wieder kommt da der Hinweis: “Danke, dass sie Bremen-Nord entdeckt haben.” Denn viele fühlen sich in dieser Region von Politik und Verwaltung vergessen.

Da ist beispielsweise Michael Krüger, der gleich eine Statistik zur Altersarmut parat hat: “27 Prozent der Nordbremer sind Rentnerinnen und Rentner. Davon müssen 47 Prozent von unter 1000 Euro pro Monat leben.” Diesen Menschen müsse man doch in irgendeiner Weise Teilhabe am kulturellen Leben möglich machen. Dass da schon ein oder zwei Euro wehtun können, macht auch Helga Winter deutlich: “Seit sieben Monaten warte ich auf den Wohngeld-Bescheid”, mit dem es Vergünstigungen auch bei kulturellen Einrichtungen gebe. “Das ist kein Neuantrag, sondern eine Verlängerung”, so die Seniorin weiter.

“Wir veröden immer mehr”, hört Claudia Schilling von den Ängsten der älteren Bevölkerung. Postämter, Banken, Versicherungen zögen sich aus Nordbremen zurück. Altersbedingt den Führerschein abgeben? “Wie soll es dann weitergehen?” Das sei doch keine Hilfe für Senioren, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Und was sei mit den Senioren, die allein in einem großen Haus leben? “Wer damit mehr als 90.000 Euro Vermögen hat, bekommt keinen Wohnberechtigungsschein für seniorengerechte Wohnungen”, ärgert sich Dieter Schulze.

Senatorin nimmt Anregungen mit

Die Sozialsenatorin freut sich über “die vielen Anregungen”, kann allerdings nicht auf alles eine Antwort geben. “Das wird es nie geben, aber ich freue mich über das Engagement”, zieht sie ein positives Fazit. Denn aus den Reihen der Senioren gibt es schon erste Tipps: “Geld abheben im Einkaufszentrum.” Zur gewünschten Neuentwicklung von Städten setzt der selbst ernannte “Berufsoptimist” auf die Nordbremer Entwicklung, beispielsweise von Hartmannsstift und Steingut-Quartier. “Wenn die Kaufkraft mit den Menschen kommt, wird sich auch mit der Stadtentwicklung einiges ändern.”

Abwandernde Hausärzte, “warum gibt es kein Seniorenticket bei der BSAG”, Menschen, die sich gern ehrenamtlich betätigen würden, es sich aber finanziell gar nicht leisten können, und Ehrenamtliche, die an Bürokratie und vielen Zuständigkeiten verzweifeln, – die Sozialsenatorin hört von vielen Problemen. Claudia Schilling nimmt “diesen umfassenden Input” auf, und auch “wenn ich nicht für alles eine Lösung bieten kann”, die Ideen sind notiert, erste Lösungsansätze präsentiert. Beispielsweise vorhandene Gelder für ehrenamtliche Projekte, wie Corinna Flentge vom Sozialressort berichtet. Andere Fragen gehören nicht in Claudia Schillings Ressort, “wir haben aber einige schon weitergeleitet”, gesteht am Ende Schillings persönliche Referentin Julia Gelhaar.

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