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Akademisches Leben in Grohn Constructor University: Vom Hörsaal ins Ehrenamt

Künftig werden Studierende der Constructor University die Arbeit des Overbeck-Museums unterstützen. Passieren wird das im Rahmen des Community Impact Projects. Welche Programme es sonst noch gibt, eine Auswahl.
18.02.2023, 08:00 Uhr
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Constructor University: Vom Hörsaal ins Ehrenamt
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Für Studierende der Constructor University ist es im fünften Semester verpflichtend: das sogenannte Community Impact Project (CIP). "Mit dem Programm wollen wir dazu beitragen, dass die Studierenden nicht nur den Campus erleben, sondern auch die Stadt", sagt Emily Ehrenreich, die die Projekte von studentischer Seite betreut. "Wir wollen uns in Bremen integrieren und dabei etwas machen, was nicht nur gut für uns ist, sondern für alle." Im Rahmen einer Messe wurden diese Projekte nun vorgestellt. Welche es schon gibt und welche in Planung sind, eine Auswahl:

Overbeck-Museum: "Wir streben eine Kooperation zwischen der Constructor University und dem Overbeck-Museum an und haben dafür bereits ein Konzept erarbeitet", erzählt Museumspädagogin Melanie Schmidt-Menguit. Das Papier sehe vor, dass sich die Studierenden im Rahmen des CIP zum Beispiel als Museumsaufsicht engagieren oder eine englischsprachige Internetseite für das Haus erstellen. "Während die Uni naturwissenschaftlich ausgerichtet ist, fokussieren wir uns auf die Geisteswissenschaften", sagt Schmidt-Menguit. "Diese beiden Bereiche wollen wir mit dem Projekt kombinieren."

Trotz der Tatsache, dass das CIP verpflichtend für die Studierenden ist, legt die Museumspädagogin wert darauf, dass sie für ihre Arbeit auch eine Gegenleistung bekommen. "Ich will den jungen Leuten Kunst und Kultur vermitteln, sodass sie bei uns ein kulturelles Zuhause haben", sagt sie. Zusätzlich will Melanie Schmidt-Menguit den Studierenden aber auch die deutsche Sprache näherbringen.

Hilfe für Frauen: Der Verein Ketaaketi hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen in Ländern wie Nepal, Sierra Leone und dem Südsudan mit einer zinsfreien Mikrofinanzierung zu unterstützen. "Es gibt immer eine Gruppe von zehn Frauen", erklärt Maria Ortmann, die das Projekt von studentischer Seite organisiert. "Jede von ihnen bekommt 100 Euro." Wie die Frauen das Geld einsetzen, bleibt ihnen überlassen. "Die Geschäftsideen sollen sich so entwickeln, wie die Frauen es sich vorstellen", sagt sie. "Es soll keinen westlichen Einfluss geben." Aufgabe der Organisation sei es lediglich, Sponsoren zu finden.

Der Kredit eröffnet den Frauen die Möglichkeit, ihre Familien selbst zu ernähren. Gleichzeitig trage die Gründung dazu bei, dass es in den Gemeinden genau das gibt, was dort gebraucht wird. "Sobald die Geschäftsideen erfolgreich sind, geben die Frauen wiederum 100 Euro an andere Frauen, damit die sich dann selbstständig machen können", schildert sie. "Zurzeit haben wir eine Weitergaberate von 97 Prozent." 

Um diese Arbeit unterstützen zu können, hat sich auf dem Campus der Constructor University ein Klub gegründet. Ein Teil der Studierenden engagiert sich hier im Rahmen des Community Impact Projects. So setzt sich eine Gruppe etwa wissenschaftlich mit den Ansätzen des Vereins auseinander. "Darüber hinaus bieten wir interkulturelle Workshops an", sagt Ortmann. Studierende der Universität besuchen dabei Schulen in der Region und berichten von der Arbeit von Ketaaketi. Zeitgleich bringen die jungen Leute den Schülerinnen und Schülern die Kultur ihres Heimatlandes näher. Schließlich studieren an der Constructor University Menschen aus mehr als 100 Ländern. "Außerdem haben Informatikstudierende im Rahmen des CIP eine interaktive Weltkarte für die Internetseite des Vereins programmiert", sagt Maria Ortmann. "Dort finden sich die Länder wieder, die durch Ketaaketi unterstützt werden."

Ein afrikanisches Kochbuch: "Das Pasta aus Italien kommt, weiß jeder. Aber welche Speisen für die afrikanische Küche stehen, ist kaum bekannt", erzählt Studentin Anna Bethge-Stein. "Darüber habe ich mich sehr geärgert." So ist die Idee entstanden, ein Kochbuch mit afrikanischen Rezepten zu veröffentlichen.

Ziel der Gruppe ist es, jedes afrikanische Land zu porträtieren. 23 Rezepte hat sie bereits gesammelt. Neben den Speisen wollen die Studierenden aber auch Menschen aus den jeweiligen Ländern vorstellen. "Deshalb führen wir zurzeit Gespräche mit afrikanischstämmigen Leuten", erzählt sie. Die Interviewpartner dafür findet die Gruppe unter anderem im Bremer Norden. 

Campus-Museum: Bevor das Gelände in Grohn zum Universitätsstandort wurde, war dort das Militär untergebracht. Genutzt wurde das Areal zuerst von der NS-Wehrmacht, nach dem Zweiten Weltkrieg kamen US-Streitkräfte und später die Bundeswehr. Genau diese Historie soll künftig für jedermann in einem Museum erlebbar sein. Wann die Schau eröffnet, steht derzeit noch nicht fest. "Es gibt noch einiges zu tun", sagt Emily Ehrenreich. "Unter anderem müssen noch die Texte zu den Exponaten verfasst werden."

Geister der Geschichte: Um historische Persönlichkeiten zum Leben zu erwecken, haben Studierende eine spezielle App entwickelt. "Die Gruppe hat zum Beispiel die Geschichte von Kriegsgefangenen nachempfunden und sie in 90 Sekunden erzählt", sagt Universitätsdozent Jakob Fruchtmann, der das Community Impact Project akademisch betreut. Um den Beitrag sehen zu können, müssen die Nutzer das Programm auf ihrem Smartphone installieren und es dann genau an den Ort halten, wo die erzählte Geschichte passiert ist. "Auf dem Bildschirm taucht dann der Geist der Geschichte auf und erzählt, was ihm widerfahren ist", so Fruchtmann. Zum Einsatz kommen könnte die App aber nicht nur im Campus-Museum, sondern auch an vielen anderen Orten in der Stadt.

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